Hongqi – hinter dem hierzulande noch recht unbekannten Namen befindet sich kein anderer als der älteste Automobilhersteller Chinas. Nachdem der Markteintritt in Skandinavien bereits vor einiger Zeit erfolgt ist, nehmen die Chinesen nun Deutschland ins Visier. Was wir von der luxuriösen Marke erwarten können? Die Beijing Auto Show Ende April gab darauf einen ersten Ausblick.
Zunächst zum Markennamen selbst: Hongqi bedeutet „rote Flagge“ und wird „Hon-Tschi“ ausgesprochen. Der Ehrlichkeit wegen: An unserem ersten Tag in Beijing haben wir alle fälschlicherweise „Hong-ki“ gesagt, bis wir freundlich von einem Mitarbeiter auf die korrekte Aussprache hingewiesen wurden.
Auch die Messe-Präsenz des 1958 gegründeten Herstellers ist – man kann es kaum anders sagen – gigantisch: Auf einer riesigen Fläche werden zwei Dutzend Modelle in allen erdenklichen Farben und Formen präsentiert. Von edlen Limousinen über massive Dickschiff-SUVs bis hin zu luxuriösen Vans ist hier alles dabei.
Besonders interessant für uns ist eine weitere Submarke namens „Hongqi New Energy Vehicles“, deren Logo ein wenig aussieht wie ein stilisierter Stierkopf, tatsächlich aber zwei Flügel darstellen soll. Bei den Fahrzeugen von Hongqi NEV handelt es sich um Elektroauto- und Plug-in-Modelle, die sich durch hohe Effizienz und Ladeleistungen sowie fortschrittliche autonome Fahrfunktionen auszeichnen sollen. Auf der Messe erstmals präsentiert wurde der EHS7, ein schnittiges 4,92-Meter-SUV mit 800-Volt-Technologie und einem 111-kWh-Akkupack, das laut chinesischem Zyklus für Reichweiten von bis zu 720 Kilometern sorgen soll.
So viel zum chinesischen Produktportfolio. Und welche Fahrzeuge können wir ab Herbst 2024 auf dem deutschen Markt erwarten? Hongqi hat Ende März im Rahmen eines Presseevents angekündigt, zunächst den vollelektrischen E-HS9 nach Deutschland zu bringen. Wer öfter in Skandinavien unterwegs ist, hat das Modell sicherlich schon mehrmals gesichtet, und wer im E-HS9 einen Rolls-Royce Cullinan sieht, liegt gar nicht so falsch: 2018 stellte FAW den ehemaligen Jaguar- und damals leitenden Rolls-Royce-Designer Giles Taylor ein und eröffnete in direkter Nachbarschaft zu BMW ein Designstudio in München. Daher ist die optische Ähnlichkeit zum Rolls gewiss kein Zufall. Welche Modelle anschließend eingeführt werden sollen, bleibt noch offen – und leider blieben auch unsere diversen Mails bezüglich dieser Frage unbeantwortet.
Wenngleich der E-HS9 ordentlich Eindruck macht, wird es Hongqi damit vermutlich schwerfallen, im hierzulande gesättigten Segment der vollelektrischen Luxus-SUVs Fuß zu fassen. Bedauerlicherweise sind auch die technischen Daten im Vergleich zu den Hongqi-Modellen, die wir in Beijing bestaunen durften, alles andere als prickelnd: Die 99-kWh-Batterie (alternativ 120 kWh in der Exclusive-Long-Range-Variante) soll für 465 respektive 515 Kilometer Reichweite sorgen, nachgeladen kann mit maximal 140 kW DC, und das alles gibt’s für mindestens 80.000 Euro.
Also, Hongqi, bitte zuhören: Bringt so schnell wie möglich das EH7-Cabriolet nach Europa. Mit dem Styling und der Ladegeschwindigkeit plus der Tatsache, dass es derzeit noch keine elektrischen Cabriolets gibt, wäre euch sämtliche Aufmerksamkeit der gesamten europäischen Automobilpresse sicher. Deal?