All-Terrain-Pedelecs (eATBs) sind sportliche E-Trekking-Bikes mit Offroad-Potenzial, sozusagen der SUV unter den Elektrofahrrädern. BIKE BILD hat neun dieser modernen Elektrohybriden getestet.
- Der Testsieger: Riese & Müller Supercharger 2 GT
- Testergebnisse:
- Technische Daten Riese & Müller Supercharger 2GT
- Der Preis-Leistungssieger: Victoria – eAdventure 8.9
- Testergebnisse:
- Voll gefederter E-MTB-Chopper: Bergamont – E-Horizons FS Expert 600
- Testergebnisse:
- Überzeugender Debütant: Canyon – Pathlite:ON 8.0
- Testergebnisse:
- Stilvoller Wiederholungstäter: Centurion – E-Fire Tour R2600I
- Testergebnisse:
- Potenter Überallfahrer: Flyer – Goroc 1 6.50
- Testergebnisse:
- Mountainbike mit Trekkingherz: Merida – eBig Tour 500 EQ
- Testergebnisse:
- Attraktiver Alltagskünstler: Scott – Axis Eride 10
- Testergebnisse:
- Aktivling im Alltagsdress: Stevens –E-8X Tour
- Testergebnisse:
- So haben wir getestet
- Die Testkriterien
- Kraftprotze unter sich
- Alltagstaugliche Ausstattung
- Casus knacksus – der Reifen
- Schuldig, im Sinne des Fahrspaßes
Die Bike-Bild-Redaktion unterwegs: Testfahrt für den e-ATB-Vergleichstest
Der Testsieger: Riese & Müller Supercharger 2 GT
Der Supercharger – halb Maschine, halb Fahrrad
Der Supercharger ist Styleguide unter den SUV-Bikes. Monströse Rohre, in denen der Hersteller Platz gefunden hat für zwei 500-Watt-Akkus von Bosch. Derart breite Puschen, dass manches MTB neidisch aufblicken wird. Und super zupackende Magura-Bremsen, dass man Ungeübten eine Bremsschulung ans Herz legen möchte. Doch das eigentliche Juwel an diesem Schwergewicht ist die 14-Gang-Rohloff-Nabenschaltung, übrigens der einzige Riemenantrieb inmitten der Kettenschaltungskonkurrenz. Die Nabe funktioniert wie eine Eins, auch im Stand. Dann schaltet die Rohloff nämlich automatisch in den fünften Gang, sodass man stets entspannt anfahren kann. Und sonst? Wir könnten gar nicht alle Features aufzählen: Bosch-Antrieb, dämpfende Sattelstütze, schöne, flächige Lenkergriffe. Mit 134 Kilometern kann sich der Supercharger als Reichenweitenkönig feiern lassen, sollte aber den Kopf einziehen, wenn der U-Faktor verglichen wird. Ein Tester resümierte begeistert: „Mit dem Ding machst du alles platt!“ Einem anderen war das Bike für ein E-Trekkingrad wiederum „zu hochgezüchtet“.Fazit: Wir sind aufs Neue begeistert, was uns Riese & Müller für ein brachiales Komfort-Geschoss hingestellt hat. Schmerzend wird der Weg zur Kasse: Da werden 7599 Euro für sein Premiumbike fällig.
