So wird es in Paris nicht mehr lange aussehen.
Sie galten als Verheißung aus dem Silicon Valley und verbreiteten sich weltweit rasend schnell. Seit bald vier Jahren rollen Elektroroller nicht mehr nur durch Kalifornien, sondern auch durch deutsche Städte. Das Versprechen war groß. Die neuen Fahrgeräte sollten die sogenannte letzte Meile abdecken, also den Weg von der S-Bahn-Station zur Arbeit oder von der Bushaltestelle nach Hause. Wer sich beim Arbeitsweg bisher für das Auto entschied, werde dieses künftig häufiger stehen lassen, zum Vorteil für die Umwelt. E-Scooter an jeder Straßenecke galten den Befürwortern als fehlender Baustein für die städtische Verkehrswende und als Beitrag gegen den Klimawandel. Dieses Versprechen ist gescheitert.
Die Akkus müssen schließlich produziert werden, wie auch die Roller selbst. Wie lange die Batterien mittlerweile halten, bevor sie verschrottet werden, ist nicht bekannt. Zur Anfangszeit sollen es im amerikanischen Louisville nur 29 Tage gewesen sein, wie vor der Einführung hierzulande zu lesen war. Heute liegt die Lebensdauer sicherlich deutlich darüber. Aber unabhängig davon enden Roller immer wieder in Flüssen oder an anderen kuriosen Orten. Nachhaltig ist an den Gefährten nichts. Denn ihre CO2-Bilanz ist negativ, wenn sie zumeist nur Fußwege ersetzen.
Das rechtfertigt noch lange kein Verbot, wie es eines in Paris geben soll, in der Stadt also, die Leihanbieter schon zuließ, als andere Orte in Europa noch abwägten. Die Ökobilanz anderer Fahrzeuge ist auch schlecht, und was nicht ist, kann durch Innovationen noch werden.
Den Fußgängern im Weg
Würde man die Autoparkplätze dort entfernen, wo die Wege eng sind, entstünde Platz, für Radfahrer, Fußgänger und auch für E-Scooter-Nutzer. Autos kann man andererseits immerhin zugutehalten, dass sie wenigstens geordnet auf dafür markierten Flächen stehen (auch wenn für die Fahrer von Lieferwagen offenbar andere Regeln gelten). Mit den Rollern verhält es sich anders. Sie können überall abgestellt werden. Und so stehen sie vor allem eines: den Füßgängern im Weg.
Das unterscheidet sie auch von Fahrrädern, die zumeist in Ständer gestellt oder an einer Laterne und damit am Wegesrand angeschlossen werden. Weder sie noch Autos blockieren die Gehwege, von Ausnahmen abgesehen. Elektroroller hingegen knubbeln sich dort, wo sich die Wege vieler Menschen kreuzen, etwa am Eingang eines Bahnhofs, vor Einkaufszentren oder am Beginn von Fußgängerzonen.
Nachtfahrverbot in Oslo
Niemand, der ein Auto leiht, würde es ungestraft zu Schrott fahren. Auch Leihräder werden pfleglicher behandelt. Zu viele Kunden aber, die Elektroroller ausleihen, behandeln diese nach dem Motto: Was mir nicht gehört, soll mein Schaden nicht sein. Einige Städte haben schon auf die Probleme reagiert. Da vor allem betrunkene Jugendliche und junge Erwachsene Unfälle verursachen, hat etwa Oslo ein Nachtfahrverbot verhängt, in Helsinki wurde nachts die Höchstgeschwindigkeit deutlich reduziert. Das ist sinnvoll, wie auch der Plan mancher Stadtverwaltungen, die Zahl der Leihroller zu begrenzen.
Andere Städte setzen auf feste Abstellflächen. Machte dies Schule, nähme das den Rollern manchen Reiz. Denn niemand möchte erst 500 Meter laufen, um dann einen Kilometer zu fahren. Eine mögliche Lösung wäre es, wenn Städte zumindest an Bahnhöfen sowie S- und U-Bahn-Stationen feste Parkplätze für E-Scooter auswiesen. Für jeden Falschparker könnte es – wie bei Autos auch – einen Strafzettel geben. Den müsste dann der Anbieter zahlen. Der wiederum könnte das Bußgeld bei seinen Kunden eintreiben. Es wäre einen Versuch wert, bevor man den harten Verbotsschritt à la Paris geht.