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Elektroautos: Italien gewährt üppige Kaufhilfe für günstige Modelle - Budget nach neun Stunden verbraucht

Bis zu 13.750 Euro Zuschuss für den Kauf eines E-Autos konnten Italiener am Montag ergattern – wenn sie schnell waren. Und so wurde die Subvention zur Lotterie.

elektroautos: italien gewährt üppige kaufhilfe für günstige modelle - budget nach neun stunden verbraucht

Elektroautos: Italien gewährt üppige Kaufhilfe für günstige Modelle – Budget nach neun Stunden verbraucht

Italiens Regierung hat eine lange diskutierte, besonders großzügige Subvention für günstige Elektroautos am Montag gestartet – doch noch am selben Tag war der Geldsegen schon wieder beendet. Wie der Rundfunksender RAI berichtet, waren schon nach weniger als neun Stunden so viele Anträge für den neuen »Ecobonus« eingegangen, dass das für die Kaufhilfe von E-Autos vorgesehene Budget von gut 200 Millionen Euro verbraucht war.

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Die Subvention war besonders großzügig bemessen, aber an strenge Bedingungen geknüpft: Den maximalen Zuschuss von 13.750 Euro konnten Autokäufer mit einem Einkommens- und Vermögensindikator (ISEE) unter 30.000 Euro einstreichen, die ein altes Auto bis zur Abgasnorm Euro 2 verschrotten ließen und dafür einen Neuwagen erwarben. Dieser durfte höchstens 20 Gramm CO₂ pro Kilometer ausstoßen und unter 35.000 Euro kosten, was praktisch nur eine kleine Auswahl von E-Autos ließ. Ohne Einkommensgrenze und ohne abzugebendes Altauto wurden immer noch 6000 Euro gewährt. Wie viele Käufe gefördert wurden, blieb zunächst unklar.

Andere Varianten des Ecobonus waren laut Website des Wirtschaftsministeriums am Dienstag noch verfügbar, rund 400 Millionen Euro des ursprünglichen Budgets von einer Milliarde Euro weiterhin zu vergeben. Mit geringeren Zuschüssen fördert der Staat noch elektrische Leichtfahrzeuge wie den neuen Fiat Topolino, Hybride oder auch sparsame Autos und Motorräder mit Verbrennungsmotoren, etwa mit Gasantrieb. Italiens rechtsgerichtete Regierung kritisiert das von der Europäischen Union beschlossene Aus für neue Verbrenner ab 2035, will aber gleichwohl den Umstieg auf emissionsärmere Antriebe fördern.

»Italien-Plan für italienische Familien und italienische Arbeit«

Bislang bleibt der Marktanteil von E-Autos in dem Land weit unter dem europäischen Durchschnitt, im vergangenen Jahr betrug er 4,4 Prozent der Neuwagen. Gewerkschaften machten das Warten auf den Ecobonus für die schwache Nachfrage verantwortlich. Zum Jahreswechsel ließ der Stellantis-Konzern die Produktion des Elektrokleinwagens Fiat 500e in Turin länger pausieren.

Wirtschaftsminister Adolfo Urso von der postfaschistischen Partei Fratelli d’Italia betonte, dass es um einen »Italien-Plan für die italienischen Familien und die italienische Arbeit« gehe. Auf der Plattform X schrieb Urso, der Anreiz unterstütze Familien beim Kauf eines umweltfreundlichen Autos, helfe den Fahrzeugbestand zu erneuern und zugleich die nationale Produktion anzuregen.

Bezahlbare E-Mobilität noch nicht garantiert

Einen Ansturm erlebte auch Frankreich, das zu Jahresbeginn ein »Sozial-Leasing« für Elektroautos mit auf höchstens 150 Euro gedrückten Monatsraten eingeführt hatte. Obwohl die Regierung die Zahl der maximal zu bewilligenden Förderanträge auf 50.000 verdoppelte, war das Limit schon im Februar erreicht. Im Haushalt für 2025 soll das Programm neu aufgelegt werden, um besonders günstigen E-Mobilen zum Erfolg zu verhelfen. Die Autoindustrie fokussiert sich bislang auf teurere Elektromodelle. Erst neuerdings kommen erste vollwertige Modelle in der Preisklasse unter 25.000 Euro auf den Markt – als erstes aus europäischer Produktion der Citroën ë-C3 von Stellantis, nun erst nach dem Ende des französischen Sozial-Leasing.

Eher einer kaufkräftigen Klientel dürfte die deutsche Subvention zugutekommen, die im vergangenen September auch nur für einen Tag reichte: Besitzer eines E-Autos konnten bis zu 10.200 Euro bekommen, um sich eine Kombination aus privater Ladestation, Solaranlage und Speicherbatterie anzuschaffen. Eine Neuauflage wurde wegen eines Haushaltsurteils des Bundesverfassungsgerichts zum Jahresende ebenso gestrichen wie die allgemeine Kaufhilfe für Elektroautos.

Die Beispiele aus Italien bezeugten eine enorme Nachfrage nach bezahlbaren E-Autos, kommentierte der Berater Jaap Burger von der Organisation Regulatory Assistance Project. Gezielte Förderprogramme kämen gerade zur rechten Zeit, damit die klimafreundlicheren Fahrzeuge nicht bloß ein »Spielzeug für Reiche« blieben, schrieb Burger auf der Plattform LinkedIn. Doch wenn sie zur »Lotterie« würden und Europa zugleich den Import billiger Alternativen aus China behindere, gefährde das die Dekarbonisierung des Verkehrs. Dass sich bezahlbare E-Autos im Massenmarkt etablieren, sei noch nicht garantiert.

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