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Falsche Versprechungen und schlimme Erfahrungen: Kunden wollen Toyota verklagen

falsche versprechungen und schlimme erfahrungen: kunden wollen toyota verklagen

Der Toyota Mirai ist eins von nur zwei Serien-Wasserstoffautos.

Mit dem Toyota Mirai ist der japanische Autobauer eine riskante Wette eingegangen: Der Mirai ist einer von zwei Wasserstoff-Pkw, die in Serie gefertigt werden. Doch während die meisten Käufer mit dem Mirai an sich offenbar recht zufrieden sind, hält das Netz an Wasserstofftankstellen nach wie vor einige böse Überraschungen bereit. Laut einem Bericht von InsideEVs erwägen einige Mirai-Besitzer in den USA deshalb eine Klage gegen den Hersteller.

Eine bröckelnde H2-Infrastruktur und der damit zusammenhängende Wertverlust des Mirai haben demnach dazu geführt, das einige Besitzer Toyota zum Rückkauf aufgefordert haben. Laut InsideEVs waren sie davon ausgegangen, dass der Mirai ein immenses Potenzial besitzen könnte – die äußeren Umstände lassen es jedoch nicht zu, dass der Wasserstoff-Pkw diese Vorstellungen auch erfüllen kann.

Immer weniger Wasserstoff-Tankstellen sind überhaupt noch geöffnet

In den USA befinden sich so gut wie alle Wasserstofftankstellen im Bundesstaat Kalifornien. 2023 gab es laut der US-Energiebehörde gerade einmal 59 offene Wasserstofftankstellen in den USA, eine davon auf Hawaii, der Rest liegt in Kalifornien. Dennoch haben selbst die Bewohner dieses sonnigen Bundesstaats Schwierigkeiten, ihren Mirai aufzutanken.

„In San Francisco, wo ich wohne, gibt es nirgendwo Wasserstoff mehr. Toyota verkauft dieses Fahrzeug weiterhin. Wie kann das akzeptabel sein?”, erklärte etwa Shawn Hall, einer von mehreren Mirai-Besitzern, die mit InsideEVs gesprochen haben. „Abgesehen von der Tankstelle in South San Francisco sind die nächstgelegenen Tankstellen 40 Meilen (etwa 64 km pro Weg) nach Sunnyvale oder 15 Meilen (circa 24 km über die Golden Gate oder Bay Bridge) entfernt, was bedeutet, dass man zusätzlich zum Verkehr, der Zeit und dem verschwendeten Kraftstoff eine Brückenmaut von 8,75 (knapp 8,20 Euro) oder 7 Dollar (rund 6,50 Euro) bezahlen muss. Auch wenn die Onlinekarte oder die Tank-App in der Mirai-Konsole anzeigt, dass es eine verfügbare Tankstelle gibt, gibt es keine Garantie dafür, dass das auch stimmt”, so Hall.

Es sei nicht ungewöhnlich, dass Mirai-Besitzer eine der wenigen Wasserstofftankstellen aufsuchen und dann feststellen müssen, dass diese abgeschaltet oder tagelang außer Betrieb sind. Erschwerend kommt hinzu, dass der Ölkonzern Shell sich mit seinem Tochterunternehmen Shell Hydrogen Anfang Februar aus dem Wasserstoffgeschäft zurückzog – EFAHRER.com berichtete. Seitdem hat das Unternehmen seine drei Tankstellen in Kalifornien geschlossen und alle Pläne zum Bau weiterer H2-Tankstellen in den USA verworfen. Seither gibt es in San Francisco überhaupt keine Wasserstofftankstellen mehr, in Sacramento, einer Stadt mit gut 500.000 Einwohnern, müssen sich alle Besitzer eines Wasserstoffautos eine H2-Tankstelle teilen.

Toyota räumt Probleme mit der H2-Infrastruktur ein

Auch wer eine H2-Tankstelle findet, ist vor Frust nicht sicher: Immer wieder berichten Mirai-Fahrer von anderen Wasserstoff-Pkw, die an den H2-Zapfsäulen festgefroren sind und warten müssen, bis die Zapfpistole wieder auftaut. Grund sind die extrem niedrigen Temperaturen, bei denen Wasserstoff gelagert wird. Laut InsideEVs führe dies dazu, dass fünfminütige Tankvorgänge letztlich auch eine Stunde oder mehr in Anspruch nehmen können.

