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Exklusiv-Interview zum kaayo-Start: "Wir wollen Qualitätsprozesse etablieren"

01.07.2024 15:24 Uhr | Lesezeit: 5 min

Roman Meier-Andrae, Geschäftsführer kaayo: “Wenn wir die Potenziale digitaler Effizienz gezielt ausschöpfen, ist dies lukrativer als das bisherige Modell der nachträglichen Rechnungsprüfung.” © Foto: TÜV NORD/kaayo

Mit hohen Ansprüchen, klaren Zielen und einem offenen Ansatz geht das Schadenportal kaayo an den Start. Zusammen mit Systempartner TÜV NORD Mobilität (TNM) launcht man ein zeitgemäßes Tool.

von Walter K. Pfauntsch , Karsten Thätner

Im Exklusiv-Interview mit AUTOHAUS verrieten Roman Meier-Andrae und Timo Möller-Gomez, die gemeinsam die Geschäftsführung des TÜV NORD Start-ups kaayo bilden, welche Strategie sie mit ihrem Unternehmen verfolgen, was sie von anderen Modellen am Markt unterscheidet und was die Branche künftig noch erwarten kann.

AH: Herr Meier-Andrae, die digitale Abwicklung von Unfallschäden über eine Portallösung ist keine brandneue Idee. Was unterscheidet kaayo von anderen Konzepten am Markt?

R. Meier-Andrae: TÜV NORD Mobilität will künftig verstärkt auf digitale Geschäftsmodelle setzen und dabei ganz bewusst seine traditionellen Stärken, Neutralität, Transparenz und Qualität ausspielen. kaayo ist ein erster Schritt in diese Richtung und bietet eine zentrale Plattform die schon in ihrer kostenlosen Basisversion so viele Vorteile bietet, dass der Anwender nicht lange über eine weitergehende Nutzung nachdenken muss. Ein großes Plus ist die Unabhängigkeit von Gutachten der TNM: Wir sehen das Portal nicht als Marketinginstrument zur Verkaufsförderung von Sachverständigenprodukten, sondern wollen den Autohäusern bewusst die Wahl lassen, mit welcher Überwachungsorganisation sie zusammenarbeiten. Bei kaayo steht die Geschwindigkeit und Effizienz der Schadenabwicklung im Sinne aller Beteiligten und natürlich auch des Geschädigten absolut im Vordergrund.

Faires Preismodell

AH: Herr Möller-Gomez, Ihr GL-Kollege hatte das Kostenmodell bereits angesprochen – wie finanziert sich kaayo?

T. Möller-Gomez: Wir bieten Autohäusern bereits in der Freemium-Version ein recht umfangreiches Paket. Dieses bietet zum Beispiel mit der digitalen Unterschrift und der individualisierbaren Schadenmeldeseite für Endkunden Funktionen, die bei anderen Unternehmen am Markt bezahlt werden müssen. Diese Standardprozesse werden auch in Zukunft kostenlos bleiben. Darüber hinaus wird es verschiedene Pakete geben, die wir eng auf die Bedürfnisse der Reparaturbetriebe zuschneiden. Ein erstes Beispiel ist die Anbindung an die gängigen DMS-Systeme, die eine problemlose Übernahme der Kunden- und Fahrzeug-Daten über das Kennzeichen in unsere elektronische Akte ermöglicht. Künftig werden wir weitere Schmerzpunkte aus dem Alltag der Autohäuser auflösen. In jedem Fall kann man aber sagen, dass sich die Kosten für die Nutzung von kaayo alleine schon durch die Entlastung von administrativen Aufgaben in kürzester Zeit amortisieren werden.

Timo Möller-Gomez, Geschäftsführer kaayo: “Die Kosten für die Nutzung von kaayo werden sich durch die Entlastung von administrativen Aufgaben in kürzester Zeit amortisieren.” © Foto: TÜV NORD/kaayo

AH: Wie sieht die Kostenseite für die anderen Beteiligten, sprich Anwaltskanzleien und Kfz-Sachverständige aus?