Testergebnisse:
- Gesamtnote: sehr gut (32 von 35 Punkten)
Preistreiber: Rohloffs 14-Gang-Schaltung
- Reichweite: 5/5 Punkte
- U-Faktor: 2,5/5 Punkte
- Bremsleistung: 5/5 Punkte
- Stresstest: 5/5 Punkte
- Ausstattung: 5/5 Punkte
- Fahrspaß: 4,5/5 Punkte
- Design: 5/5 Punkte
- Preis: 7599 Euro
Technische Daten Riese & Müller Supercharger 2GT
Gewicht (in kg)
30,8
Federgabel
Suntour Aion Air, 100 Millimeter Federweg
Schaltung
Rohloff Speedhub E14, 14-Gang-Nabenschaltung
Der Preis-Leistungssieger: Victoria – eAdventure 8.9
Dieses Modell gibt es auch als Tiefeinsteiger
Der Shimano-Antrieb Steps E8000 hat – das zeigen die Ergebnisse auf dem Prüfstand – seinen eigenen Charakter. Ausgesprochen stark beim U-Faktor (3,2) und mit schwächelnder Reichweite (59 Kilometer) präsentiert sich das Victoria-Rad. Übersetzt heißt dies: Das Rad hat mächtig Dampf, ihm geht aber schnell die Puste aus. In der Praxis spürt man wenig von der unbändigen Kraft des Bikes. Die Sitzposition ist entspannt, auch wegen des hoch aufbauenden Vorbaus, auf den 27,5-Zöllern rollt man gemütlich dahin – vom Sprinter wenig zu spüren. Den Rest schluckt die Federgabel mit völlig ausreichendem Federweg auch noch weg. Auf dem Prüfstand Kraftprotz, in natura gutmütiger Voyageur – diese Ambivalenz können wir an dieser Stelle nicht auflösen, nur sicher sagen: Wer ein gemütliches E-Trekkingrad mit üppiger Bereifung sucht, liegt beim Victoria goldrichtig. Für weiteren Komfort, etwa beim Ausflug ins Grüne, sorgt das große Shimano- Display, das großzügig mit Daten versorgt. Wenn man etwas an diesem Rad bemängeln kann, dann die fehlende Akku-Integration und die für ein moderndes E-Trekkingrad etwas altbackene Farbe.Fazit: Das Victoria hat uns gut gefallen. Anders als das Flyer etwa wird es sportliche Fahrer nicht glücklich machen. Als gemächliches Ausflugsrad mit der Rundumsorglos-Bereifung von Schwalbe wird es seine eigenen Fans finden, ganz sicher.
Testergebnisse:
- Gesamtnote: sehr gut (28,5 von 35 Punkten)
Großes Display mit gut ablesbaren Daten
- Reichweite: 3/5 Punkte
- U-Faktor: 4,5/5 Punkte
- Bremsleistung: 5/5 Punkte
- Stresstest: 4,5/5 Punkte
- Ausstattung: 4/5 Punkte
- Fahrspaß: 4/5 Punkte
- Design: 3,5/5 Punkte
- Preis: 3499 Euro
Voll gefederter E-MTB-Chopper: Bergamont – E-Horizons FS Expert 600
Auf dem Bergamont sitzt man sehr bequem
Das einzige All-Terrain-Pedelec im Test mit voll gefedertem Fahrwerk kommt von Bergamont. Die Hamburger Firma liefert eine im wortwörtlichen Sinne abenteuerliche Mischung aus Tourenbike, Mountainbike und Pendlermaschine. Klar, dass das E-Horizon FS Expert dank des U-Faktors von 2,4 und des Hinterbaudämpfers mit 80 Millimeter Federweg im Gelände im Vorteil ist: Baumwurzeln, kleine und größere Kanten sind keine Hindernisse. Wer mag, kann das Bergamont sogar über Mountainbiketrails scheuchen. Andersrum ist so ein voll gefedertes E-Bike als Pendlerrad in den meisten Situationen überqualifiziert.Auch wenn man die Bordsteine auf dem Weg zur Arbeit mit dem E-Horizon mit einem Grinsen überfährt, bleibt doch der Nachteil, dass der Dämpfer regelmäßig gewartet und gereinigt werden möchte. Überdies beschleunigt man auf Asphalt mit deaktivierter Hinterraddämpfung besser, wes- wegen diese im Alltag selten zum Einsatz kommen dürfte. Bewusst haben sich die Ingenieure von Bergamont für eine Unisex-Geometrie mit tiefer gezogenem Oberrohr entschieden. Mit 67 Kilometer Reichweite liegt Bergamont im Mittelfeld.Fazit: Das Bergamont ist prädestiniert für entspannte Touren durch die Natur und bergiges Gelände. Ob man die Hinterbaudämpfung wirklich benötigt, sollte jeder Fahrer je nach Einsatzbereich für sich selbst entscheiden.
