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Vorgriff auf 2026: FIA ändert Regeln bezüglich Testautos

vorgriff auf 2026: fia ändert regeln bezüglich testautos

Formel-1-Teams dürfen mit sogenannten Mule-Cars testen

Die Formel-1-Teams können in Vorbereitung auf das neue Technische Reglement 2026 Testfahrzeuge – sogenannte Mule-Cars – nutzen, um sich auf die geplanten Regularien einzustellen. Möglich macht es eine Änderung im Sportlichen Reglement, die der Motorsport-Weltrat der FIA verabschiedet hat.

Ein Zusatz zum Reglement erlaubt es den Teams, in diesem Jahr zehn Tage lang mit einem Mule-Car zu testen, um die neuen Autos zu simulieren, die nach der nächsten Saison in der Startaufstellung zu sehen sein werden.

Aber was ist ein Mule-Car und wie hilft es den Teams, sich auf die Veränderungen vorzubereiten?

Als Mule-Car bezeichnet man in der Formel 1 ein Chassis, das für Testfahrten umgebaut wurde. Das Auto wird in der Regel auf den neuesten Stand gebracht, um bevorstehende Regeländerungen zu simulieren, und kann sich daher recht drastisch von der ursprünglichen Fahrzeugspezifikation unterscheiden.

Die Regeln für die Mule-Cars werden gelockert, sodass die Teams ihre Fahrzeuge auf verschiedene Weise aufrüsten können, um den Anforderungen der kommenden Regeländerungen besser gerecht zu werden.

Im Vorfeld der Regeländerungen 2017 testeten die Teams ausgiebig mit Mule-Cars, die mit verschiedenen aerodynamischen Vorrichtungen gefahren werden konnten, um mehr Abtrieb zu erzeugen.

So konnten im Vorfeld Daten gesammelt werden, die zwar nicht hundertprozentig exakt waren, aber dennoch ausreichten, um den Ingenieuren einen Vorsprung bei der Entwicklung zu verschaffen.

Auch vor der aktuellen Fahrzeuggeneration wurden Testfahrzeuge eingesetzt, in diesem Fall allerdings mit dem Ziel, den italienischen Reifenhersteller Pirelli bei der Entwicklung seiner neuen 18-Zoll-Räder für 2022 zu unterstützen.

Was hat sich in den Regeln geändert?

Der Motorsport-Weltrat der FIA hat Änderungen des diesjährigen Sportlichen Reglements genehmigt, die zehntägige Testfahrten mit Testfahrzeugen vor der Einführung der neuen Autos im Jahr 2026 ermöglichen.

Artikel 10.10, der sich mit dem Testen von Mule-Cars befasst, wurde um eine Reihe von Bestimmungen ergänzt, von denen die wichtigsten die folgenden sind:

b) Die Fahrzeuge müssen die minimalen Modifikationen aufweisen, die für das Testen von Entwicklungsreifen oder für das Testen von Komponenten oder Systemen im Auftrag der FIA für zukünftige Meisterschaftssaisons erforderlich sind, wie von der FIA festgelegt.

c) Während eines TMC (Testing of Mule Cars; Anm. d. Red.) müssen die Fahrzeuge mit der FIA-ECU gemäß Artikel 8.3 des Technischen Reglements ausgerüstet sein.

k) Zwischen dem 1. Januar und dem 31. Dezember sind maximal zehn (10) Testtage erlaubt, die von der FIA in Absprache mit allen Teilnehmern und, falls es die Testziele erfordern, mit dem designierten Reifenlieferanten organisiert werden und ausschließlich dem Zweck des TMC dienen.

i) Fahrer, die an solchen Tests teilnehmen, müssen für eine volle Superlizenz in Frage kommen und entweder in ihrer Karriere an mindestens einem (1) Formel-1-Rennen teilgenommen haben oder zuvor mindestens 500 km in einem aktuellen Formel-1-Fahrzeug konstant bei Renngeschwindigkeiten gefahren sein.

