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Mercedes Drive Pilot 95 im Test

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press-inform / Mercedes Bild 1/10 – Der Mercedes EQS und die S-Klasse können nun bis Tempo 95 autonom fahren

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Der Mercedes EQS und die S-Klasse können nun bis Tempo 95 autonom fahren / Bild: press-inform / Mercedes Bild 2/10

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Ein selbsttätiger Spurwechsel ist nur im Notfall erlaubt / Bild: press-inform / Mercedes Bild 3/10

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Der Mercedes Drive Pilot 95 funktioniert bei idealen Bedingungen gut / Bild: press-inform / Mercedes Bild 4/10

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Wir konnten einige Minuten am Stück den Kinofilm und das Popcorn genießen / Bild: press-inform / Mercedes Bild 5/10

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Rot ist eindeutig: Der Mensch muss das Steuer übernehmen / Bild: press-inform / Mercedes Bild 6/10

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Bei Bedarf bildet der Mercedes Drive Pilot 95 auch eine Rettungsgasse / Bild: press-inform / Mercedes Bild 7/10

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Zunächst hat man beim Film schauen während eines autonom agierenden Autos ein flaues Gefühl im Magen / Bild: press-inform / Mercedes Bild 8/10

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Die weißen LEDs signalisieren die Bereitschaft des Drive Pilot 95 / Bild: press-inform / Mercedes Bild 9/10

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Ist der Drive Pilot aktiv, kann der Fahrer die Augen von der Straße nehmen / Bild: press-inform / Mercedes Bild 10/10

10 Mercedes rüstet seinen Auto-Piloten auf. Ab Anfang nächsten Jahres können EQS und die S-Klasse bis zu 95 km/h autonom fahren. Auch wenn der Unterschied zum 60-km/h-Stauassistenten nicht groß erscheint, ist sie doch im Alltag eine deutliche Verbesserung.

Spiderman ist gerade voll in Fahrt und vermöbelt seinen Erzfeind Mysterio nach allen Regeln der Kunst. Wir genießen den Surround-Sound, das gestochen scharfe Bild und das Popcorn. Auch wenn es gezuckert ist. „Spider-Man: Far From Home“. Nichts Besonderes. Ein Marvel-Film, den man schon gesehen hat. Stimmt. Aber wir sitzen am Steuer eines Mercedes EQS und brettern mit 90 Sachen über die Autobahn. Eigentlich. Denn das Kommando haben nicht wir, sondern der Mercedes Drive Pilot 95. Der Name ist Programm: Jetzt können EQS und S-Klasse also nicht mehr nur 60 km/h im Level 3 autonom fahren, sondern bis 95 km/h.

Autonomes Fahren: Komplexer als angenommen

Klingt nach wenig, ist aber ein himmelweiter Unterschied. So kann der Robo-Benz auch außerhalb geschlossener Ortschaften auf Autobahnen beziehungsweise baulich getrennten Fahrbahnen agieren. Damit sind auch längere Strecken machbar, ohne dass der Fahrer sein Hauptaugenmerk auf den Verkehr lenkt. Zur Erinnerung: Automatisiertes Fahren Level 3 bedeutet, dass das Auto für eine gewisse Zeit und auf geeigneten Strecken selbstständig das Kommando übernehmen kann.

mercedes drive pilot 95 im test Bei Bedarf bildet der Mercedes Drive Pilot 95 auch eine Rettungsgasse / Bild: press-inform / Mercedes

Allerdings ist das autonome Fahren deutlich komplexer als noch vor wenigen Jahren angenommen. Das von einigen Automobilmanagern ausgegebene Ziel, im Jahr 2021 bereits auf Level 4 autonom zu fahren, erwies sich schnell als illusorisch. Mercedes ist vorsichtig geworden und gibt Ende der Dekade als Ziel für Tempo 130 im Level 3 an.

Bis 2030 soll es auch bei 130 km/h funktionieren

Das ergibt Sinn. Nicht auszudenken, was in hierzulande los wäre, wenn ein autonomes Fahrzeug eines deutschen Herstellers einen Unfall verursachen würde. In den USA ist genau das bereits passiert. Zu diffizil ist die Technik und vor allem die dazugehörige Software. Schließlich muss das Auto es dem Menschen gleichtun und in Sekundenbruchteilen die richtige Entscheidung treffen.

mercedes drive pilot 95 im test Ist der Drive Pilot aktiv, kann der Fahrer die Augen von der Straße nehmen / Bild: press-inform / Mercedes

Umfangreiche Technik

Es liegt auf der Hand, dass der Mensch beim autonomen Fahren nicht zum Beta-Tester werden darf. Weder im noch außerhalb des Fahrzeugs. Da ist es nur logisch, dass es bei den Robo-Autos nicht mit einem riesen Satz direkt zu Level 4 (Auto kann auf speziellen Strecken, wie zum Beispiel Autobahnen oder Parkhäusern selbsttätig fahren, auch ohne Menschen an Bord) geben kann.