Testergebnisse:
- Gesamtnote: sehr gut (28,5 von 35 Punkten)
Es gibt modernere Bosch-Displays
- Reichweite: 3,5/5 Punkte
- U-Faktor: 3/5 Punkte
- Bremsleistung: 5/5 Punkte
- Stresstest: 5/5 Punkte
- Ausstattung: 4,5/5 Punkte
- Fahrspaß: 4/5 Punkte
- Design: 3,5/5 Punkte
- Preis: 4499 Euro
Überzeugender Debütant: Canyon – Pathlite:ON 8.0
Die blaue Lackierung kommt bei Sonne gut an
Lange hat sich Canyon mit seinem ersten E-Trekkingbike zurückgehalten. Die Sportradmarke aus Koblenz hatte schrittweise ihre Mountainbikes elektrifiziert und ein E-Fitnessbike auf den Markt gebracht. Nun kommt mit dem Pathlite:ON der erste Aufschlag in einem echten Pedelec-Massensegment. Canyons Kalkül: Qualitätskomponenten, Integration und die hauseigene Formsprache mit Wiedererkennungswert. Und erstmals hat der Hersteller einen Bosch-Motor in einem seiner E-Bikes verbaut.Der Performance Line CX schiebt das Bike zuverlässig (U-Faktor: 2,5) an. Dank der Akkukapazität von 1000 Wattstunden (2 x 500) kann das junge Pathlite:ON in Sachen Reichweite mit der etablierten Konkurrenz mithalten. Schaltgruppe, Reifen und Federgabel sind für Touren mit wechselnden Untergründen ausgelegt. Kleine Details machen den Unterschied zu den Mitbewerbern: Das Frontlicht sitzt elegant am Schutzblech, das Cockpit besteht aus einem Stück. Für beides gilt indes: Muss man mögen. Das Licht ist eben auch exponiert, und der Lenker ist für Fahrer mit speziellen Ergonomiewünschen zu unflexibel.Fazit: Mit dem Pathlite:ON ist Canyon der Einstieg in die neue Klasse geglückt. Fans der Marke werden Leistung und Formsprache überzeugen, manch innovative Lösung bleibt letztlich Geschmackssache.
Testergebnisse:
- Gesamtnote: sehr gut (30 von 35 Punkten)
Elegant: die Frontlampe von Supernova
- Reichweite: 5/5 Punkte
- U-Faktor: 3,5/5 Punkte
- Bremsleistung: 5/5 Punkte
- Stresstest: 4,5/5 Punkte
- Ausstattung: 4/5 Punkte
- Fahrspaß: 4,5/5 Punkte
- Design: 3,5/5 Punkte
- Preis: 4399 Euro
Stilvoller Wiederholungstäter: Centurion – E-Fire Tour R2600I
Das Rad kennen wir doch! Tatsächlich war das E-Trekkingbike schon mal im redaktionellen Einzeltest und konnte schon dort überzeugen. Der Prüfstand bestätigt nun das positive Fahrgefühl von damals. Hierfür maßgeblich verantwortlich zeichnet Boschs stärkstes Pferd im Stall, der Performance-Line-CX-Motor mit satten 625 Wattstunden. Die Kapazität reicht für ausgedehnte Touren, die ermittelte Reichweite lag bei 67 Kilometern. Optional kann am Unterrohr ein Zweitakku mit 500 Wattstunden angebracht werden.In Kombination dürfte dies das Rundum-sorglos-Paket sein. Das E-Fire ist voll ausgestattet mit Lichtanlage und Federgabel, Schutzblech und Gepäckträger, wie es sich für ein E-Bike dieser Preisklasse gehört. Das flotte Design gefällt uns. Die Sitzposition ist sportlicher, als es zunächst den Anschein hat. In Kurven reagiert das E-Fire direkt, ohne dass die Radbeherrschung gefährdet wäre. Die Reifen könnten ein wenig mehr Profil vertragen. Auf Feldwegen fühlt sich das Rad wohl, könnte bei Nässe aber schnell an seine Grenzen stoßen.Fazit: Centurion hat nach dem Testsieg im letzten Jahr wieder ein tolles E-Trekkingbike abgeliefert. Gelungen komponiert, hochwertig verarbeitet, souverän in allen Fahrlagen. Bequemer Begleiter für Stadt-Land-Fluss-Touren.
