Und das, obwohl die maximale DC-Ladeleistung beim Peugeot e-208 höher ist
Der Fiat 500 e gehört zu den beliebtesten kleinen Elektroautos. Es gibt ihn mit zwei verschiedenen Akkus: Die Variante mit der kleinen Batterie (24 kWh brutto) lädt laut Hersteller mit bis zu 50 kW, während die Version mit der großen 42-kWh-Batterie sogar 85 kW verträgt. Und diese 85 kW sind mehr, als bei den meisten Elektro-Klein- und Kleinstwagen möglich ist.
Aber die maximale Ladeleistung ist nicht alles. Das zeigt unsere neue Schnelllade-Analyse: Kollege Mark Kane von InsideEVs USA hat eine Ladekurve des Fiat 500 e vom europäischen Ladenetz-Anbieter Fastned analysiert. Dabei geht es um die Version mit der großen Batterie. Hier sehen Sie die Ergebnisse.
Ladekurve: Flach und gut
Laut Fastned fand der Ladevorgang unter optimalen Bedingungen (Temperatur von etwa 30 Grad Celsius) statt. Die erhaltene Ladekurve zeigt, dass die von Fiat angegebene maximale Ladeleistung von 85 kW tatsächlich erreicht wird, und zwar bei einem Ladestand (State of Charge, SOC) von etwa 20 Prozent.
Die Ladekurve ist recht flach, das heißt, die Ladeleistung bleibt über einen breiten Bereich hoch. Auch wenn der Akku schon zu 75 Prozent voll ist, wird noch eine Ladeleistung von etwa 50 kW erreicht. Allerdings wird die Ladeleistung offenbar bei einem SOC von 85 Prozent auf etwa 12 kW gekappt. Bei fast vollem Akku lädt der 500 e also nur noch mit geringer Leistung – es bleibt kaum mehr als beim dreiphasigen Wechselstromladen, wo 11 kW erreicht werden.
Fiat gibt an, dass das Aufladen von 0 auf 80 % etwa 35 Minuten dauern sollte.
Für eine zusätzliche Reichweite von 100 km benötigt der Fiat 500 electric etwa 9-10 Minuten (bei einem Ladezustand von 10-20 % SOC). Für 200 km erhöht sich die Zeit auf etwa 21-24 Minuten (ausgehend von 10-20 % SOC).
Durchschnittliche Ladeleistung: Stattliche 63 kW
C-Raten: Fast immer zwischen 1C und 2C
Die C-Rate gibt an, wie sich die Ladeleistung zur Kapazität des Akkus verhält. Zum Beispiel ergibt sich 1C, wenn der Leistungswert in kW gleich der Kapazität des Batteriepacks in kWh ist. Beim Fiat 500 e müsste der Akku also mit 42 kW geladen werden. 2C würden sich ergeben, wenn der Akku in einer halben Stunde wieder voll wäre – im Beispiel also bei einer durchschnittlichen Ladeleistung von 84 kW.
Und wirklich liegt die maximale C-Rate beim Fiat 500 e bei etwa 2,0C. Die durchschnittliche C-Rate beim Laden von 20 bis 80 Prozent beträgt 1,5 C. Beide Werte sind gut. Die folgende Grafik zeigt, dass auch noch bei 80 Prozent SOC eine C-Rate von 1 erreicht wird; erst danach fällt die Kurve scharf ab.
Reichweite nachladen: 9 Kilometer pro Minute
Für alle Langstreckenfahrer ist wichtig, wie schnell Reichweite nachgeladen werden kann. Der Fiat 500 e mit der großen Batterie soll zum Beispiel bis zu 320 Kilometer mit einer Ladung schaffen (nach WLTP-Norm). Wenn man nach zum Beispiel 250 km an einer Ladestation ankommt, will man wissen: Wie lange muss ich laden, um die nächsten 200 km fahren zu können?
Diese Zahl hängt von der durchschnittlichen Ladeleistung ab, aber auch davon, wie viel Strom das Elektroauto verbraucht. Den Stromverbrauch berechnen wir hier aus der WLTP-Reichweite und der Netto-Batteriekapazität von 37,3 kWh. So ergibt sich ein Stromverbrauch von 11,7 kWh/100 km.
Aus der durchschnittlichen Ladeleistung und dem Stromverbrauch lässt sich nun berechnen, wie schnell Reichweite nachgeladen wird. Dazu werden die 63 kW (siehe oben) durch den Stromverbrauch (117 Wh/km oder 7.020 Wmin/km) geteilt. 63.000 geteilt durch 7.000 sind 9; man kann also mit neun Kilometer Reichweite pro Minute nachladen. Das ist ein sehr guter Wert.
Vergleich mit anderen Elektro-Klein(st)wagen
Vergleichen wir nun mit den anderen Elektro-Kleinwagen und Elektro-Kleinstwagen, deren Schnelllade-Verhalten Mark Kane bereits analysiert hat:
Der Vergleich der Ladekurven zeigt: Der Elektro-500 (rote Kurve) liegt sehr gut; er liefert sich ein Wettrennen mit dem Peugeot e-208 (grün). Die anderen Elektro-Winzlinge kommen nicht über 50 kW Ladeleistung (grauer Bereich) hinaus.
