Auto

Britisch-koreanische Firma Eurocell plant Batteriewerk in Europa

Offenbar sollen Lithiumtitanat-Zellen mit extrem hoher Laderate gefertigt werden

britisch-koreanische firma eurocell plant batteriewerk in europa

Die hierzulande kaum bekannte britisch-koreanische Firma Eurocell plant eine Batterie-Gigafactory in Westeuropa. Da man in Korea bereits Erfahrung mit der Produktion der Zellen hat, könne die Produktion schon in zwölf Monaten beginnen, so das Unternehmen.

Derzeit wird nach einem Standort in Großbritannien, den Niederlanden oder Spanien gesucht. Welches Land den Zuschlag erhält, hängt stark von der gewährten Förderung ab, so Eurocell.

Anfangs will die Firma 600 Millionen Pfund (etwa 720 Millionen Euro) investieren. Ab Anfang 2023 sollen die ersten Zellen produziert werden, für die man bereits Kunden hat. Parallel dazu wird am selben Standort eine zweite Anlage errichtet, die ab 2025 über 40 Millionen Zellen pro Jahr produzieren kann.

Wie hoch die Produktionskapazität in Gigawattstunden (GWh) ist, verrät Eurocell nicht. Wir wagen eine hemdsärmelige Abschätzung anhand des Mercedes EQE: Dessen 91-kWh-Batterie besteht laut Mercedes aus insgesamt 360 Zellen. Rechnet man das um, würden 40 Millionen Zellen eine Speicherkapazität von 10 GWh ergeben. Das setzt voraus, dass die Zellen genauso geschaltet werden wie beim EQE.

Eurocell-Europa-Chef Recardo Bruins erklärt: “Eurocell in Großbritannien ist ein neues Unternehmen, das von einem sehr erfahrenen britischen Team geführt wird und von unserem südkoreanischen Partner mit jahrzehntelanger Erfahrung in der Elektrochemie, der Herstellung von Batterien im Massenmaßstab und dem Bau der Gigafactories unterstützt wird. Jetzt planen wir, schnell in Europa zu expandieren und die Energiespeicher- und Automobilindustrie mit unseren marktführenden Technologien zu beliefern (…)”

Die in Korea entwickelten Batterien von Eurocell sollen “über zehnmal länger halten als herkömmliche Lithium-Ionen-Zellen” und sich wegen ihrer hohen Sicherheit auch für Energiespeicher (Energy Storage Systems, ESS) eignen. Außerdem können sie auch bei extremen Temperaturen eingesetzt werden, so die Firma.

Nach der koreanischen Website von Eurocell wurde das Unternehmen im Jahr 2018 gegründet. Zwei Linien von Batteriezellen werden angeboten; beide gibt es als Pouch-Zellen und zylindrisch:

  • Ultra High Capacity Cells (UHC) mit einer NCM-Kathode (Nickel, Cobalt, Mangan) und einer Anode aus Graphit und Silicium. 
  • Ultra Fast Charging Cells (UFC) mit Nickel-Mangan-Kathode und Lithiumtitanat-Anode (LTO) und einem Polymer-Separator.

Die in dem neuen Werk produzierten Zellen sollen laut europäischer Website eine extrem hohe Laderate von 10C haben. Das entspricht einer kompletten Ladung in sechs Minuten. Das spricht dafür, dass in dem neuen Werk die UFC-Zellen gebaut werden sollen. In die gleiche Richtung weisen die versprochene hohe Lebensdauer, der weite Temperaturbereich und die hohe Sicherheit.

Lithium-Titanat-Akkus wie die UFC-Zellen von Eurocell gelten als sehr zyklenstabil, weil das Lithium in der Spinellstruktur des Lithiumtitanats stärker gebunden wird als in einer Graphit-Interkalationsverbindung. Das soll die Bildung einer Oberflächenschicht aus metallischem Lithium verhindern; dieses so genannte Plating gilt als eine wichtige Ursache der Alterung von Zellen.

Weitere Vorteile sind die gute Schnelladefähigkeit, die geringe Neigung zum thermischen Durchgehen und die Funktionsfähigkeit bei sehr niedrigen Temperaturen. Nachteile sind die geringe Zellspannung, die zu niedrigen Energiedichten führt, sowie die hohen Herstellungskosten.

Quelle: Eurocell (per Email)

TOP STORIES

Top List in the World