Testergebnisse:
- Gesamtnote: sehr gut (28,5 von 35 Punkten)
Moderne Akkuverschlusskappe (Eigenbau)
- Reichweite: 3,5/5 Punkte
- U-Faktor: 3/5 Punkte
- Bremsleistung: 5/5 Punkte
- Stresstest: 4,5/5 Punkte
- Ausstattung: 4/5 Punkte
- Fahrspaß: 4,5/5 Punkte
- Design: 4/5 Punkte
- Preis: 3799 Euro
Potenter Überallfahrer: Flyer – Goroc 1 6.50
Könnte ein Hardtail mit Gepäckträger sein: Flyer Goroc
Wer auf jedem Terrain auf Nummer sicher gehen will, ist beim Flyer bestens aufgehoben. Geländetauglichkeit ist beim Goroc alles andere als ein Marketingspruch. Ob auf Feldwegen, Schotterpisten oder Asphalt, mit dem Rad fühlt man sich überall sehr wohl und sicher. Die üppigen 27,5-Zoll-Pneus von Maxxis wühlen sich mühelos durch groben Schotter und matschiges Geläuf und bieten jederzeit jene Spurtreue, die man beim Anblick erwartet. Die MTB-Kettenschaltung Sram Eagle liefert bis zu zwölf knackige Schaltvorgänge am Stück. Das Goroc strotzt nicht nur optisch vor Kraft und Potenz.Passenderweise setzt der Schweizer Hersteller, bekannt für Crossover-Pedelecs, auf den Bosch-Performance-Line-CX-Motor mit 75 Newtonmeter Drehmoment. Neudeutsch würde man sagen: Das bringt Fun! Sportler dürfte das Bike ad hoc begeistern und dazu verführen, neue Wege einzuschlagen. Wer eine entspanntere Tourensitzposition bevorzugt, könnte sich mit dem Flyer überfordern. Für Ausdauer ist trotz Power gesorgt: In der Dual-Battery-Ausstattung stehen 1125 Wattstunden zur Verfügung. Stark.Fazit: Extrem potentes All-Terrain-Pedelec, das im früheren Leben auch ein Hardtail hätte sein können. Mit Schutzblechen, Gepäckträger und Ständer nun pendlergerecht modifiziert. Die Sitzposition hätte allerdings insgesamt etwas gemäßigter ausfallen dürfen.
