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VW bringt einen eigenen App-Store auf den Weg

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VW-Werk in Wolfsburg

Die Aussage ist zu einem geflügelten Wort geworden, wenn es darum geht, technische Umwälzungen in der Autobranche auf den Punkt zu bringen. Das Fahrzeug werde zu einem „Smartphone auf Rädern“, heißt es oft. Europas größter Hersteller Volkswagen (VW) macht jetzt einen weiteren Schritt in diese Richtung: Er bringt für seine Konzernmarken einen eigenen App-Store an den Start, also eine Vertriebsplattform für Anwendungen samt Nutzeroberfläche, die es Kunden ermöglichen soll, im Auto noch bequemer auf Dienste wie die ARD Audiothek, bestimmte soziale Netzwerke oder Kartendienste zuzugreifen.

Bisher nehmen VW-Kunden in der Regel einen Umweg über Apple’s Carplay und Google’s Android Auto, um die „Applications“, kurz: Apps, auf die Bildschirme ihrer Fahrzeuge zu bringen. Die neue Plattform ändert das insofern, als Dienste direkt auf dem Infotainment-System von VW laufen – auch Apps von Drittanbietern. Zu den Vorteilen zählt der Konzern, dass Anwendungen leichter mit Fahrzeug-Funktionen verbunden werden können. Als Beispiel gelten Apps zur Navigation, die im E-Auto Informationen zum Akkustand abrufen und für die Route berücksichtigen können.

„…fühlt sich Spotify jetzt so an, als wäre es nahtlos in das Auto integriert“

Dirk Hilgenberg, Chef der VW-Software-Sparte Cariad, bezeichnet den App-Store auf der Mobilfunkmesse Mobile World Congress in Barcelona als „ersten großen Meilenstein“ in einem „Jahr des Lieferns“. Hintergrund der schmissigen Aussage ist, dass Cariad zuletzt mit Problemen für Aufsehen gesorgt hatte, vor allem in der Entwicklung einer neuen Generation von Betriebssystemen. Dass in der Folge ganze Fahrzeuganläufe ins Wanken kamen, gilt als Hauptgrund, warum Herbert Diess den Posten als Konzernchef im vergangenen Herbst verlor und an Oliver Blume abgeben musste. Diese Schwierigkeiten will VW hinter sich lassen.

Als erstes sollen Fahrzeuge von Audi den Store von Juli an einsetzen. Neben eigenen Apps sollen dann auch externe Dienste vertreten sein, etwa der Musikanbieter Spotify, der die Anwendung in höchsten Tönen lobt: „Mit der neuen Plattform von Cariad fühlt sich Spotify jetzt so an, als wäre es nahtlos in das Auto integriert.“ Auch Amazon Music und das Netzwerk Tik-Tok sind dabei, ebenso andere Anbieter, deren Zahl stetig wachsen soll.

Die Autobranche konkurriert mit Apple und Google um die Schnittstelle zum Nutzer, ist aber gleichzeitig auf Zusammenarbeit angewiesen, um komplexe Dienste entwickeln zu können. So greift Cariad für seinen App-Store auf eine Lösung des Hifi-Herstellers und Autozulieferers Harman zurück, die auf Google’s Android Automotive basiert. Bisher liefen die Infotainment-Anlagen mit dem Betriebssystem Linux.

Auch an anderer Stelle bewegen sich Tech-Konzerne und Autoindustrie aufeinander zu. So soll die Navigation von Mercedes-Benz künftig auf Google Maps basieren, wie kürzlich verkündet wurde. Im VW-Konzern galt lange die Anweisung, möglichst alle Anwendungen selbst zu beherrschen, um die Hoheit über Nutzerdaten zu behalten. Unter dem neuen Konzernchef Blume zeigt der Konzern sich jedoch offener für Kooperationen.

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