Der weltgrößte Automobilhersteller kündigt eine Reihe neuer Elektroautos an – und die dritte Generation seines Brennstoffzellenantriebs.
- Bekenntnis zur Wasserstoff-Technologie
- Neue Brennstoffzellen-Generation
- Neue Generation von Batteriezellen
- Akkus werden leistungsfähiger – und billiger
- Feststoff-Akku kommt frühestens 2027
Toyota hat in den zurückliegenden Jahren viel Kritik ertragen müssen – weniger von den eigenen Aktionären, sondern von mehr oder minder kundigen Autoexperten außerhalb Japans. Wegen des Festhaltens an der Brennstoffzellen- und Wasserstofftechnologie sowie am Hybridantrieb, auch und vor allem wegen der viel zu langsamen Umstellung des Produktportfolios auf Batterieautos. Bis heute – elf Jahre vor Inkrafttreten des Verkaufsverbots für Verbrenner in der EU – hat der weltgrößte Automobilkonzern (Jahresabsatz 2022: 10,5 Millionen Fahrzeuge) erst vier vollelektrisch fahrende Pkw im Modellprogramm: den Toyota bz4X und den Toyota Mirai, den Lexus UX300e sowie den Lexus RZ 450 e. Dafür jede Menge Teilzeitstromer, mit und ohne Stecker.
Betriebswirtschaftlich zahlt sich die „Multipath“(Mehrpfad)-Strategie bislang für die Japaner allerdings aus. Während sich andere Hersteller wie Volkswagen und Mercedes-Benz mit dem Verkauf ihrer Batterieautos schwer tun und ihre Absatzziele im laufenden Jahr revidieren müssen, steht Toyota vor einem weiteren Erfolgsjahr mit Rekordergebnissen – auch in Europa. Das Unternehmen verkauft so viele Autos wie nie und verdient damit auch mehr als ordentlich: Die Gewinnprognose für das laufende Geschäftsjahr wurde kürzlich um 50 Prozent angehoben. Zurückgeschraubt werden mussten nur die Absatzziele für batteriebetriebenen Elektroautos. Statt 202.000 verkauften Einheiten rechnet der Konzern nur noch mit dem Absatz von 123.000 Fahrzeugen.
Individuelle Mobilität für alle Matt Harrison, COO von Toyota Europe, will noch eine ganze Weile ein breites Angebot von Fahrzeugen mit unterschiedlichen Antrieben anbieten – vom benzingetriebenen Kleinwagen bis zum elektrischen Sportwagen. Fotos: TME
Bekenntnis zur Wasserstoff-Technologie
Einen Ausblick auf die neuen Fahrzeuge und Technologien gab das Unternehmen EDISON und anderen Medienvertretern jetzt auf dem jährlich stattfindenden Kenshiki-Forum in Brüssel – das japanische Wort steht für „Einblicke“. Für eine komplette Umstellung der Produktion auf Batterieautos, so der Tenor dort, sei es noch zu früh. Denn keiner solle zurückblieben, niemand durch hohe Neuwagenpreise von der individuellen Mobilität ausgeschlossen werden. Preiswerte kleine Autos wie der Aygo X (in Deutschland ab 16.150 Euro) blieben deshalb noch eine ganze Weile im Lieferprogramm, versicherte Matt Harrison, der COO von Toyota Europe.
Technologieträger Am Konzeptauto FT-3e zeigt Toyota, womit wir in Zukunft im Automobilbau noch rechnen können. Nicht nur in punkto Gewichtsoptimierung und Effizienz, sondern auch durch Vernetzung und Automatisierung. In Serie wird es aber nie gehen.
Aber natürlich richtet sich der Fokus in den kommenden Jahren auch bei den Japanern auf die neuen Elektroautos. Wobei der Begriff bei Toyota recht weit gefasst ist: Neben Batterieautos spielen hier auch in Zukunft Fahrzeuge eine Rolle, die wie der Mirai oder die jüngst in Japan eingeführte neue Luxuslimousine Crown den Fahrstrom unterwegs mithilfe einer mit Wasserstoff betriebenen Brennstoffzelle erzeugen.