Testergebnisse:
- Gesamtnote: sehr gut (30 von 35 Punkten)
Die robuste Sram Eagle arbeitet ausgezeichnet
- Reichweite: 5/5 Punkte
- U-Faktor: 3/5 Punkte
- Bremsleistung: 5/5 Punkte
- Stresstest: 4,5/5 Punkte
- Ausstattung: 4,5/5 Punkte
- Fahrspaß: 4/5 Punkte
- Design: 4/5 Punkte
- Preis: 4399 Euro
Mountainbike mit Trekkingherz: Merida – eBig Tour 500 EQ
Das Bike basiert auf Meridas E-Mountainbikes
Stecken im eBig Tour von Merida mehr Trekking- oder Mountainbike-Gene? Diese Frage werden sich beim Anblick viele stellen. Fahrwerk, Reifen und Rahmengeometrie lassen unverkennbar die Offroadwurzeln erkennen. Die robusten Anbauteile prädestinieren das eBig hingegen als Geländerad und auch als Tagelöhner im Berufsverkehr. Ausdrücklich wollen wir an dieser Stelle die makellose Integration des Akkus loben. Aber: optisch hui, auf dem Prüfstand eher zurückhaltend.Die Shimano- Batterie mit 504 Wattstunden Kapazität spielt nur 51 Kilometer beim Reichweitentest ein. Bei der Schaltung setzt der Fahrradriese auf Trekking und bedient sich an Shimanos bewährter XT mit elf Gängen. Schutzbleche vorn und hinten, Lichtanlage, Gepäckträger und auch ein Fahrradständer sind am Rad formschön montiert. Pendler wird das freuen. Man muss unterscheiden: Wer mehr Wald und Gelände fährt als Straße, wird sich über die grobschlächtigen, 56 Millimeter breiten Maxxis-Schlappen freuen. Wer hingegen fast nur auf Asphalt unterwegs ist, sollte zu effizienteren Allroundreifen greifen.Fazit: Merida hat mit dem eBig Tour viel richtig gemacht und liefert ein All Terrain Bike, wie es sich viele Radler wünschen. Ideal für Fahrer, die sich wegen der mangelnden Alltagstauglichkeit gegen ein E-Mountainbike und für ein All-Terrain-Pedelec entscheiden.
Testergebnisse:
- Gesamtnote: gut (28 von 35 Punkten)
Der Shimano-Motor schiebt kräftig an
- Reichweite: 2,5/5 Punkte
- U-Faktor: 3/5 Punkte
- Bremsleistung: 5/5 Punkte
- Stresstest: 4,5/5 Punkte
- Ausstattung: 4/5 Punkte
- Fahrspaß: 4,5/5 Punkte
- Design: 4/5 Punkte
- Preis: 3699 Euro
Attraktiver Alltagskünstler: Scott – Axis Eride 10
Tolle Farbe, klare Formsprache – bestens: Scott Axis eRide 10
Testergebnisse:
- Gesamtnote: sehr gut (29 von 35 Punkten)
Der Bosch-Antrieb ist formschön eingelassen
- Reichweite: 4/5 Punkte
- U-Faktor: 3/5 Punkte
- Bremsleistung: 5/5 Punkte
- Stresstest: 5/5 Punkte
- Ausstattung: 3,5/5 Punkte
- Fahrspaß: 4/5 Punkte
- Design: 4,5/5 Punkte
- Preis: 4199 Euro
Aktivling im Alltagsdress: Stevens –E-8X Tour
Unaufdringlich schön, resümiert unser Auge: Stevens E-8X Tour
Die Zauberformel steht im Namen. Der Buchstabe X steht für Cross, das Attribut „Tour“ für Bequemlichkeit und Alltagstauglichkeit. In Summe ergeben beide Merkmale ein ansprechendes E-Trekkingrad für Radler, die Komfort und Fahrspaß gleichermaßen schätzen. Folgt man dieser Logik, sind alle weiteren Komponenten am Rad perfekt komponiert. Das Stevens ist solide mit Licht und Co. ausgestattet – bei einem Qualitätshersteller selbstredend. Gefreut haben uns die flott rollenden Reifen von Continental, die gleich bei der ersten Probefahrt für einen fetten Aha-Effekt sorgen. Denn schaut man sich dieses Pedelec an, kommt es einem – im positiven Sinne – normal vor.Tritt man in die Pedale und lässt sich vom starken Bosch-Motor (Performance CX) anschieben, kommt das Stevens mächtig in Fahrt und entwickelt sportlichen Vorwärtsdrang. Links, rechts, links – bei jedem Lenkmanöver fliegen Schmetterlinge durch den Bauch. Damit ist erst Schluss, wenn die 500 Wattstunden verbraucht sind. Wir finden, eine in den Rahmen integrierte Bosch-Powertube mit 625 Wattstunden würden dem Rad noch besser zu Gesicht stehen.Fazit: Ausgewogenes E-Trekkingbike mit Überraschungseffekt. Ideal für Stadt-, Land-, Flusstouren. Die Pneus geraten erst im Gelände ans Limit. Aber wir erinnern uns: X plus Tour lautet die Zauberformel. Und nicht: X plus X.
