Drei Stunden pralle Show: Peter Maffay begeistert am 18. Juli 2024 im Frankfurter Waldstadion.
Kommen Männer in die Midlife-Crisis, absolviert laut Statistik ein nicht unerheblicher Teil von ihnen plötzlich den Motorradführerschein. Um noch einmal dieses Gefühl von Freiheit, Männlichkeit und Ungebundensein zu verspüren. Peter Maffay kann mit nunmehr 74 Jahren wahrscheinlich nur amüsiert darüber lächeln. Das deutsche Urgestein von Schlager und Rock zugleich fährt seit seinen Jugendtagen Motorrad. Und zwar nach wie vor regelmäßig. Seine Maschine spielt auch auf der vorletzten Gastspielstation seiner „We Love Rock’n’roll – Farewell Tour 2024“ eine maßgebliche Rolle.
Im Rampenlicht spielen sich derweil die Gitarristen Peter Keller und JB Meyers, Keyboarder Pascal Kravetz, Bassist Ken Taylor, Schlagzeuger Bertram Engel, Frank Mead (Saxophon), Tom Beek (Saxophon), Jan van Duikeren (Trompete) sowie die vier Harmonievokalisten Charlie Klauser, Yaris Makkay, Leon Taylor und Linda Teodosiu warm.
Als stabiles Fundament einer nahezu chronologischen Song-Retrospektive wird sich dieses Ensemble in mehr als drei opulenten Stunden erweisen. Nachdem Maffay samt Motorrad auf der Bühne eingetroffen ist, um sich durch „Carambolage“ zu donnern, umgarnt er zur Begrüßung das Publikum selbstironisch mit seinem Charme: „Meine lieben Freunde, was für eine wunderschöne Szenerie. So viele fröhliche Gesichter. Darunter auch jugendliche Quereinsteiger, heftig traumatisiert durch die Eltern in der Kindheit mit meinen Schallplatten – drei Generationen vereint“.
„Es war Sommer“ mit Publikum
Für den Überhit von 1976, „Und es war Sommer“, haben sich Maffay und seine Musiker etwas Besonderes ausgedacht: Die markanten Gitarrenlicks soll das Auditorium gesanglich nachahmen: Ohne das kollektive „Piu, Piu, Piu“ allerdings hätte die Ballade vom ersten Mal eines männlichen Teenagers mit einer deutlich älteren Frau sicherlich genussvoller geklungen.
Einen zeitlichen Sprung ins Jahr 1982 nimmt Peter Maffay zum Anlass, über Vergangenheit und Gegenwart zu sinnieren: „Damals gingen hierzulande Millionen auf die Straße, als die Stationierung der Pershing-II-Mittelstreckenraketen beschlossen wurde“, erinnert er vor „Eiszeit“.
Als Vater kann Peter Maffay wohl nicht anders: Er fördert die Musikerkarriere seines 20 Jahre alten Sohns Yaris Makkay, der ohnehin im Backgroundchor singt, mit dessen Solosong „Abenteuer“. Zumindest da setzt der textsichere Publikumschor einmal aus.
Bei „Der Mensch auf den Du wartest“ dann steigt die amerikanische Sängerin Anastacia mit ein. Die liefert als nächstes im Duett mit dem Gastgeber „Just You“, die englischsprachige Version von „So bist Du“, bevor Maffay Anastacia das Rampenlicht für deren Chartrenner „Left Outside Alone“ und „I’m Outta Love“ ganz überlässt. Zumal Anastacia im Duo mit Linda Teodosiu auf Maffys Wunsch auch noch „You Shook Me All Night Long“ von AC/DC schmettern muss.
Ins Maffay-Terrain zurück geht es mit „Über sieben Brücken musst Du gehn“, „Sonne in der Nacht“ sowie „Nessaja“ aus Konzept-Rockmärchen „Tabaluga“, wofür dann wieder Johannes Oerding ans Mikrofon darf. Sämtliche Akteure treten noch einmal ins Rampenlicht, bevor dann weit nach 23 Uhr die musikalische Reise mit „Glaub an mich“ sowie neuem Song „Mein Wort“ ein Ende findet.
Und dann setzt sich der keineswegs erschöpft aussehende Peter Maffay auf sein Motorrad und braust, als letzter auf der Bühne, davon.