ii) Ein solcher Test auf einer Rennstrecke, auf der ein Event der Meisterschaft stattfindet, darf nur vor diesem Event durchgeführt werden, wenn die folgenden Bedingungen erfüllt sind:

a) Das verwendete Fahrzeug ist ein entsprechend modifiziertes Fahrzeug, das so konstruiert und gebaut wurde, dass es dem Technischen Reglement eines der vier (4) Kalenderjahre unmittelbar vor dem Jahr der Meisterschaft entspricht, und mit Ausnahme der unter b), i) und l) erlaubten Modifikationen dürfen nur Komponenten und Software einer Spezifikation verwendet werden, die in mindestens einem (1) Rennen oder einer TCC (Testing of Current Cars; Anm. d. Red.) während eines der vier (4) Kalenderjahre unmittelbar vor dem Jahr der Meisterschaft verwendet wurden.

b) Der Fahrer ist gemäß Artikel 10.10 k) i) berechtigt, nimmt aber nicht an der laufenden Meisterschaft teil.

c) Die Strecke hat im Jahr unmittelbar vor dem Jahr der Meisterschaft einen Meisterschaftslauf ausgetragen.

Das neue Reglement schreibt auch vor, dass während des Rennens keine Testteile verwendet werden dürfen, was bedeutet, dass sich die Teams keinen Vorteil im laufenden Wettbewerb verschaffen können.

Bis Mittwoch, 31. Juli, sah das Sportliche Reglement 2024 keine Möglichkeit für den Einsatz von Testfahrzeugen vor.

Vor welchen Herausforderungen stehen die Formel-1-Teams?

Während in der Vergangenheit die Testfahrzeuge mit Blick auf das kommende Reglement in Größe und Gewicht vergrößert wurden, stehen die Teams nun vor der Herausforderung, sich auf Autos vorzubereiten, die in Größe und Gewicht reduziert sind.

Und nicht nur das: Während in der Vergangenheit aerodynamische Elemente angebracht werden konnten, um den Abtrieb zu erhöhen, sieht das neue Reglement für 2026 eine komplexe aktive Aerodynamik vor, die mit den Mule-Cars kaum nachgestellt werden kann.

Hinzu kommt ein stark überarbeitetes Motorenreglement, mit dem die Teams 2017 nicht konfrontiert waren, als sie die gleichen Motoren in den Testfahrzeugen einsetzen konnten. Das Dilemma besteht also darin, dass die Ingenieure trotz der Testfahrzeuge, die ihnen bei der Vorbereitung auf 2026 helfen sollen, das neue Reglement nicht exakt reproduzieren können.

Die Teams haben die Wahl: Sie können jedes Auto aus den vier Saisons vor der aktuellen Saison für Modifikationen verwenden.

Sie können ein Chassis aus der alten Generation der Autos vor 2022 wählen, das kleiner ist und damit näher an den Dimensionen des Reglements für 2026 liegt. Das ist zwar ein klarer Vorteil, aber ein Großteil des Abtriebs der Autos von 2020/21 stammt von den oberen Komponenten und nicht von der Ground-Effect-Philosophie der Autos der neuen Generation.

Wie repräsentativ werden die Daten sein, die mit einem 2020/21er Auto gesammelt werden? Das hängt davon ab, wie jedes Team seine Autos im Rahmen der FIA-Regeln modifiziert.

Die Autos der neuen Generation haben zwar den Vorteil, dass sie mit der Ground-Effect-Aerodynamik arbeiten, aber die größeren Fahrzeugabmessungen stellen ein ernsthaftes Problem dar, wenn es darum geht, sinnvolle Änderungen vorzunehmen. Auch hier ist die Menge der verwertbaren Daten, die gewonnen werden können, schwer abzuschätzen.

Die Effektivität der modifizierten Mule-Cars könnte eine erste Chance bieten, sich auf der Strecke einen Wettbewerbsvorteil zu sichern, wenn 2026 die nächste Ära der Formel 1 anbricht.

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