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Citroën Oli: Im begehbaren Einzelstück durch die Stadt

Wir konnten schon mit der Elektroauto-Studie Citroën Oli fahren – nicht auf abgesperrter Piste, sondern im dichten Verkehr der Großstadt Frankfurt am Main.

citroën oli: im begehbaren einzelstück durch die stadt

12/2022, Citroen Oli

Die Möglichkeit zur Probefahrt in einem Concept Car ist oft nur sehr eingeschränkt möglich. Meist kann man dann ein paar langsame Meter auf abgesperrter Strecke rollen. Nicht mit dem Citroën Oli. Die Franzosen schicken uns mitsamt dem Einzelstück durch den Frankfurter Innenstadtverkehr. ,

So konnte die Studie beweisen, wie sie sich in ihrer geplanten Umgebung zurechtfindet. Der Oli soll nämlich zeigen, wie sich die französische Marke das elektrische Stadtauto der Zukunft vorstellen kann. Traditionell verlässt Citroën dabei eingetretene Pfade und widmet sich neuen Ideen.

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Sparsam dank Leichtbau?

Eine davon ist Leichtbau, verbunden mit Nachhaltigkeit. Die Logik dahinter klingt einfach: Je leichter das Auto ist, desto weniger Energie muss der Antrieb für die Fortbewegung aufwenden. Zusammen mit Recycling-Materialien schont das die Umwelt. 1.000 Kilogramm Leergewicht geben die Entwickler als Zielgröße an. Für ein Elektroauto ist das ein vorbildlicher Wert. Zum Vergleich: Aktuell bewegen sich nur wenige Verbrenner-Kleinwagen wie der Suzuki Swift bewegen sich auf diesem Niveau.

Das technische Rüstzeug für den Citroën Oli stellt die aktuelle Konzernplattform e-CMP2 mit einem, in aktueller Ausbaustufe, 54 kWh großen Lithium-Ionen-Akku und 115 kW (156 PS) starkem E-Motor. Den Stromspeicher im Oli haben die Techniker auf 40 kWh begrenzt. Die sollen für 400 Kilometer ausreichen – Citroën glaubt, den Stromverbrauch auf 10 kWh pro 100 Kilometer senken zu können. Neben einer auf 110 km/h begrenzten Höchstgeschwindigkeit soll vor allem das niedrige Gewicht durch den Einsatz von Kunststoffen und weitere Leichtbaumaßnahmen für die bemerkenswerte Sparsamkeit sorgen.

Wer mag, kann auf das Auto klettern

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Karosserieteile wie Dach und vordere Haube sind aus einem Verbundwerkstoff gefertigt, bei dem Wabenkarton in einem GFK-Sandwich steckt. Das Material ist dermaßen stabil, dass man dem Oli sogar auf Haube und Dach steigen kann. Vielleicht gibt es ja im Stadtverkehr der Zukunft Ereignisse, die das nötig machen. Und fällt spontan ein Logenplatz beim Beobachten einer Sonnenfinsternis ein. Das dauert aber ein wenig, die kommende totale Sonnenfinsternis ist in Süddeutschland am 3. September 2081 zu sehen.

Zurück ins Hier und Jetzt. Mit dem Citroën Oli fallen wir im Gebiet um den Frankfurter Messeturm auf wie ein buntes Ufo. Das Design des Concept Car bricht mit gewohnten Traditionen. Vor allem die senkrechte Windschutzscheibe und das wandelbare Pick-up-Fließ-Stufen-Heck fallen auf. Damit wirkt der Oli größer, als er ist. Seine Länge von 4,20 Metern liegt nur knapp über dem aktuellen Kleinwagenformat.

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Das Design des Oli mach die Verwendung vieler Gleichteile möglich. Diese Besonderheit übernimmt die Studie vom kleinen Citroën Ami, der hierzulande als Opel Rocks-e verkauft wird. Türen, Scheiben und Radlaufleisten sind auf jeder Seite des Autos identisch. Das vereinfacht Produktion und Lagerhaltung für Reparaturen. Weil somit weniger Material vorgehalten werden muss, zahlt auch dieser Punkt auf das Nachhaltigkeitskonto des Oli ein.

Reduzierter Innenraum

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Auch bei der Innenausstattung wurde gespart. Nicht beim Sitzkomfort, sondern beim Materialeinsatz. Während das Gestühl in einem Citroën C5 X aus bis zu 32 Teilen besteht, sollen es im Oli nur acht Bauteile sein. Kissen in der Verankerung federn die Sitze für Fahrer und Beifahrer, folgen also der “Advanced Comfort”-Philosophie der Marke. Auf einem Rohrrahmen sind Sitzkissen und eine Rückenlehne als Netzstruktur aus dem 3D-Drucker befestigt.

Von hier aus blickt man auf ein reduziertes Cockpit. In dessen Mitte wird das Smartphone als Infotainment-Steuereinheit eingesteckt. Anstelle großer Displays genügt ein Anzeigenband unter der Windschutzscheibe. Die aktuelle Geschwindigkeit lässt sich während der Fahrt gut ablesen. Spielerei sind aber noch die Anzeigen für den Blinker. Wenn man rechts abbiegt, erscheint das Symbol unter der rechten Ecke der Scheibe und damit viel zu weit vom Auge des Fahrers entfernt.

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Mit bis zu 50 km/h bewegen wir uns fort, schwimmen mit dem Verkehr mit. Die Übersicht ist sehr gut. Auch dank der geraden Motorhaube kann man die Enden des Autos einsehen, das hilft beim Manövrieren. Gediegenen Federungskomfort oder eine hohe Geräuschdämmung darf man bei einer handgeschnitzten Studie nicht erwarten. Auch der Citroën Oli folgt hier der Concept-Car-Tradition und lässt seine 20-Zoll-Räder teils harsch über Querfugen und Verwerfungen im Asphalt rumpeln.

Was kommt in Serie?

Das ist nicht weiter schlimm. Man weiß ja, dass seine eigentliche Mission das Aufzeigen von neuen Wegen zur Nachhaltigkeit bei Produktion und Betrieb eines Elektroautos ist. Der Oli nimmt somit auc kein konkretes Serienmodell der Marke vorweg.

Gleichwohl spielt sein Design aber eine wichtige Rolle für die Marke Citroën. Nicht nur deswegen, weil an ihm erstmals das neue Logo zu sehen ist. Der Doppelwinkel ist künftig schmaler und wird in einem Oval gezeigt, ist also nicht mehr Bestandteil einer breiten, verchromten Frontmaske.

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Nicht nur das Emblem wird man an künftigen Modellen sehen. Gewiss werden sich auch die geometrischen Formen an Scheinwerfern und Rückleuchten zeigen. Gut möglich, dass schon der Nachfolger des aktuellen Citroën C3 an Front und Heck Anleihen beim Oli nehmen wird. Die gegenläufig öffnenden Portal-Türen mit fehlender B-Säule, der offen liegende Kofferraum mit Abdeckplatte und die senkrechte Windschutzscheibe dürften aber dem Concept Car vorbehalten bleiben.

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