Testergebnisse:
- Gesamtnote: gut (27,5 von 35 Punkten)
12 Gänge reichen am Pedelec sicher aus
- Reichweite: 2,5/5 Punkte
- U-Faktor: 3/5 Punkte
- Bremsleistung: 5/5 Punkte
- Stresstest: 5/5 Punkte
- Ausstattung: 4/5 Punkte
- Fahrspaß: 4,5/5 Punkte
- Design: 3,5/5 Punkte
- Preis: 3599 Euro
So haben wir getestet
Hier sehen Sie ein Testrad auf dem Reichweitenprüfstand. Der Test ist gewichtsneutral, das heißt, es wird immer bis 100 Kilogramm Systemgewicht aufgelastet
BIKE BILD arbeitet mit dem renommierten Test- und Prüfinstitut Dekra zusammen. Dekra ist eine 1925 gegründete Prüfgesellschaft mit mehr als 45 000 Mitarbeitern und genießt weltweit sehr hohes Ansehen. Mit Wurzeln im Automotivbereich verstärkt der Prüfkonzern sein Engagement aktuell im Bereich von motorisierten Zweirädern und Fahrzeugen. Hierzu zählt neben der Prüfung nach der einschlägigen Maschinenrichtlinie auch die Prüfung nach nationalen und europäischen Normen. Wir freuen uns, die Dekra als Testpartner für unsere umfangreichen E-Bike-Tests gewonnen zu haben. So können Sie sich, liebe Leserinnen und Leser, einmal mehr und insbesondere auf verlässliche Qualitätsprüfungen freuen.
Die Testkriterien
Die Testkriterien haben wir durch den Wechsel zur DEKRA nicht verändert. Weiterhin baut unser großer E-Bike-Test zweistufig auf. Im Labor lassen wir von den Experten Reichweite, Unterstützungsfaktor (U-Faktor) und die Standfestigkeit (Stresstest) des Motors ermitteln. Im Rahmen des Reichweitentests kombinieren wir Fahrten in der Ebene mit solchen bergauf, um ein realistisches Gesamtbild zu zeichnen. Der U-Faktor gibt dabei an, mit welchem Faktor der Motor die Leistung des Fahrers an einer Steigung von sechs Prozent multipliziert. Zusätzlich bestimmen wir die Bremsleistung bei Trockenheit (zwei Drittel) und Nässe (ein Drittel). Alle von uns getesteten Räder erreichten die volle Punktzahl. Bei blockierenden Bremsen auf dem Bremsprüfstand – die Norm wurde längst überschritten – wurde die Höchstbepunktung vergeben. Anschließend folgt Teil zwei der Prüfung, der Praxistest.Wir fahren die Räder auf unterschiedlichen Untergründen Probe. Hieraus ergibt sich die Bewertung für Fahrspaß. Bei den All Terrain Bikes lag der Fokus auf Beherrschbarkeit und Komfort auf Asphalt, Feldwegen und im Gelände. Häufig heiß diskutiert ist die Bewertung des Designs. Redakteure und Außenstehende vergeben Noten für Integration, technische Raffinesse und Gesamteindruck. In Ausstattung bewerten wir die verbauten Komponenten und Anbauteile sowie die allgemeine Ausstattung (Licht, Gepäckträger o. Ä.).
