Unser französischer Klassiker Citroën XM fährt durch den Winter. Auf die Strapazen der kalten Jahreszeit bereiten wir ihn gründlich vor.
Wir hören schon einige schimpfen: “Wie könnt ihr nur solch ein hervorragend erhaltenes Exemplar mit einer solch geringen Laufleistung im Winter fahren?” Substanziell richtig gute Citroën XM sind mittlerweile extrem rar geworden. Unser Turbodiesel mit einer Laufleistung von aktuell knapp 114.000 Kilometern zählt fraglos zur oben genannten Kategorie. Liebe Leser, wir geben alles, damit der nahezu rostfreie Karosseriezustand des XM so gut bleibt, wie er ist! Der Lack ist bereits keramikversiegelt, nun kümmern wir uns um den Unterboden, Hohlräume und Falze.
Bild: Christian Bittmann / AUTO BILD Und zwar selbst. AUTO BILD KLASSIK-Mitarbeiter und Rostschutz-Experte Stefan Wüpper hat die dazu erforderliche technische Ausstattung: Kompressor, Druckbecherpistole und Schmelztopf mit Abflusshahn sind die wichtigsten Komponenten, wenn man mit Korrosionsschutzfett arbeiten möchte. Grundsätzlich gibt es dabei zwei Möglichkeiten, Hohlräume und Unterboden eines Autos nachträglich vor Rostbildung zu schützen: Wachs oder Fett. Korrosionsschutzfett hat eine geniale Eigenschaft: Es kriecht exzellent, in heißen Sommern auch noch Monate oder Jahre nach der Verarbeitung. Damit gelangt es überallhin, saugt sich tief in Falze und legt sich schützend auf die gesamte Oberfläche. Es unterwandert sogar bereits vorhandenen Rost und verhindert weiteres Fortschreiten der Korrosion.Anders dagegen Wachs: Es ist zäher, weniger kriechfähig, tropft dafür im Sommer nicht nach. Und Wachs haftet länger auf dem Untergrund. Im Spritzwasserbereich wird Fett schneller abgewaschen. Auch in der Verarbeitung unterscheiden sich beide Materialien. Fett lässt sich nur bei rund 100 Grad spritzen, Wachs schon bei Raumtemperatur. Auf den nächsten Seiten lesen Sie, wie Sie rostlos glücklich werden!
Die Vorbereitung
Bild: Christian Bittmann / AUTO BILD Vorsicht bei der Demontage: Während Motor- und Radhausverkleidungen einfach auszubauen waren, hatten wir Skepsis bei den Türverkleidungen. Die Wasserablaufbohrungen an den Tür-Unterseiten sind so üppig bemessen, dass wir hier mit der Sonde in die Tür gehen – mit geringer Produktmenge, um die Abläufe später nicht zu verstopfen.Hinter der Radhausschale verbergen sich nicht selten ganze Moor-Landschaften. In unserem Fall war die Masse aus Erde noch eine Woche nach dem Abstellen in der beheizten Werkstatt feucht! Radhausschalen sollten zur Kontrolle alle paar Jahre ausgebaut werden.Die Arbeitsfläche rings um den Fett-Topf wird unweigerlich zu einem Schlachtfeld – deswegen ist es wichtig, die Oberseiten und Flanken des Autos, Arbeitsflächen und auch sich selbst zu schützen.
Bild: Christian Bittmann / AUTO BILD Mike Sanders muss auf rund 100 Grad Celsius erwärmt werden. Dann wird es so flüssig, dass es mit der Druckbecherpistole für kurze Zeit sprühbar ist. Während der Arbeiten wird eine Menge von rund vier Kilogramm Fett in einem großen Topf permanent auf 100 bis 120 Grad Celsius gehalten. Werkzeuge wie Pistolen, Düsen und Druckbehälter werden vor dem Konservieren erwärmt. Unterlässt man dies, besteht die Gefahr, dass das Fett zu schnell abkühlt und die Pistole „spuckt“. Nicht vergessen: den Druck des Kompressors im Auge behalten. Pflicht: Schutzkleidung.
Das Konservieren
Bild: Christian Bittmann / AUTO BILD In einer Fachwerkstatt hätte die Versiegelung des XM mindestens 2000 Euro gekostet. Los geht es ab 1000 Euro – je nach Fahrzeuggröße, Demontageaufwand und Karosseriezustand. Beinahe ein Klassiker: Bei der Demontage kommen bislang unbekannte Roststellen zum Vorschein. Dann müssen auch Karosseriebauer und Lackierer ran …