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BMW wettet auf die Zukunft

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Nah an der Wirklichkeit: BMW-Chef Oliver Zipse stellt das vollelektrische Visionsfahrzeug „Neue Klasse X“ vor.

Zur Einstimmung auf die virtuelle Bilanzpressekonferenz zeigt BMW einen mehrere Minuten langen Einspieler. In dem Video spricht der gesamte Vorstand über die nächste Generation seiner Elektroautos, die er „Neue Klasse“ nennt, und BMW-Chef Oliver Zipse stellt am Ende ihre besondere Bedeutung heraus: „Es geht um das Unternehmen als Ganzes.“

In der automobilen Gegenwart sind die Batterieautos in einigen Märkten nur schwer verkäuflich. Zipse glaubt aber unverdrossen, dass sich das schon bald ändern werde. „Ab 2025 rechnen wir damit, dass die Nachfrage nach vollelektrischen Fahrzeugen signifikant ansteigen wird.“ Da trifft es sich gut, dass BMW just in jenem Jahr das erste von sechs Modellen der Neuen Klasse auf den Markt bringen wird. Diese Modellfamilie ist das wichtigste Zukunftsprojekt und gleichzeitig die Fahrzeuggruppe, die BMW allein auf den Elektroantrieb ausgelegt hat. Nie zuvor in seiner Unternehmensgeschichte hat BMW eine komplexere und kostspieligere Entwicklung gestemmt.

Neben Zipse steht ein sogenanntes Visionsfahrzeug der Neuen Klasse auf der Bühne. Das SUV mit seiner markanten, von einer beleuchteten „BMW-Niere“ geprägten, steilen Front, ist gewissermaßen ein Vorgriff auf den vollelektrischen BMW X3, mit dem die weiß-blaue Marke bisherige Hürden der Elektromobilität locker überspringen will: 30 Prozent mehr Reichweite, 30 Prozent schnelleres Laden und 25 Prozent mehr Effizienz verspricht das Lastenheft.

BMW-Chef wünscht sich pragmatisches Vorgehen wie in den USA

So vielversprechend diese Ankündigungen zur nächsten Stromer-Generation auch sein mögen, die aktuelle Misere der neuen Antriebstechnologie kann auch BMW nicht leugnen: zu wenig Ladesäulen, zu geringe Kundenakzeptanz. Die einseitige, politische Hinwendung zur Elektromobilität hat gerade erst Luca de Meo thematisiert, der Vorstandschef von Renault, der gleichzeitig Präsident des europäischen Autoindustrieverbandes ACEA ist. In seinem „Brief an Europa“ verwies de Meo darauf, dass die hiesige Autoindustrie sich mit 250 Milliarden Euro für die Energiewende engagiert habe, dieses Engagement jedoch einen klaren und stabilen Rahmen erfordere. Gleichzeitig warnte er vor den Folgen der chinesischen Autoimporte.

Die letzte Sorge seines Branchenkollegen teilt Zipse, wie er sagt, zwar nicht, sondern plädiert unverändert für freien Handel. Ansonsten stimmt er aber mit de Meo überein, wenn es um die Klimafragen in der Europäischen Union geht: „Eine Regulatorik, die Kundenbedürfnisse und Marktrealitäten ignoriert, aber gleichzeitig nicht in der Lage ist, die erforderlichen Rahmenbedingungen für alternative Technologien zu schaffen, kann nicht erfolgreich sein.“ Klimaschutz könne nicht „am Kunden vorbei“ gelingen, sagt Zipse. Die eigene Fahrzeugflotte, in der noch immer Verbrennungsmotoren die Mehrheit ausmachen, unterschreitet nach seinen Worten den in der EU geltenden CO2-Grenzwert um mehr als 20 Prozent. In der EU werde aber „fast schon ideologisch argumentiert“. Zipse wünscht sich von den Politikern in Europa ein ähnlich pragmatisches Vorgehen wie in den Vereinigten Staaten.

Der Durchbruch zur Elektromobilität bleibt auch für BMW ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Wettbewerber wie Tesla oder Hyundai bieten mitunter das, was deutsche Hersteller ankündigen, heute schon in ihren Batterieautos an. Entwicklungsvorstand Frank Weber zeigt sich davon überzeugt, dass BMW mit der neuen Klasse Maßstäbe beim autonomen Fahren setzen werde.

So sollen die neuen BMW das hoch automatisierte Fahren im Level 3 beherrschen, der es dem Fahrer erlaubt, das Lenkrad loszulassen, um einen Film anzusehen oder Zeitung zu lesen. Bisher bietet BMW dies in seinen Oberklassefahrzeugen an – für Geschwindigkeiten bis zu 60 Stundenkilometer, beschränkt auf freigegebene Strecken des Autobahnnetzes. Weber geht davon aus, das die Neue Klasse Level-3-Funktionen „mit erhöhter Geschwindigkeit haben wird“. Als erstes Fahrzeug hat der neue BMW 5er eine Zulassung für teilautomatisiertes Fahren bis 130 Kilometer pro Stunde auf der Autobahn erhalten. Der Schritt zum voll automatisierten Fahren auf dem Level 4 sei auch möglich. Dann könnte sich das Fahrzeug „selbst wegparken, ohne dass der Fahrer im Auto sitzt“, sagte Weber.

Angesichts der hohen Investitionen geht der Vorstand für das laufende Jahr von einem leichten Gewinnrückgang aus. An der Zielmarge von 8 bis 10 Prozent wird jedoch nicht gerüttelt. Sie soll auch in den Folgejahren das Maß bleiben.

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