- VanMoof stand 2022 kurz vor der Zahlungsunfähigkeit
- Bis zu 30 Prozent Rabatt auf Fahrräder
- Jobrad und Co.: Fahrrad-Leasing wird immer beliebter
Rabatt auf der Fahrradmesse in Essen
Wenn es in den nächsten Tagen wieder etwas wärmer und sonniger wird, dann geht es mit dem Radeln wieder los. Und auch die Nachfrage nach neuen Velos wird anspringen. Doch Hersteller und Händler müssen mit zu viel Rädern fertig werden. Das ist eine Spätfolge der Pandemie. Mit der Ausbreitung des Virus stieg einerseits die Nachfrage nach Zweirädern – wegen geringerer Infektionsgefahr etwa im Vergleich zum ÖPNV.
Zugleich stellten sich aber auch nie gekannte Brüche in den Lieferketten ein – was in der Fahrradbranche besonders verheerend wirkte, da sie extrem abhängig von China ist. Vor allem fehlte es an Komponenten wie Bremsen, Schaltungen oder Batterien für E-Bikes. Aber auch Rahmen waren schwer zu kriegen. In der Hoffnung zumindest einiges abzukriegen, wurde während der Mangellage massiv und für längere Zeit im Voraus geordert.
VanMoof stand 2022 kurz vor der Zahlungsunfähigkeit
Doch zugleich wird betont: „Die Lager sind weltweit bei den Herstellern wie auch beim Handel voll.“ Derzeit würden vorrangig die im zweiten Halbjahr 2022 gelieferten Modelle aus den Jahren 2021 und 2022 mit Nachlässen in den Markt gebracht. Dadurch werde es auch schwierig, die neuen 2023er-Modelle ohne Rabatte zu verkaufen. „Mit einer Normalisierung der Lage rechnen wir nicht vor Ende dieses Jahres“, so der Verband, in dem sich nach eigenem Bekunden Unternehmen aller Bereiche der Fahrradwirtschaft zusammengetan haben.
Bis zu 30 Prozent Rabatt auf Fahrräder
Die Strategien zur Bewältigung des Überangebots sind höchst unterschiedlich. So senkte der Hersteller und Versender Rose Bikes schon im Herbst die Preise um im Schnitt 15 Prozent. Der Rivale Canyon (Motto: Finde dein Traumbike) startete erst kürzlich den „Trail Sale“ für geländegängige Räder mit und ohne E-Antrieb. Bis zu 30 Prozent Nachlass bedeuten in absoluten Zahlen auch schon mal 1500 Euro Preisvorteil. Allerdings für ein E-Mountainbike der Highend-Kategorie, dessen Listenpreis einst bei knapp 9000 Euro lag.
Jobrad und Co.: Fahrrad-Leasing wird immer beliebter
Bei all dem spielt Leasing eine immer wichtigere Rolle. Inzwischen gibt es eine ganze Reihe von Anbietern, die – analog zum Dienstwagen – Zweiräder in Kooperation mit dem Arbeitgeber offerieren, um von den Beschäftigten mit Steuervorteilen auf Zeit genutzt zu werden. Nach Erhebungen von Zukunft Fahrrad handelt es sich zu 80 Prozent um Räder mit elektrischem Hilfsantrieb und einem Durchschnittspreis von 3200 Euro: „Deshalb kann das Dienstradleasing als Treiber für den Premium-E-Bike-Markt bezeichnet werden.“ Hier gebe es großes Potenzial, die nachhaltige betriebliche Mobilität stecke noch in den Kinderschuhen und der Kreis der Berechtigten werde sich vergrößern, da sich Tarifverträge und der öffentliche Dienst weiter öffneten.
Die Fachleute des Verbandes haben außerdem erkannt, dass sich auch am anderen Ende der Preisspanne etwas tut: SB-Warenhäuser, Verbraucher- und Baumärkte hätten das Elektrofahrrad wiederentdeckt. Und dann gibt es auch noch die großen Trends: Radeln als aktiver Klimaschutz und als nachhaltige Mobilität in den Metropolen, was Autos überflüssig, Lärm- und Schadstoffbelastungen geringer machen soll. 2023 werde die Nachfrage nicht schlechter sein als in den vergangenen Jahren, sagte Tobias Hempelmann vom Verband des Deutschen Zweiradhandels dem Pressedienst-Fahrrad.
Und Martin Stenske, Manager beim Zulieferer Universal Transmission, glaubt zumindest langfristig an neuen Schub. Die Hersteller hätten in den vergangenen drei Jahren wegen der Lieferprobleme auf Bewährtes gesetzt. Inzwischen seien aber technische Neuerungen zu spüren. Spätestens 2025 werde es einen neuen Innovationsschub geben. Und das dürfte sich nach übereinstimmender Einschätzung von Experten vor allem bei E-Bikes, die inzwischen die Hälfte des Markts ausmachen, bemerkbar machen – mit effizienteren Antrieben und leistungsstärkeren Batterien.
Einiges spricht denn auch dafür, dass der Sonderverkauf bei Prophete voriges Wochenende am Firmensitz in Rheda-Wiedenbrück vor allem ein Signal für einen bevorstehenden Neustart gewertet werden kann. Einem Bericht der Neuen Westfälischen zufolge soll Mitte der Woche ein Investor für den insolventen Traditionshersteller präsentiert werden.