Finanzen

Wirtschaft

Wirtschafts-nachrichten

Umstrittenes Verbrenner-Aus in der EU: Was ist mein Auto künftig eigentlich noch wert?

umstrittenes verbrenner-aus in der eu: was ist mein auto künftig eigentlich noch wert?

Pkw und Auspuff

Umstrittenes Verbrenner-Aus in der EU: Was ist mein Auto künftig eigentlich noch wert?

Die EU will ab 2035 eigentlich keine Autos mit Verbrennungsmotoren mehr zulassen. Was bedeutet das für Pkw mit Diesel- oder Benzin-Motoren? Und lohnt sich der Kauf eines Verbrenners noch?

Brüssel – Die EU hat die Entscheidung über das Aus für Verbrenner am Freitag erstmal vertagt. Zuvor hatte Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) angekündigt, gegen das Vorhaben der EU in seiner aktuellen Form zu stimmen. Die EU-Kommission will ein pauschales Verbot für Verbrennungsmotoren ab 2035 beschließen. Sollte das Verbot kommen, löst das bei vielen Menschen Fragen aus: Was bedeutet das für mein Auto? Wird es ab 2035 nur noch E-Autos geben? Sollte man jetzt noch einen Benziner kaufen – oder ist der dann in zehn Jahren komplett wertlos? Wir beantworten die drängendsten Fragen.

Wann sollen Verbrenner verboten werden? Was passiert mit Verbrennern dann?

Ab 2035 sollen in der EU neu zugelassene Pkw und leichte Nutzfahrzeuge kein CO₂ mehr ausstoßen. Fahrzeuge mit Diesel- oder Benzinmotor wären dann nicht mehr zulässig. Darauf einigten sich das EU-Parlament und die Mitgliedstaaten bereits im Oktober. Mit dem Verbrenner-Verbot setzt die EU stark auf Elektromobilität und will ihre CO₂-Emissionen senken.

Autos, die vorher zugelassen wurden, müssen ab 2035 aber nicht auf den Schrottplatz. Es geht bei dem Verbot nur um den Verkauf und die Zulassung von Neuwagen. Bestehende Verbrenner sollen also weiterhin auf den Straßen fahren dürfen – sie müssen sich aber, wie auch jetzt, an die Umweltstandards halten. Denkbar wäre es, dass mit der Zeit immer mehr Städte und Ortschaften Verbrenner mit bestimmten Umweltplaketten verbieten. So sind auch jetzt schon in Städten wie München oder Stuttgart nur Autos mit grünen Umweltplaketten in der Innenstadt erlaubt.

Es gibt aber schon Länder, die ein komplettes Aus für Verbrenner anstreben. So soll es in Spanien ab 2050 gar keine Benziner oder Diesel-Autos mehr geben, auch keine Gebrauchtwagen. In Deutschland ist so ein Verbot (noch) nicht vorgesehen.

Unser kostenloser Wirtschafts-Newsletter versorgt Sie regelmäßig mit allen relevanten News aus der Wirtschaft. Hier geht es zur Anmeldung.

Verlieren Verbrenner jetzt an Wert? Sollte ich mir jetzt überhaupt einen kaufen?

Über die langsame Entwertung von Verbrennern diskutieren Experten schon lange. Gegenüber IPPEN.MEDIA sagte Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management am Freitag, dass er von einer schrittweisen Entwertung ausgeht. „Aus meiner Sicht wird das Bonus-Malus-System hier greifen: Verbrenner werden zu teuer werden, das sehen wir jetzt schon.“ Auch die CO₂-Steuer, die zwar 2023 ausgesetzt wurde, werde sich nur weiter beschleunigen und dadurch dazu führen, dass sich immer weniger Menschen einen Benziner leisten können.

Es wird sich also für viele Menschen schlicht nicht mehr lohnen, einen Verbrenner zu besitzen, weil die Kosten in die Höhe gehen. Laut Stefan Bratzel schneiden in der Gesamtkostenrechnung – also auch im Hinblick auf Wartung und Erhaltungskosten – Elektroautos jetzt schon besser ab als Verbrenner.

Wer sich jetzt unbedingt ein neues Auto kaufen muss, sich aber aus irgendwelchen Gründen aktuell kein E-Auto zulegen kann, dem rät Stefan Bratzel, einen Verbrenner zu leasen. „Dann kann man in drei, vier Jahren nochmal neu entscheiden“.

E-Autos auf dem Vormarsch: Wird es in Zukunft nur noch Elektroautos geben?

Das kommt jetzt ganz darauf an, ob Verkehrsminister Wissing und die FDP ihren Willen zu den E-Fuels durchsetzen, oder nicht. Aber seit Jahren sind sich Experten eigentlich einig, dass E-Autos den Markt künftig dominieren werden. „Es herrscht über alle großen Studien hinweg Einigkeit, dass das Pkw-Segment von batterieelektrischen Fahrzeugen dominiert werden wird“, so Falko Ueckerdt vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) vergangenes Jahr im Spiegel. E-Fuels können nach Meinung der Experten keinen langfristigen Beitrag zum Klimaschutz leisten und haben daher auf dem Markt der Zukunft wenige Chancen.

Auch Stefan Bratzel sieht das so. Aber damit sich die Autoindustrie den Herausforderungen der Elektromobilität stellen kann, brauche es Planungssicherheit. Heißt: Das Verbrenner-Aus muss beschlossen werden. „Dann kann man sich auf die Herausforderungen fokussieren und konzentrieren“, so Bratzel.

Entsprechend planen viele große Autobauer nur noch mit E-Autos: Ab 2030 sollen zum Beispiel bei Mercedes-Benz nur noch E-Autos produziert werden, bei Audi wird ab 2033 kein Verbrenner mehr vom Band rollen. Auch BMW und Volkswagen investieren Milliarden in die Elektromobilität. Diese Investition muss sich für Autobauer auch lohnen, daher werden sie alles versuchen, um diese Autos auf dem großen Markt attraktiv zu machen.

Gibt es überhaupt genug Strom für all diese E-Autos?

Eine Sorge, die seit Jahren besteht, ist die Frage nach der Verfügbarkeit von Strom. Haben wir davon in Zukunft genug? Stefan Bratzel sagt, es könne ausreichen, aber nur, wenn Deutschland nun zügig an die Vorbereitung und Umsetzung gehe. „Dass der Strombedarf steigt, hat man viel zu spät erkannt. Das ist ein Versäumnis der letzten Regierung gewesen“, sagt der Experte.

In der Welt der Elektromobilität müssten alle Potenziale genutzt werden, um die Stromnetze zu entlasten. Dazu gehören Systeme wie Smart Charging, die das Aufladen von Autos zu bestimmten Zeiten regulieren. Oder Haushalte mit E-Autos nutzen bidirektionales Laden, um sich selbst mit Strom zu versorgen. „So ein Auto ist ein riesiger Stromspeicher, da können Haushalte den Strom von dort anzapfen, und später, wenn das Stromnetz weniger ausgelastet ist, das Auto aufladen“, erklärt Bratzel.

Ob der Strom für die klimaneutrale Welt der Zukunft ausreichen wird, hängt also ganz klar von den Entscheidungen ab, die heute getroffen werden.

TOP STORIES

Top List in the World