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ICCT: Abwrackprämie für Altautos billiger als eFuels​

Für die Erreichung der Klimaziele wäre es billiger, die Verschrottung alter Autos zu fördern als eFuels zu subventionieren, meint der ICCT.​

icct: abwrackprämie für altautos billiger als efuels​

Von einer Abwrackprämie, wie sie der ICCT vorschlägt, könnten unter anderem einige Besitzer eines VW Golf der sechsten Generation profitieren.

(Bild: VW)

Die Staatengemeinschaft hat sich mit dem Pariser Abkommen Ziele zur Reduzierung des CO₂-Ausstoßes gesetzt. Der private Bereich muss dafür vor allem zwei große Baustellen angehen: Es gilt, das Beheizen von Wohnraum und den Verkehrssektor zu dekarbonisieren. Im Verkehr hat der Staat mehrere Lenkungsoptionen, von denen einige aktuell diskutiert werden. Dazu gehören eine Kaufprämie für Elektroautos, die die SPD gern wiederbeleben möchte. Dazu zählen steuerliche Anreize für elektrifizierte Dienstwagen. Mit eFuels ließen sich Verbrennungsmotoren weniger umweltschädlich betreiben. Dieser Kraftstoff käme den Staat allerdings teurer als eine Renaissance einer Abwrackprämie für alte Autos. Zu diesem Schluss kommt das ICCT nun in einer Studie.

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Abwrackprämie als Beitrag für Klimaschutz

Eine Abwrackprämie für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor könnte einen erheblichen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leisten und wäre im Vergleich zu eFuels deutlich billiger für den Steuerzahler. Das geht aus der Untersuchung des Umweltforschungsverbunds International Council on Clean Transportation (ICCT) hervor. Demnach gehen die Forscher auch davon aus, dass mit einem Abwrackprogramm im Vergleich zu eFuels nicht nur mehr Geld, sondern auch mehr CO₂ eingespart werden kann. Bis zu einem Drittel der bis 2030 benötigten Einsparungen im Verkehrssektor lassen sich so erzielen, heißt es in der Studie.

Konkret sieht das darin vorgeschlagene Abwrackprogramm eine Stilllegung von acht Millionen Autos vor. Das spare bis zu 11 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente ein. Bei eFuels liege das sogenannte Emissionsminderungspotenzial nur bei bis zu 190.000 Tonnen an CO₂-Äquivalenten. Zugleich schätzen die Wissenschaftler die Produktionskosten für in Deutschland produzierte eFuels, also synthetische Kraftstoffe, die mithilfe erneuerbarer Energie hergestellt werden, im Jahr 2030 auf etwa 910 Euro pro vermiedener Tonne an CO₂-Äquivalenten. Bei einem Abwrackprogramm seien es hingegen nur 313 Euro pro Tonne bei Dieselfahrzeugen und 255 Euro bei Benzinern.

Wo kommen eFuels her?

Auch bei im Ausland hergestellten und nach Deutschland eingeführten eFuels wären die Kosten deutlich höher. Die geschätzten Kosten für eFuels, die zum Beispiel aus Chile importiert werden, liegen laut Studie 2030 bei etwa 619 Euro pro Tonne CO₂-Äquivalenten. Nicht Inhalt dieser Studie, aber ebenso bedeutsam ist die Frage, wo die Mengen an eFuels für den privaten Individualverkehr herkommen sollen. Aktuell sind die globalen Produktionskapazitäten gering, die Preise hoch und die sich abzeichnende Nachfrage nach synthetischen Kraftstoffen für Anwendungen, die sich anders nicht so ohne weiteres dekarbonisieren lassen, steigend. Im Flugverkehr ist der steigende Anteil von regenerativ erzeugten Kraftstoffen gesetzlich bereits verankert. Bis eine relevante Menge für den Pkw-Verkehr übrig bliebe, würde geraume Zeit vergehen.

Hintergrund zu eFuels

Im Zentrum der aktuellen Studie des ICCT steht die Frage, welchen Beitrag ein Abwrackprogramm leisten kann, um die bestehende Lücke bei der Senkung der CO₂-Emissionen im Verkehrssektor zu schließen. Dafür haben sich die Autoren die prognostizierte Fahrzeugflotte für das Jahr 2030 angesehen, auch deshalb, weil sie bis dahin laut dem Geschäftsführer von ICCT Europa, Peter Mock, mit genügend verfügbaren Elektroautos für Verbraucher rechnen.

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Eine Abwrackprämie könnte den Umstieg auf ein nachhaltiges Verkehrsmittel erleichtern. Das könnte so aussehen: Bringen Autofahrer ihre Benzin- und Diesel-Pkw zum Schrottplatz und entscheiden sich stattdessen für ein Auto mit E-Motor, erhalten sie eine Prämie. Das in der Studie umrissene Programm rechnet mit Dieselautos, die mindestens 15 Jahre gefahren wurden und Benzinfahrzeugen, die 25 Jahre oder älter sind. Die ausgezahlte Prämie entspreche im Schnitt 80 Prozent des Restwerts. Würde der Vorschlag so umgesetzt, gäbe es 2000 bis 6000 Euro für einen alten Diesel und 2000 bis 3000 für einen Benziner – gestaffelt nach Alter.

eFuels: Kein Beitrag zur Verbesserung der Luft vor Ort

Aktuell sind Studienleiter Kyle Morrison zufolge momentan rund 49 Millionen Autos mit Verbrennungsmotor in Deutschland zugelassen. Das würde die Erreichung der Klimaziele ernsthaft gefährden. “Unsere Studie präsentiert ein kosteneffizientes Abwrackprogramm, das gesundheitliche Vorteile für die Gesellschaft maximiert und den Fortschritt in Richtung Verkehrswende beschleunigt”, erklärt Morrison. Zudem würden eFuels keinen Beitrag zur Verbesserung der Luft vor Ort und damit der Gesundheit der Menschen leisten. Das sehe mit einem Abwrackprogramm anders aus. Die Stilllegung von Verbrennern, besonders von alten Diesel-Modellen, könne durch die Reduzierung von Schadstoffen in der Luft erheblich zur Gesundheit der Menschen beitragen.

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(mfz)

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