T. Möller-Gomez: Auch hier war es uns wichtig, eine faire Lösung zu finden. Statt also eine Grundgebühr zu verlangen oder Kunden über langfristige Verträge an uns zu binden, haben wir uns bewusst für eine fallbezogene Abrechnung entschieden. In Summe werden wir also von jeder Partei einen fairen Beitrag zur Refinanzierung bekommen und dies ohne versteckte Kostenrisiken. Es ist uns wichtig, die Werthaltigkeit von kaayo am Markt zu beweisen, die Zahlungsbereitschaft folgt danach von selbst.

Geeignet für alle Autohäuser

AH: Mit rund zwei Jahren hatte das Projekt eine relativ lange Vorlaufszeit. Wie ist die bisherige Resonanz aus dem Markt und für welche Autohäuser ist kaayo geeignet?

R. Meier-Andrae: Das lag unter anderem daran, dass sich das Schadenportal erst nach einiger Zeit als erster Anwendungsfall herauskristallisiert hat und wir parallel bereits an einigen anderen Produkten gearbeitet haben. In Zukunft wird es also durchaus zusätzliche digitale Lösungen von TNM geben.

Wichtig war uns vor allem, eine qualitative Pilotphase durchzuführen und dabei Autohäuser aller Größen mit einzubinden. Schon in dieser relativ kleinen Projektgruppe war klar zu erkennen, dass die Nutzung des Portals deutlich höher sein würde als ursprünglich projektiert – wir haben die erwarteten Zahlen um Werte zwischen 50 und 90 Prozent überschritten. kaayo ist ganz bewusst als eine niederschwellige Lösung konzipiert, die auch von einer kleinen Werkstatt angewendet werden kann, die ihren Auftritt vor Kunde professionalisieren und im lukrativen Markt der Unfallschadenabwicklung besser Fuß fassen möchte. Egal, wie klein oder groß ein Betrieb ist, gerne genutzt wird Software vor allem dann, wenn sie gut und intuitiv bedienbar ist.

Qualität wird sich durchsetzen

AH: Wird das Endprodukt aus Ihrer Sicht diesen Ansprüchen gerecht?

T. Möller-Gomez: Auf jeden Fall! Wir bieten ein Tool, das in die Zeit passt und von der Bedienbarkeit so gut ist, wie man das aus seinem privaten Umfeld her kennt. Mit den Werkzeugen, die kaayo den Beteiligten an die Hand gibt, kann jeder seinen Anteil an der Schadenabwicklung besser, schneller und effektiver erledigen und das hilft im Endeffekt natürlich auch dem Geschädigten.

R. Meier-Andrae: Wichtig war uns eine kundenorientierte Entwicklung sowie ein nutzerorientierter Prozess – beides ist uns gelungen. Neutral, hochqualitativ und transparent bringen wir Licht in eine Branche, in der es immer noch einige dunkle Ecken gibt und das ist eine Kombination, die so bisher am Markt gefehlt hat. Deswegen haben wir auch ganz bewusst die Entscheidung getroffen, das Modell für andere Prüfgesellschaften offen zu gestalten.

AH: Wie sehen Sie die Zukunft von kaayo in den kommenden Jahren?

R. Meier-Andrae: Wichtig ist, dass wir den kommenden ein bis zwei Jahren beweisen, dass wir in der Lage sind, unsere eigenen hohen Ansprüche zu erfüllen und unsere Werte in die Branche einbringen. Nur dann werden wir in der Konsolidierung am Markt, die sich weiter fortsetzen wird, zu den signifikanten Playern gehören können, die auch künftig eine Rolle spielen werden. Ich bin allerdings ebenso davon überzeugt, dass die Zeit der übermäßigen Fokussierung auf den reinen Kostenaspekt sich dem Ende zuneigt. Um eine Abwicklung ohne Minderungen interessant zu machen, braucht es exzellente digitale Prozesse. Wenn man die dort schlummernden Potenziale im ein- bis zweistelligen Prozentbereich gezielt hebt, braucht es keine Rechnungsprüfung. Das macht uns also auch für Qualiätsversicherer interessant.

AH: Herr Meier-Andrae, Herr Möller-Gomez, herzlichen Dank für dieses Gespräch.

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