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„Fakten auf unserer Seite“: Großer Automobilhersteller setzt weiter auf Verbrenner

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„Fakten auf unserer Seite“: Großer Automobilhersteller setzt weiter auf Verbrenner

Toyota will sich nicht vom Verbrenner verabschieden. Technologieoffenheit sei das Gebot der Stunde. Welche Strategie verfolgt der Autohersteller?

München – Toyota gehört zu jenen Autobauern, die nicht komplett auf Elektroautos umgeschwenkt haben, sondern auch im E-Mobilitätszeitalter auf Technologie-Offenheit setzen. Wie hierzulande BMW betonten auch die Japaner, weiter in mehrere Richtungen zu investieren, weil der Fokus auf eine Antriebsart zu riskant sei.

Die Entwicklung zeigt, dass Toyota damit richtig fährt: 2023 dominierte der Konzern den weltweiten Absatz einmal mehr vor Volkswagen. Verkaufsstatistiken des vergangenen Jahres attestieren dem Weltmarktführer 11,3 Millionen verkaufte Modelle, während Europas größter Autoanbieter Volkswagen auf 9,2 Mio. kommt.

„Multi-Pathway“-Strategie: Toyota setzt auf Technologie-Offenheit statt E-Auto-Offensive

Dafür gehört Toyota zu den Nachzüglern, wenn es um den Umstieg von Verbrenner- auf Elektroantriebe geht: Laut einer Analyse des Umweltforschungsverbunds ICCT 13 befinden sich die Japaner nur bedingt in der Transformation hin zu emissionsfreien Modellen:

Klassische und Plug-in-Hybride, reine Verbrenner, Elektroautos und auch Wasserstoffantriebe treibt der Megakonzern allesamt voran. Statt also voll auf Stromer zu setzen, lässt sich Toyota Zeit mit der prognostizierten Antriebswende: Man setzt auf eine „Multi-Pathway“-Strategie, um den Übergang zur CO₂-Neutralität bis 2040 schaffen.

Alternative zu Verbrennern: „In der Autoindustrie haben das viele realisiert“

Warum das so ist, dazu hat nun Toyotas Chefwissenschaftler gegenüber dem Portal Edison Stellung bezogen. Für den Vielfältigkeits-Ansatz gibt es nach Meinung der Japaner keine technologische Alternative: „In der Autoindustrie haben inzwischen viele realisiert, dass unsere Vorgehensweise der bessere Ansatz ist“, erklärt Gill Pratt.

„fakten auf unserer seite“: großer automobilhersteller setzt weiter auf verbrenner

Toyotas Erfolg basiert auf Fahrzeugen mit Verbrennertechnologie. Im Bild ein Ausstellungsstück auf einer Messe in New York

Dem US-Amerikaner zufolge liegt das mitunter an der weltweiten Entwicklung der elektrischen Infrastruktur. Hauptsächlich in westeuropäischen Märkten wie Norwegen werde es künftig mehr BEV-Modelle geben. „In anderen Teilen der Welt wird das noch lange Zeit dauern, vermutlich bis zu mehreren Dekaden“, führt der Forscher in dem Interview aus.

Verbrenner? Toyota setzt nicht auf reine E-Autos – das hat auch mit Lithium zu tun

Für Toyota ist laut Pratt nicht die Antriebsvariante für die Mobilität der Zukunft entscheidend, vielmehr gehe es darum zu „sehen, wie wir die Kohlendioxid-Belastung insgesamt senken“. Demzufolge sei nicht eine bestimmte Art von Auto das Ziel: „Es geht um die globale Reduzierung der CO₂-Emissionen.“ In Deutschland fährt BMW einen nahezu identischen Kurs – und arbeitet seit geraumer Zeit mit dem japanischen Autobauer zusammen, zum Beispiel im Bereich Wasserstoffantrieb.

Der hat laut Gill Pratt übrigens einen entscheidenden Vorteil im Vergleich zu batterieelektrischen Autos: „Der Unterschied ist, dass wir dafür keine teuren Materialien wie Lithium, Kobalt oder Nickel einsetzen müssen.“ Auf absehbare Zeit sei diese Antriebsart für den Einsatz im Privat-Pkw-Bereich jedoch ungeeignet.

Was E-Autos betrifft, erläutert der Wissenschaftler eine interessante Rechnung: „Ich zeige da gern meine 1:6:90-Relation. Mit dem Lithium aus der Batterie eines einzigen vollelektrischen Autos können wir sechs Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge oder sage und schreibe 90 klassische Hybridmodelle bestücken.“

Toyotas Absatz- und Antriebsstrategie: „Fakten und Zeit auf unserer Seite“

So setzt Toyota auf eine vielfältige Antriebsstrategie, um einerseits den Schadstoffausstoß zu reduzieren. Andererseits geht es nach Angaben des Herstellers darum, bezahlbare Mobilität weltweit zugänglich zu halten. „Die Fakten sind auf unserer Seite und die Zeit ebenso. Fakt ist nämlich, dass die Welt divers ist und dafür brauchen wir auch diverse Lösungen“, schildert der Verantwortliche von Toyotas Forschungsstrategie aus.

„fakten auf unserer seite“: großer automobilhersteller setzt weiter auf verbrenner

Dr. Gill Pratt ist der Chefwissenschaftler des weltgrößten Autobauers Toyota. Die Japaner setzen auch künftig auf sparsame Verbrenner

Der Doktor der Philosophie ist der Meinung: „Am Ende muss der Kunde das Auto tatsächlich wollen – egal, was die jeweilige Regierung politisch vorgibt.“ Kürzlich sorgte Toyota mit einer Innovation in Sachen E-Auto-Batterie für Aufsehen. Auch diesbezüglich äußert sich Pratt: Es handele sich um einen „großartigen Gamechanger“, bei dem jedoch noch „viele Voraussetzungen für eine kommerzielle Produktion“ nötig sind, darunter niedrigere Kosten. (PF)

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