Selbst Elon Musk musste einsehen, dass es ohne LiDAR-Sensoren nicht geht. Diese sind zwar teuer, bieten aber Vorteile wie eine genaue digitale 3-D-Darstellung der Umgebung und eine ziemlich große Reichweite. „Jeder Sensor hat Stärken und Schwächen”, erklärt Taner Kandemir, der bei Mercedes für das autonome Fahren verantwortlich ist. Deshalb sind die robusten Radarsensoren, die auch bei Nebel und Schmutz funktionieren, genauso wichtig wie die Antenne auf dem Dach, die mit Satelliten in 250 Kilometern Höhe und den extrem genauen Karten des Navigationssystems hilft, die Position des Autos auf den Zentimeter genau zu bestimmen.

mercedes drive pilot 95 im test Der Mercedes Drive Pilot 95 funktioniert bei idealen Bedingungen gut / Bild: press-inform / Mercedes

Basis für den Drive Pilot sind aktuelle Fahrzeuge, die mit mehr als 40 Assistenzsystemen an Bord autonome Fahrmanöver des Levels 2+ ausführen können. Deshalb beherrscht auch der EQS, in dem wir hinter dem Lenkrad sitzen, auch einen selbsttätigen Spurwechsel, solange die Hände am Volant bleiben. Das darf der Robo-Benz des Levels 3 normalerweise nicht. Ab Anfang des nächsten Jahres werden fabrikneue S-Klassen und EQS-Modelle mit dem Drive Pilot 95 ausgeliefert. Bestehende Fahrzeuge mit Drive Pilot 6o erhalten ein kostenloses Update.

Enge Grenzen in der Praxis

Damit können die Autos nun auch auf der Autobahn ohne menschliches Zutun fahren. Allerdings setzen Mercedes und der Gesetzgeber noch enge Grenzen. Die Sicherheit geht vor. Für den Drive Pilot gilt striktes Rechtsfahrgebot. Das heißt: Die rechte Spur der Straße mit baulich getrennten Fahrbahnen ist das Habitat des Mercedes mit aktivem Drive Pilot 95. Aber eben auf der Autobahn und schneller als bisher.

Im Grunde ist dieser Drive Pilot eine Weiterentwicklung des Stauassistenten. Wir klemmen uns im EQS hinter einen Lkw als Führungsfahrzeug. Um es dem System einfacher zu machen, haben wir den adaptiven Tempomaten samt den autonomen Fahrfunktionen des Level 2+ aktiviert. Laut Mercedes soll die Aktivierung auch ohne diese Vorkonditionierung und bis Tempo 100 funktionieren, das Fahrzeug bremst dann automatisch auf Tempo 95 ab.

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Das Prozedere der Übergabe von Mensch zur Maschine ist vom Drive-Pilot-Vorgänger bekannt: Der Robo-Benz signalisiert mit pulsierenden weißen LEDs links und rechts im Lenkradkranz Bereitschaft. Wir drücken auf die blinkenden Knöpfe, nehmen die Hände vom Volant, schnappen uns das Popcorn und bewundern die menschliche Spinne zu. Bei strahlendem Sonnenschein erfüllt das System seine Aufgabe ziemlich gut und lässt sich auch von einscherenden Autos nicht aus der Ruhe bringen. Vor allem, wenn die Bedingungen perfekt sind. Das heißt Laster oder anderer Pkw vorne, Markierungen eindeutig. Das geht mehrere Minuten gut, aber im Stadtgebiet Berlins ist das automatisierte Glück bisweilen nur von kurzer Dauer: Bei Baustellen und rechte Fahrbahnen, die zu einer Abbiegespur werden, verabschiedet sich der Autopilot und der Mensch muss wieder das Steuer übernehmen.

Spurwechsel im Ausnahmefall erlaubt

Gleiches gilt, wenn sich Einsatzfahrzeuge von hinten nähern. Das ist zwar von Mercedes so gewollt, weil der Mensch in solchen Situationen immer noch die besten Entscheidungen trifft. Zeigt aber, wie komplex das autonome Fahren ist und wie weit der Weg zum echten Robo-Taxi noch ist. Vor allem nervt es, wenn Spiderman dem Endgegner gerade den Garaus macht. Wie eng die regulatorischen Leitplanken gesetzt sind, erkennt man, wenn die Blaulichter auf den entgegengesetzten Fahrbahnen blinken. Sobald man an denen vorbei ist, erkennt die Heckkamera auch diese und fordert den Fahrer auf, das Ruder in die Hand zu nehmen. Wenn es um das Bilden von Rettungsgassen geht, steht der Mercedes wieder Gewehr bei Fuß.

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Was passiert, wenn der Mensch nicht übernimmt?

Interessant wird es, wenn der Mensch der Übernahmeaufforderung der Maschine nicht nachkommt. Nach einer Reihe von haptischen und akustischen Signalen (Gurtstraffer rüttelt am Oberkörper) ohne eine Reaktion des Menschen, greift der Drive Pilot wieder ein und dirigiert das Vehikel auf die Standspur. Ein Spurwechsel ist dann erlaubt. Eine sinnvolle Weiterentwicklung zum bloßen Bremsen bis zum Stillstand der Tempo-60-Version.

Bei Mercedes ist man mit dem Erreichten zufrieden und hat das System dem Kraftfahrt-Bundesamt und dem Wirtschafts- und Verkehrsministerium präsentiert. „Wir haben derzeit das schnellste Auto“, strahlt Taner Kandemir. Wie es aussieht, will Tesla sein Robotaxi am 10. Oktober vorstellen. Dann muss Elon Musk beweisen, dass sein System tatsächlich um Klassen besser ist als das, was bei Mercedes und Co. in der Praxis jetzt schon möglich ist.

Von Wolfgang Gomoll

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