Der Diesel ist tot? Noch nicht, und das ist gut so. Vor allem auf der Langstrecke bewährt sich der Selbstzünder nach wie vor. Und er verhilft selbst veritablen Mittelklasse-Kombis zu Sparsamkeit. Das zeigt eine Gegenüberstellung von zwei Premium-Vertretern des Segments.
Zwei Edel-Kombis, die dem Diesel treu bleiben: BMW 520d Touring, Jaguar XF Sportbrake D200. Hersteller
In Zeiten, in denen die Elektromobilität kräftig gepusht wird, bleiben die Fortschritte bei der Entwicklung von Verbrennern nahezu unberücksichtigt – und damit auch deren Vorteile speziell für Langstreckenfahrer. Zwei Kombi-Modelle mit Dieselmotoren, die genau auf die Bedürfnisse dieser Klientel zugeschnitten sind, treten hier in der Gegenüberstellung an: Der BMW 520d Touring und der auf dem deutschen Markt weniger bekannte Jaguar XF Sportbrake D200.
Starke Selbstzünder
Die Vorzüge der beiden Diesel-Kombis lernen wir auf langen Strecken kennen. Bis zu 1000 Kilometer können mit einer Tankfüllung absolviert werden und der Tankvorgang ist in wenigen Minuten erledigt. Solche Erfahrungen sprechen eindeutig für den immer emissionsärmeren Selbstzünder, der sich im Falle des BMW mit fünf Litern pro 100 Kilometer auf Landstraßen fahren lässt; auf schnellen Autobahnetappen verharr er bei rund sieben Litern, wenn es der Fahrer nicht übertreibt. Beim XF lagen die Verbrauchswerte auf den Testfahrten gegenüber dem besonders sparsamen BMW 5er-Touring um jeweils einen halben Liter höher.
Ruhig reisen
Reisen im harmonisch abgestimmten 520d laufen ruhig und stressfrei ab, der Geräuschpegel hält sich selbst bei hohen Geschwindigkeiten dezent zurück. Der XF, ebenfalls mit Mildhybridsystem, tritt vom Motorklang her eher rauer auf und lässt auch Vibrationen spüren. Die Kunden mögen diese Form der Kraftentfaltung wohl verzeihen, weil sie mit einem engagierten Fahrverhalten einhergeht. Dazu gehört, dass der XF gefühlt noch stärker aus dem Drehzahlkeller anschiebt, jedoch vom 520d in den Sprint- und Zwischenspurtmessungen abgehängt wird. Dagegen erreicht der XF Sportbrake laut der technischen Daten die höhere Endgeschwindigkeit (230 km/h statt 225 km/h), was in der Praxis aber keine Rolle spielen sollte. Beide Kombis übertragen die Kraft über eine Achtgangautomatik an die Hinterräder.
Das passt rein
Der Stauraum des Jaguar XF Sportbrake fasst 563 bis 1675 Liter. Die Zulade-Kapazität von rund 500 Kilo ist allerdings mäßig (5er Touring: 640 Kilo). In der Länge messen beide Kontrahenten 4,96 Meter. Nebenbei: Den Adblue-Einfüllstutzen im Gepäckraum des XF finden wir ungeschickt platziert, das lässt sich außen an der Tankklappe besser lösen.
Edel eingerichtet
Den Fünfer hat BMW im Cockpit mit dem bewährten Dreh-/Drück-Steller ausgerüstet und das ist gut so, alles funktional. Der Touchscreen liegt im Blickfeld des Fahrers. Außerdem sind zum Beispiel die gut erreichbaren Lenkradtasten für Spurhaltung und Tempomat sowie die Regler einfach zu bedienen, die Digital-instrumente passen ebenfalls. Auch die Bedienung des XF fällt seit dessen letzter Modellpflege nicht schwer. Ein neues, feines Cockpit bietet er, ebenso wie gut ablesbare Instrumente und das übersichtliche “Pivi-Pro”-Infotainment.
Für viele Wünsche werden beim BMW Aufpreise fällig, serienmäßig gibt es nicht viel mehr als Navigation, Zweizonen-Klimaautomatik, Parksensoren und die elektrisch öffnende und schließende Heckklappe mit separat zu öffnender Heckscheibe. Sitzheizung oder Dachreling kosten zum Beispiel Aufpreis, erst recht die Order für Besonderheiten bei Fahrwerk, Lenkung und Reifen. Beim Jaguar XF Sportbrake, hier in Ausstattung “R-Dynamic HSE”, sind bereits zahlreiche Assistenten an Bord, darunter die Verkehrszeichenerkennung, der aktive Totwinkelassistent, dazu große 19-Zoll-Räder mit 245/40er-Bereifung sowie besser als im BMW ausgeformte und lederbezogene Sitze mit elektrischer Verstellmöglichkeit. Was sich sportlich Ambitionierte gegen Mehrpreis vielleicht gönnen sollten, sind die adaptiven Dämpfer im Dynamikpaket inklusive größerer Bremsscheiben vorn. So kann der XF Sportbrake durchaus eine Alternative im feinen Kombi-Segment sein.
Blick auf die Preise
Der Grundpreis für den BMW 520d Touring liegt bei 58.100 Euro, für den besser ausgestatteten XF Sportbrake D200 berechnet Jaguar ab 59.495 Euro, die von uns gefahrene Stufe R-Dynamic RWD HSE kommt auf mindestens 68.055 Euro.
Ingo Reuss
BMW 520d Touring: Turbodiesel, mildhybridisiert, Hubraum 1995 ccm, Leistung, 140 kW190 PS, Drehmoment 400 Nm bei 1750 – 2500/min, Beschleunigung 0 – 100 km/h in 7,6 sec, Spitze 225 km/h, Verbrauch (WLTP) 5,7 – 5,0 l/100 km, Länge 4,96 m, Breite 2,13 mit, 1,87 ohne Außenspiegeln, Gepäckraum 560 – 1700 l, Leergewicht 1855 kg, Anhängelast gebremst 2000, ungebremst 750 kg, Preis ab 58.100 Euro.
Jaguar XF Sportbrake D200 RWD: Turbodiesel, mildhybridisiert, Hubraum 1997 ccm, Leistung 150 kW/204 PS, Drehmoment 430 Nm bei 1750 – 2500/min, Beschleunigung 0 – 100 km/h in 7,8 sec, Spitze 230 km/h, Verbrauch WLTP 4,7 – 4,6 l/100 km, Länge 4,96, Breite 1,49, Breite 2,09 mit, 1,98 ohne Außenspiegeln, Gepäckraum 563 – 1675 l, Leergewicht 1870 kg, Anhängelast gebremst 2000, ungebremst 750 kg, Preis ab 59.495 Euro.