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Sepp Haider im Interview - RALLYE

Der Rallye-Abend „Sepp Haider – 50 Jahre Quer“ am 28. Oktober in der Salzburger Stiegl-Brauwelt rückt immer näher - im Interview zeigt sich der Jubilar so wie er ist – ehrlich, erdig, mitfühlend und vorfreudig

Sepp Haider im Interview - RALLYE

Mit dem Event „Sepp Haider – 50 Jahre Quer“ inklusive einer sensationellen Ausstellung alter und neuer Boliden erfährt die österreichische Rallye-Szene am Montag, dem 28. Oktober ein absolutes Highlight. Der Abend im Zeichen des Salzburger Drift-Idols der 70er- und 80-er Jahre findet in der Stiegl-Brauwelt, Bräuhausstraße 9, mit geladenen Freunden, Weggefährten, Medienvertretern und einigen Fans statt. Einlass ist ab 17 Uhr. Vor dem Feier-Abend gewährt Sepp Haider im folgenden Interview einen kleinen Einblick in seine Gefühlswelt und in nostalgische Erinnerungen. Sepp Haider, der übriges 1985 als einziger Salzburger zum Motorsportler des Jahres ausgezeichnet wurde, fuhr in seiner aufregenden Karriere die Automarken VW, Opel (Werkvertrag mit GM Europe), Mercedes, Audi, Citroen, Toyota und in seiner letzten Saison (1999) Peugeot.

Hallo Sepp, schön, wieder mal was von dir zu hören. Wie geht es dir?

Ja danke, es geht mir gut.

Genau heute vor 50 Jahren, am 17. Oktober 1974, hast du beim ÖASC-Lauf in Krems deine allererste Rallye bestritten. Mit Jörg Pattermann auf dem Beifahrersitz in einem VW Käfer mit der Startnummer 54. Das war also der Startschuss zu einer großen Karriere mit vielen Höhepunkten. Gibt es etwas, an das du besonders gerne und immer wieder zurückdenkst?

Ja, das war natürlich der Sieg bei der WM-Rallye 1988 in Neuseeland. Das hab‘ ich damals vor Ort eigentlich gar nicht richtig realisiert. Aber im Nachhinein betrachtet, war das schon das wichtigste Erlebnis. Und sportlich gesehen, auch weil da noch viele Freundschaften herrühren, war auch der Sieg der Deutschen Meisterschaft 1989 mit Opel sehr schön. (Anm.: Hierzu gab es sogar ein persönliches Glückwunschschreiben von Formel-1-Pilot Gerhard Berger)

Aber es gab nicht nur Sonnenschein in deiner Rallye-Laufbahn.

Nein, leider muss ich da immer noch an mein schlimmstes Erlebnis denken, obwohl das nicht bei einer Rallye war. Das war der plötzliche Tod meines damaligen Beifahrers Ferdl Hinterleitner, der 1990 im Alter von nur 37 Jahren Opfer eines tragischen Verkehrsunfalls in Wien wurde.

Hat es für dich Vorbilder gegeben?

Nein, eigentlich nicht. Ich habe die Motorsport-Bücher von Herbert Völker wie „Das heiße Lenkrad“ und „Das Jahr der blauen Reiter“ etc. verschlungen. Und zu meinen Anfängen waren die Finnen und Schweden, Björn Waldegård, Hannu Mikkola und so weiter, die Größten für mich.

Hat es einen Gegner für dich gegeben, wo du sagst, das war der härteste?

Einen härtesten Gegner in dem Sinn nicht, weil der härteste Gegner nur im eigenen Team und mit gleichem Gerät gemessen werden kann. Und da habe ich mich immer damit getröstet, dass ich halt „nur“ einen Zweiradler hab. Deshalb habe ich dann extra angestoßen mit Toyota und so weiter, dass wir mit gleichwertigen Autos fahren. Und das war dann schon eine Bestätigung für mich, als ich dann gesehen habe, dass das sehr gut funktioniert. Große Teamkollegen hab‘ ich nie gehabt. Der Schwede Mats Jonsson war auf Schotter und auf Schnee unbestritten schneller als ich, dafür war er auf Asphalt wieder um das langsamer. So hat sich das immer die Balance gehalten.

Du warst ja ein sportlicher Tausendsassa. Du warst im Tennis gut, im Golf gut, hast Skimeisterschaften gewonnen, warst ein guter Windsurfer. Warum ist dann ausgerechnet der Motorsport deine größte Leidenschaft geworden?

Weil da alles zusammengekommen ist – die Technik, der Thrill, die Anspannung, du begibst dich in Gefahr, das Adrenalin. Das habe ich so gebündelt eigentlich bei keinem anderen Sport gehabt, und das hat mich am meisten gereizt.

Gab es eine Lieblingsrallye für dich?

Was ich sehr gerne gefahren bin, dort habe ich auch zwei Mal gewonnen, das war in der Schweiz die Rallye du Valais. Früher hat sie ja noch Rallye du Vine geheißen, bis dann irgendwer draufgekommen ist, dass Motorsport und Wein nicht zusammenpassen. Das war von der Gegend her ein Traum und auch von der Jahreszeit her, weil die meistens im Herbst stattgefunden hat. Das ganze Drumherum dort war einfach wunderschön.

Ist die Frage nach deinem Lieblingsbeifahrer unangenehm für dich?

Nein, die ist mir sogar erst kürzlich gestellt worden. Ich unterscheide immer zwischen Beifahrer und Mitfahrer. Und meine vier Lieblingsbeifahrer waren mit Sicherheit der Jörg (Pattermann), der Ferdl (Hinterleitner), der Christian (Geistdörfer) und der Stefan (Eichhorner). Das waren die vier, wo von der Arbeit her alles einfach perfekt war.

Und dann gab es ja noch einen. Das war ja eher ein PR-Gag . . .

. . . der Franz Wittmann. Dazu kann ich nur eins sagen. Auf der ersten Prüfung, das waren vier Kilometer durch den Wald, hat der Franz die ganze Zeit nur gewürgt und gar nix vorlesen können. Und nachher hat er gesagt, das Helmbandl war ihm zu eng.

Ewig schade also, dass es damals noch keine Inboard-Aufzeichnungen gegeben hat.

Ja, das war so witzig. Dem Franz ist die Brille unter den Sitz gefallen. Die hat’s hin und her g’haut. Nach der Prüfung war sie total zerkratzt, unbrauchbar eigentlich. Da hat ihn seine Frau, die Rolanda, nachher zum Optiker geschickt.

Hast du das Bedürfnis, im Hinblick auf das Fest irgendetwas sagen?

?Wer mich kennt, der weiß, dass ich mich da nicht groß mitteilen will. Ich habe auch mit der Organisation an sich nix zu tun, Mit den Opel-Leuten haben wir gemeinsam 30 Jahre Deutsche Meisterschaft gefeiert. Da lade ich noch alle Mechaniker zum Sigi Schwarz ins Wirtshaus ein. Mir ist immer sehr am Herzen gelegen, dass es den Mechanikern gut geht und dass sie sich wohlfühlen, weil dann legen sie sich auch für dich in den Dreck. Aber natürlich freue ich mich schon sehr drauf, wenn ich am 28. Oktober im Rahmen eines sicherlich gemütlichen Abends viele alte Freunde und Weggefährten wiedersehe.

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