Die Formel-1-Antriebe werden auch 2026 weiterhin sehr komplex bleiben
Zur Saison 2026 greift in der Formel 1 ein neues Motorenreglement. Die Königsklasse setzt dann auf ein Hybridkonzept, bei dem satte 50 Prozent der Leistung von der Batterie und nur noch 50 Prozent vom klassischen Verbrennungsmotor kommen sollen.
Man habe sich für “ein ganz fortschrittliches Motorenkonzept” entschieden, so Wolff, “und damit uns quasi die Energieleistung nicht ausgeht, müssen wir Autos haben, die auf der Geraden möglichst wenig Luftwiderstand haben, aber trotzdem in Kurven genug Downforce, um schnell zu sein.”
“Und das, was wir im Moment haben, ist einfach viel zu langsam. [Wir haben] teilweise Rundenzeiten, die bis zu zehn Sekunden langsamer sind”, gesteht der Österreicher, der aber trotzdem weiterhin hinter dem Konzept steht.
“Die Formel 1 war immer ein Innovationsbrutkasten, und ich bin überzeugt, dass mit dem, was die Ingenieure sich noch ausdenken werden, und mit dem [Chassis-]Reglement, das wir noch verändern müssen, die Autos definitiv wieder schnell werden”, so Wolff.
Domenicali: “Konnten auf Hybrid noch nicht verzichten”
Trotzdem stellt sich die Frage, ob es rückblickend ein Fehler war, auf ein so ambitioniertes Konzept zu setzen? Auch Wolff gesteht: “Vielleicht hätten wir [aus heutiger Sicht] ein bisschen weniger Batterie gemacht und mehr Verbrenner, weil wir ja sowieso den hundertprozentigen Biosprit fahren.”
“Der ist 100 Prozent nachhaltig. Also da hätte man was anpassen können. Aber der Zug ist abgefahren”, so Wolff. Und auch Formel-1-Boss Stefano Domenicali persönlich erklärt, dass man mit dem heutigen Wissen vermutlich auf ein anderes Konzept setzen würde.
Gegenüber auto motor und sport erklärt er: “Man muss immer die politische Großwetterlage der jeweiligen Zeit im Blick haben. Es gab Momente, da hat man von uns eine totale Elektrifizierung gefordert.”
Er erklärt: “Den Herstellern war es damals wichtig, dass der Anteil der elektrischen Leistung erhöht wird. Heute würden sie vielleicht anders denken, weil die Welt erkannt hat, dass mehrere Wege zum Ziel der Nachhaltigkeit führen.”
Formel 1 musste “Wünsche der Hersteller berücksichtigen”
“Heute realisieren sie, dass unser Weg mit dem Kraftstoff für sie in der Serie einen Nutzen abwerfen könnte”, so Domenicali, der verrät: “Meine persönliche Meinung ist, dass es ausreichen würde, mit klimaneutralem Kraftstoff zu fahren. Aber da mussten wir die Wünsche der Hersteller berücksichtigen.”
“Die Dinge haben sich so schnell entwickelt, dass heute eine Entscheidung vielleicht anders ausfallen würde als vor zwei Jahren. Ich bin kein Ingenieur, aber ich muss eine Vision haben, wie der Sport in Zukunft aussieht”, so der Formel-1-Boss.
“Und ich kann mir vorstellen, dass wir mit dem nächsten Reglement uns auf nachhaltigen Kraftstoff beschränken können. Wenn wir in der Lage sind zu zeigen, dass wir damit null Emissionen produzieren, können wir uns um andere wichtige Dinge im Sinne der Nachhaltigkeit kümmern”, betont er.
“Autos und Motoren wären dann wieder leichter und weniger komplex. Und die Motoren hätten wieder einen guten Sound. Das ist den Fans wichtig. Aber jetzt sollten wir uns erst einmal um den nächsten Schritt kümmern, nicht um den übernächsten”, erklärt er.
Denn für 2026 wird man nicht mehr vom geplanten Motorenreglement abrücken. Auch wenn eine Entscheidung heute womöglich anders aussehen würde.