Die maximale Ladeleistung des Peugeot (100 kW) ist größer; dadurch liegt er anfangs vorne. Doch bei etwa 20 Prozent SOC senkt Peugeot die Ladeleistung auf etwa 75 kW, während der Fiat dann seine maximale Ladeleistung von 85 kW erreicht. Bei alldem ist allerdings zu bedenken, dass der Peugeot eine deutlich größere Batterie (50 kWh) hat.
Wenn wir die durchschnittliche Ladeleistung (im Bereich von 20 bis 80 Prozent) vergleichen, zweigt sich, dass der Fiat mit seinen 63 kW klar vorne liegt. Der einzige Konkurrent, der noch einigermaßen mithalten kann, ist der Peugeot e-208 mit seinen 53 kW. Deutlich schlechter schneiden Renault Zoe und VW e-Up ab:
Ladeleistungen im Vergleich | |||
Modell | Akku (kWh) |
Ladeleistung (maximal |
Ladeleistung(Durchschnitt, 20-80%) |
Fiat 500 e (42 kWh) | 42 kWh | 85 kW | 63 kW |
Renault Zoe Z.E. 50 | 55 kWh | 46 kW | 35 kW |
Peugeot e-208 | 50 kWh | 99 kW | 53 kW |
BMW i3 (42 kWh) | 42 kWh | 50 kW | 47 kW |
Mini Cooper SE | 33 kWh | 49 kW | 45 kW |
VW e-Up | 37 kWh | 37 kW | 29 kW |
Die folgende Grafik zeigt die C-Raten bei den sechs Elektromodellen:
Hohe C-Raten bedeuten zwar schnelles Laden, aber auch eine hohe Belastung für die Akkus. Das obige Diagramm zeigt, dass die Batterien des Fiat 500 e und des Peugeot e-208 am stärksten belastet werden. Der Akku des Fiat wird noch etwas stärker als der des Peugeot belastet, und das auch noch für eine längere Zeit – von etwa 15 bis 57 Prozent SOC liegt seine rote Kurve über allen anderen. Das bedeutet entweder, dass die Fiat-Batterie das schadlos aushält, oder dass der Hersteller auch eine schnellere Batteriealterung in Kauf nimmt, um gute Ladeeigenschaften zu erreichen.
Die folgende Tabelle zeigt noch die durchschnittlichen C-Raten für den Ladebereich von 20 bis 80 Prozent SOC. Auch hier ist zu sehen, dass der Fiat mit durchschnittlich 1,5C vorne liegt, wobei der Mini mit 1,4C nahe an ihn herankommt:
C-Raten im Vergleich | |||
Modell | Batterie (kWh) |
C-Rate maximal |
C-Rate (Durchschnitt, |
Fiat 500 e | 42 kWh | 2,0 | 1,5 |
Renault Zoe Z.E. 50 | 55 kWh | 0,8 | 0,6 |
Peugeot e-208 | 50 kWh | 2,0 | 1,1 |
BMW i3 (42 kWh) | 42 kWh | 1,2 | 1,1 |
Mini Cooper SE | 33 kWh | 1,5 | 1,4 |
VW e-Up | 37 kWh | 1,0 | 0,8 |
Was das Nachladen von Reichweite angeht, so schlägt der Fiat 500 e alle anderen Elektroautos in diesem Vergleich. Die Form der Kurven kennen wir bereits, doch im folgenden Diagramm ist zu sehen, dass die rote Kurve des Fiat fast immer über der von allen anderen liegt – nur im Bereich bis 20 Prozent hat der Peugeot die Nase vorne.
Noch interessanter ist wohl die durchschnittliche Geschwindigkeit, mit der Reichweite nachgeladen wird. Beim Fiat liegt diese wie erwähnt bei 9 km/min; die Konkurrenz liegt deutlich zurück:
- Fiat 500 e (42 kWh): 9,0 km/min
- Renault Zoe Z.E. 50: 4,4 km/min
- Peugeot e-208: 6,7 km/min
- BMW i3 (42 kWh): 6,4 min/km
- Mini Cooper SE: 6,1 km/min
- VW e-Up: 3,9 km/min
Fazit: Maximale Ladeleistung ist nicht alles
Uns haben die Schnelllade-Leistungen des Fiat 500 e überrascht; wir hatten nicht auf den ersten Blick erkannt, wie schnell der kleine Elektro-Fiat lädt. Dieser Elektro-Winzling ist zumindest von seinem Ladeverhalten her besser für die Langstrecke geeignet als alle hier betrachteten fünf Konkurrenten, denn er lädt Reichweite schneller nach.
Am ehesten kann noch der Peugeot e-208 mithalten. Das zeigt, dass man sich nicht nur auf die Reichweite und auf die maximale Ladeleistung konzentrieren sollte. Die Reichweiten von Peugeot und Fiat liegen nahe beieinander, die maximale Ladeleistung ist beim Peugeot spürbar höher. Doch da der Fiat sparsamer ist, lädt er Reichweite schneller nach: Für 200 km Reichweite muss man hier mit einer Ladepause von etwa 22 Minuten rechnen – während beim Peugeot etwa 30 Minuten zu veranschlagen sind.
Anmerkung: Im Vergleich zum Originaltext von Mark Kane haben wir einige Dinge ausführlicher erklärt, einige Tabellen vereinfacht und auch das Fazit ist ein klein wenig anders.