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Citroën Oli (2022): Concept Car im ersten Live-Check

Wir durften mit dem Ausblick auf die Zukunft des Herstellers sogar ein paar Meter durch Frankfurt fahren ...

citroën oli (2022): concept car im ersten live-check

Die Zukunft der Mobilität wird in weiten Teilen (ob man es nun gut findet oder nicht) elektrisch sein. Und diese Entwicklung beschleunigt einen Trend, den es schon länger im Autobau gibt: Alles wird schwerer, größer und teurer. Citroën will da nicht mehr so richtig mitmachen und hat aus diesem Grund nun ein Concept Car namens Oli vorgestellt. Wir durften das unkonventionelle Modell jetzt live sehen. Und sogar fahren.

Was ist das?

Was so aussieht wie eine Mischung aus Star Wars-Requisite, kantiger E-Mehari, geschrumpfter Hummer H1 mit drei Scheibenwischern und aufgeblasenem Citroën Ami soll vor allem auffällig sein. Und ist die Studie eines SUVs, das in exakt dieser Form nie zur Serienreife kommen wird. Die Entwickler und Designer hatten stattdessen die Aufgabe, eine aktuelle Elektro-Plattform des Stellantis-Konzerns möglichst erschwinglich, leicht, effizient und nachhaltig in Form zu bringen.

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Das Ergebnis ist 4,20 Meter lang, 1,65 Meter hoch und 1,90 Meter breit. Der Oli rangiert also irgendwo zwischen dem C3 und dem C4 im aktuellen Citroën-Portfolio. Sieht aber halt einfach viel krasser aus.

Form folgt Funktion?

Beim Anblick der wuchtigen Gestaltung hat man vielleicht nicht direkt das Stichwort “Effizienz” im Sinn. Schließlich sehen Elektroautos aufgrund der strikten Beachtung des Luftwiderstandsbeiwerts aktuell eher wie Computermäuse oder Seifenstücke aus. Weil der Oli (der sich übrigens wie all-ë ausspricht) aber sowieso für die Stadt und den suburbanen Raum gedacht ist, darf er maximal 110 km/h schnell werden.

Da spielt Windschlüpfigkeit eine eher untergeordnete Rolle. Geringes Gewicht ist hier Trumpf. Und man versuchte zudem mit anderen Tricks, wertvollen Strom zu sparen. Beginnen wir bei der Windschutzscheibe. Sie ist vertikal aufgestellt, weil so sehr wenig Glas benötigt wird. Neben dem reduzierten Gewicht kann zudem auch die Sonneneinstrahlung in den Innenraum verringert werden, was in weniger Stromverbrauch der Klimaanlage resultiert.

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Die vorderen Türen sind wie beim kleineren Ami-Vorbild auf beiden Seiten identisch. Durch den Wegfall der Lautsprecher, der Schallschutzmaterialen und der elektrischen Verkabelung (die Seitenfenster lassen sich manuell nach oben schieben oder hinten ausstellen) werden pro Tür etwa 1,7 Kilogramm eingespart.

Die Stoßfänger bestehen aus Polypropylen, das zu 50 Prozent aus Recyclingmaterial besteht und zu 100 Prozent wiederverwertbar ist. Der weiße Lack kommt von BASF und basiert auf Wasser. Er enthält nur wenig flüchtige organische Verbindungen (unter 250 Gramm pro Liter).

Die “Motorhaube”, das Dach und die die Ladefläche hinten (ja, der Oli ist streng genommen ein Pick-up, dessen offenes Gepäckabteil von 68 auf bis zu 105 Zentimeter verlängert werden kann) bestehen aus recycelter Wellpappe mit Wabenstruktur und robuster Beschichtung. Die Bauteile sind so stabil, dass man sogar darauf stehen kann. Die Vorteile? Man kann auf dem Dach ein Picknick veranstalten und spart im Vergleich zu Stahl die Hälfte an Gewicht. Darüber hinaus ist man im Vergleich zu Carbon deutlich kostengünstiger und nachhaltiger unterwegs.

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In den Radhäusern sitzen 20-Zoll-Felgen. Aus Stahl. Darum wickelt der Hersteller Reifen, die zusammen mit Goodyear entwickelt wurden. Das Gummi basiert dabei nicht auf Erdöl oder irgendeinem synthetischen Stoff, sondern aus Sonnenblumenöl, Reishülsenasche, Kiefernharzen und Naturkautschuk. Zwei Mal soll sich zudem das Profil abschleifen und neu eingravieren lassen, um dadurch eine Laufleistung von 500.000 Kilometern zu ermöglichen.

Wie fährt er sich?

