Deindustrialisierung
Porsche-Vorstand: Deutschland könnte durch Verbrenner-Aus „zum Armenhaus in Europa werden“
Sportwagenbauer Porsche muss ein schwaches drittes Quartal verkraften und befürchtet durch das geplante Verbrenner-Aus 2035 noch fatalere Folgen für die Industrie.
Die aktuellen Entwicklungen, die auch beim Vorzeigeunternehmen Porsche einen spürbaren Umsatzrückgang im dritten Quartal 2024 zur Folge hatten, zwingt aber offenbar auch die Autohersteller zur Rückbesinnung auf den Verbrenner. Wie die Stuttgarter Zeitung (StZ) berichtet, hatte Porsche-Finanzchef Lutz Meschke bei der Verkündung der Quartalszahlen am 25. Oktober die Bundesregierung dazu aufgefordert, in Brüssel dafür einzutreten, das de facto Verbot von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren abzuwenden. Meschke hatte bereits zu Jahresbeginn mit einer Verschiebung des EU-Verbrenner-Verbots gerechnet
Porsche-Finanzchef sorgt sich bei Verbrenner-Aus um Massenhersteller und Zulieferer
Porsche hatte mit dem vollelektrischen Sportwagen Taycan das Zeitalter der Elektromobilität eingeleitet und angekündigt, nach und nach auch bereits bestehende Modellreihen elektrifizieren zu wollen. An dem Kurs, bis 2030 rund 80 Prozent der Fahrzeugflotte elektrifiziert zu haben, hält Porsche nach Angaben von Lutz Meschke trotz der angespannten Wirtschaftslage auch weiterhin fest. Sorgen macht sich der stellvertretende Vorstandsvorsitzende allerdings um die Massenhersteller und die Zulieferer. Der Chef des Stuttgarter Autozulieferers Mahle hatte jüngst erklärt, dass das Verbrenner-Aus weitere Arbeitsplätze kosten könne.
Lutz Meschke, Finanzvorstand der Porsche AG, neben einem 911.
Laut Meschke würde ein Verbrenner-Aus 2035 zu einer Deindustrialisierung führen; in diesem Falle „laufen wir Gefahr, zum Armenhaus in Europa zu werden“, erklärte er laut StZ. Damit sei „am Ende auch der soziale Frieden in unserer Gesellschaft gefährdet.“ Der Finanzchef betonte zwar, dass die Forderung an die Bundesregierung nicht unmittelbar auf Porsche abgezielt ist, der Sportwagenbauer hat dennoch auch mit der sinkenden Nachfrage nach E-Autos zu kämpfen. „Die Transformation hin zu Elektrofahrzeugen [verläuft] global langsamer als ursprünglich angenommen“, heißt es in der Mitteilung.
Porsche-Gewinn bricht im dritten Quartal ein – Konzern hält dennoch an Prognose fest
Finanzzahlen für die Quartale 1 bis 3 der Porsche AG.
In den bisherigen neun Monaten (bis einschließlich September 2024) lag die Zahl der ausgelieferten Fahrzeuge von Porsche aber unter der Zahl des Vorjahres. Aus diesem Grund will der Konzern nach eigenen Angaben das Produktangebot und das Ökosystem, aber auch die Budgets und Kostenpositionen überprüfen. Auf die massiven Sparmaßnahmen beim Mutterkonzern Volkswagen reagierte Porsche vor wenigen Wochen aber mit dem Verweis auf die Standort- und Beschäftigungssicherung.