Kraftprotze unter sich
Neben dem Canyon rollten sechs weitere Räder mit Boschs Highendmotor Performance CX an. Moment mal, Performance CX, ist das nicht das Herz vieler E-MTB? 75 Newtonmeter Drehmoment, leicht und kompakt, mit bis zu 340 Prozent Unterstützung. Richtig, Leistung und Kraft satt, in der vierten Generation sensibel und perfekt abgestimmt, kein reines Leistungsmonster mehr. Auf diese Motorcharakteristik setzt das Gros der Hersteller, ein Drittel füttert den Antrieb mit zwei Bosch-Akkus, die 1000 Wattstunden Kapazität und mehr bieten.Dass Shimano in der Fahrradwelt in der Minderheit ist, kommt nicht oft vor. Hier schon.Nur zwei Bikes kommen mit Mittelmotoren vom Komponentenriesen daher. Merida gar mit der abgespeckten Variante, dem Steps E7000, der sich laut Hersteller an „freizeitorientierte Mountainbiker“ richtet. Ohne Zweifel empfinden wir die Leistung in der Praxis als ausreichend, denn machen wir uns nichts vor: Wer durchs bergige (Downhill-)Gehölz jagen will, kauft sich ohnehin ein E-MTB und kein All Terrain Bike. Der große Bruder des Steps E7000, Shimanos Spitzenmodell E8000, der im All-Terrain-Pedelec von Victoria verbaut ist, liefert den höchsten Unterstützungsfaktor im Testumfeld.
Alltagstaugliche Ausstattung
An fast allen Bikes mit Ausnahme des Supercharger von Riese & Müller sind Kettenschaltungen mit elf oder zwölf Gängen verbaut. Damit dürfte man selbst dann auf der sicheren Seite sein, wenn der Akku leer gefahren ist oder Anstiege mit zweistelligen Prozentangaben winken.Häufiger als das kleine Ritzel dürften Schutzblech, Lichtanlage und Gepäckträger zum Einsatz kommen. Radler, die ein ATB zum Pendeln oder als Alltagsrad nutzen, haben die freie Wahl – jedes unserer Testräder rollt pendlergerecht vom Band.
Casus knacksus – der Reifen
Wann wird aus einem Trekkingrad ein ATB? Den größten Unterschied beim Fahren macht der Reifen. Die Bikes von Centurion und Stevens fuhren auf ihren profilarmen Tourenreifen mit „nur“ 50 Millimeter Breite merklich sportlicher und direkter. Und, das nur am Rande: Stollenreifen produzieren auf Asphalt einen lauten Sound.Ganz anders ist die Sachlage, wenn man die Straße verlässt. Profil, Breite, Stollen sind jetzt Trumpf. Je offroadiger der Untergrund wird, desto wichtiger wird das Reifenprofil für Grip im Gelände. 27,5-Zöller sind jetzt das i-Tüpfelchen und bieten Mountainbike-Qualitäten am Trekkingrad.
Schuldig, im Sinne des Fahrspaßes
Kommen wir zum SUV-ATB-Vergleich vom Anfang zurück. Der hinkt nämlich an einer Stelle recht beharrlich: Alle getesteten All-Terrain-Pedelecs wirken wuchtiger, als sie im Vergleich zu herkömmlichen Pendlerrädern oder Trekkingbikes tatsächlich sind. Das, was aus einem E-Trekkingrad ein All-Terrain-Pedelec zaubert, ist zum Großteil auf die Bereifung zurückzuführen und zeigt sich in natura am besten im Wie-auf-Wolken-Fahrgefühl. Der kräftige Mittelmotor, der ohnehin ab etwa 25 km/h abriegelt, ist weitestgehend Beiwerk.Fazit: All-Terrain-Pedelecs sind alltagstaugliche Hybride, teilweise hochgezüchtet, um vor keinem Untergrund oder Terrain zu kapitulieren. Die elektrische Zweirad-Allzweckwaffe für Menschen, die der Freiheit frönen wollen, alles tun zu können – aber es nicht zu müssen. Ein Segen, dass man als Radler die Wildcard in der Tasche hat, ganze Wälder, Parkwege und ferne Flussufer zu erkunden. Ein ATB bringt Sie sicher wieder zurück – und vielleicht am nächsten Tag zur Arbeit.