Eine halbe Million Kilometer waren wir mit dem Citroën Oli zwar jetzt nicht unterwegs, aber ein paar Minuten durften wir das Concept Car dann doch durch Frankfurt am Main bewegen. Und wenn Sie denken, dass man in der Bankenstadt mit einem Opel Rocks-e schon auffällt, dann legt der Franzose jetzt noch einmal eine gute Schippe drauf. Sich bei all den winkenden und fotografierenden oder filmenden Menschen auf Fahreindrücke zu konzentrieren, ist schon ziemlich schwer gewesen.

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Wenn man dann aber mal nicht von anderen Verkehrsteilnehmenden ausgebremst wird, damit diese das perfekte Foto von dem Einzelstück im Straßenbild schießen können, stellt man fest, dass der Oli schon recht spritzig sein kann. Die Lenkung ist sehr direkt, das Fahrwerk richtig straff.

Zusammen mit den langlebigen Reifen, die sehr laut abrollen und der reduzierten bis nicht vorhandenen Dämmung nimmt man wenig abgekapselt am Verkehrsgeschehen teil. Es klappert. Es rauscht. Es poltert. Aber es macht auch ziemlich viel Spaß. Und man kommt im Zweifel trocken von A nach B. Zwar mit wenig Komfort, aber das ist eben zweitrangig.

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Als Basis dient die bewährte CMP-Plattform aus dem Konzern. Heißt: Der Oli hat einen Elektromotor mit 136 PS an Bord. Angetrieben wird die Vorderachse über ein 1-Gang-Reduktionsgetriebe. Anders als bei den Serienfahrzeugen hat Citroën den Akku aber verkleinert. Anstatt der sonst üblichen 50 kWh muss der Oli mit 40 kWh zurechtkommen.

Dafür müssen aber nur rund 1.000 Kilogramm Leergewicht bewegt werden. Den Stromverbrauch gibt der Hersteller mit nur 10 kWh/100km an. Zum Vergleich: Ein Opel Corsa-e braucht laut WLTP mindestens 17 kWh/100km … und wiegt mit 1.530 kg auch ein paar Kilos mehr.

Wie ist der Innenraum eigentlich?

Trotzdem muss man nicht ganz auf Komfort in dem roten bis orangefarbenen Interieur aus thermoplastischem Polyurethan (TPU) verzichten. Große Displays gibt es zwar keine, aber alle wichtigen Fahrzeugdaten werden über eine schmale (jedoch über die ganze Breite des Armaturenbretts) verbaute Anzeige visualisiert.

Die Rechenleistung dafür wird extern eingebracht. Über das Smartphone, das in einer Dockingstation mit dem Auto verbunden wird. Auch die Hifi-Anlage ist nicht fest im Oli verbaut. Stattdessen können zwei Bluetooth-Lautsprecher in die hohlen Enden des Armaturenbretts versenkt werden.

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Kleinkram lässt sich in einer Art offenem Handschuhfach verstauen. Dieses ist mit länglichen Noppen ausgestattet, die an Pilze oder Golfpins erinnern und Dinge jeglicher Form und Größe an ihren Plätzen halten.

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Komfort gibt es auch für die Passagiere. Sitzheizung, Kühlung oder gar eine Massagefunktion sucht man zwar vergeblich, aber die Lehnen der Vordersitze aus einem mittels 3D-Druck hergestellten TPU-Netz sind bequemer, als man das auf den ersten Blick vielleicht vermuten würde. Der Bodenbelag auf expandierendem TPU ist zudem ziemlich rutschfest, weich und würde sich sogar mit dem Wasserschlauch reinigen lassen.

Und wenn Ihnen die Farbe irgendwann auf die Nerven geht, lässt sich alles ausbauen, schreddern, einschmelzen, neu färben und beispielsweise wieder zu einem Armaturenbrett formen oder einem Sitz drucken. Ohne Verluste. Nur der Energieaufwand muss erneut aufgebracht werden, aber keine neuen Rohstoffe.

Mit welchem Preis muss man rechnen?

Da der Oli in dieser Form ja nicht auf den Markt kommen soll, ist ein Absatz über den Preis eigentlich sinnlos. Trotzdem hatten die Designer und Entwickler natürlich eine Vorgabe. Der Hersteller spricht von einem fiktiven Preis von rund 25.000 Euro, den man sich zum Ziel gesetzt hat.

Für ein elektrisches SUV von 4,20 Metern Länge und einer Reichweite von theoretischen 400 Kilometern ist das ziemlich wenig. Schauen wir also mal, was die Zukunft bringt bei Citroën. Die ersten Ideen des Concept Cars sollen wir anscheinend schon im kommenden Jahr in neuen Serienmodellen sehen können.

Bildergalerie: Citroën Oli (2022) Concept Car im Test

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