Neue Brennstoffzellen-Generation
„Europa zeigt langfristiges Vertrauen in Wasserstoff – genauso wie wir“, erklärt Thiebault Paquet, der bei TME das Brennstoffzellengeschäft leitet. Im Rennsport werde man den Energieträger deshalb auch schon bald in flüssiger Form nutzen – als Treibstoff in Verbrennungsmotoren. Das Konzeptauto „GR H2 Racing“, das Toyota im Sommer bei den 24 Stunden von Le Mans präsentierte, weise den Weg.
Stromer für Einsteiger Das Urban SUV Concept gibt einen Vorgeschmack auf den neuen City-SUV, den Toyota 2024 in Europa auf den Markt bringt.
Aber zunächst einmal geht es darum, den Serienanlauf für die neuen Batterieautos vorzubereiten. Schon im Herbst kommenden Jahres soll ein kompaktes City-SUV in den Handel kommen, mit Front- und Allradantrieb. Das 4,30 Meter lange Urban SUV Concept, das in Brüssel präsentiert wurde, kommt dem Serienmodell schon sehr nahe, verriet Entwicklungschef Gerald Killmann am Rande des Kenshiki-Forums. Das Fahrzeug ist unterhalb des bz4X positioniert und soll zu einem Preis um die 35.000 Euro unter anderem gegen den Volvo EX30 und den elektrischen Ford Explorer antreten. Die Rede ist von zwei Batterieoptionen – weitere Details zu Antriebsleistung und Reichweiten wurden gleichwohl noch nicht verraten.
Neue Generation von Batteriezellen
Lexus LF-ZC Die futuristisch gestylte Limousine wird das erste Konzernfahrzeug sein, das in den Genuss der neuen Performance-Batterie kommt. Bis zu 800 Kilometer soll der Viersitzer ohne Pause zurücklegen – und den Akku in 20 Minuten vollladen können.
Gerne hätte man auch mehr noch mehr Details erfahren, über die neuen, hocheffizienten Antriebe und die anderen Innovationen, mit denen Toyota auch in Zukunft einen Individualverkehr für alle ermöglichen und im internationalen Wettbewerb weiter an Stärke gewinnen will. Aber solche Feinheiten behalten sich die Toyota-Manager für einen späteren Zeitpunkt vor.
Akkus werden leistungsfähiger – und billiger
Immerhin gab es in Brüssel einen (kleinen) Ausblick auf drei neue Flüssigelektrolyt-Batterien, mit der der Weltkonzern schon bald im Wettbewerb punkten will: Einen Performance-Akku auf Lithium-Ionen-Basis für große Reichweiten um die 800 Kilometer und für Ladezeiten um die 20 Minuten, eine kostengünstige Lithium-Eisenphosphat-Batterie mit bipolarer Struktur für den Massenmarkt (und 600 Kilometer Reichweite) sowie schließlich eine „Hochleistungsbatterie mit bipolarer Technologie und einer Kathode mit hohem Nickelanteil“ (Pressetext) für Reichweiten von bis zu 1000 Kilometer. Angepeilt werden dabei Herstellkosten, die bis zu einem Drittel niedriger liegen soll als heute beim 71,4 kWh großen Energiespeicher des aktuellen Toyota bz4x.
Zum Einsatz kommt die neue Performance-Batterie erstmals 2026 in einem neuen Lexus – das Konzeptfahrzeug LF (Lexus Future)-ZC gibt hier stilistisch die Richtung vor. Die Elektroautos von Toyota kommen erst später in den Genuss der neuen Lithium-Ionen-Akkus. Und was ist mit der Feststoff-Batterie, die Toyota schon einmal für 2025 in Aussicht gestellt hatte? Die braucht etwas länger.
Feststoff-Akku kommt frühestens 2027
„Bei der Haltbarkeit von Feststoffbatterien haben wir einen technologischen Durchbruch erzielt“, erklärte in Brüssel Produktmanager Andrea Carlucci. Nun gelte es ein Verfahren für die Serienproduktion zu entwickeln – das brauche seine Zeit. Derzeit werde eine Markteinführung Ende 2027, Anfang 2028 angestrebt und ein Produktionsvolumen von „mehreren zehntausend Fahrzeugen“.
Auf den von vielen erhofften „Gamechanger“ von Toyota werden wir also noch eine Weile warten müssen.