„Die Nutzererfahrung mit einem Wasserstoffauto ist, gelinde gesagt, nicht so gut”, sagt der kalifornische Senator Josh Newman, der selbst einen Toyota Mirai fährt, im Gespräch mit InsideEVs. „[Es] liegt nicht an den Autos selbst. Sie sind großartig. Es ist die Betankung. Die Realität der Sache ist, dass das Wasserstofftanken in Kalifornien, mit einem Wort, miserabel ist. Es ist weit entfernt von dem Versprechen, das der Bundesstaat uns allen gegeben hat, als wir zu den ersten Anwendern der Brennstoffzellenplattform gehörten.”

Toyota weiß um die Schwierigkeiten mit seinem Mirai. Weil der sich so schlecht verkauft, bietet der Hersteller den Mirai, der eigentlich 52.000 US-Dollar kostet, bisweilen mit Rabatten von 40.000 Dollar an und legt noch einen Wasserstoff-Tankgutschein im Wert von rund 15.000 Dollar dazu. Dennoch verkaufte der Mirai der ersten Generation sich weltweit weniger als 2.000 Mal, der Mirai der zweiten Generation überstieg im Jahr 2021 die Marke von 2.000 verkauften Einheiten.

In einer Erklärung an InsideEVs räumt Toyota die Probleme ein: „Toyota ist sich bewusst, dass bestimmte Mirai-Kunden in Kalifornien aufgrund der jüngsten Schließungen von Wasserstofftankstellen Probleme beim Tanken haben könnten“, so der Hersteller. „Betroffene Mirai-Kunden können mithilfe von Tools wie der Hydrogen Fuel Cell Partnership-Website andere Stationen in der Region ausfindig machen oder unser Brand Engagement Center kontaktieren […], um andere verfügbare Ressourcen zu besprechen.“ Selbst dann kämen jedoch die hohen Preise für Wasserstoff hinzu: 2021 verlangte die Wasserstofftankstellenkette True Zero laut InsideEvs nur 13,14 US-Dollar pro Kilogramm Wasserstoff – heute liegt der Preis schon bei 36 Dollar pro Kilogramm. Eine Füllung des 5,65 Kilogramm umfassenden Mirai-Tanks kostet also rund 203 Dollar oder knapp 190 Euro.

Falsche Versprechen, übertriebene Reichweite: Einige Mirai-Besitzer wollen gegen Toyota klagen

Vor diesem Hintergrund erwägen einige Mirai-Besitzer nun, Klage gegen Toyota einzureichen – obwohl sie mit dem Auto an sich zufrieden sind. Die aktuelle Mirai-Generation sei von einigen Fahrern als “traumhaft zu fahren” beschrieben worden, heißt es bei InsideEVs. Die Infrastruktur und die Versprechen, die Toyota vor dem Kauf gemacht habe, seien allerdings weniger traumhaft.

Einige Besitzer haben Toyota bereits aufgefordert, die Fahrzeuge zurückzukaufen – bislang ohne Erfolg. Toyota verweist darauf, dass es keine Materials- oder Produktionsdefekte bei den H2-Pkw gebe. Die Mirai-Besitzer, die Klage eingereicht haben, argumentieren, dass Toyota die Reichweite von „über 400 Meilen“ übertrieben habe, dass die Infrastruktur unzuverlässig sei und die mühsamen Fahrten zu Wasserstofftankstellen die Reichweite des Fahrzeugs auffressen. Andere beschweren sich über unlautere Praktiken der Toyota-Händler, die das Erlebnis, ein H2-Auto zu fahren mit dem eines normalen Verbrenners verglichen haben.

Der Rechtsanwalt Jason Ingber will laut InsideEVs eine Sammelklage mit insgesamt 30 Klägern auf die Beine stellen. Ingber zufolge gebe es noch 20 weitere potenzielle Klienten, die sich an ihn gewandt haben, um die Möglichkeit eines Rechtsstreits gegen Toyota zu diskutieren. Der Hersteller hat indes schon im vergangenen Jahr angekündigt, sich in Zukunft verstärkt auf wasserstoffbetriebene Nutzfahrzeuge statt auf H2-Pkw zu konzentrieren.

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