Suzuki

Suzuki Vitara

Test: Suzuki Vitara, Spezialist für Bodenhaftung

Seit 35 Jahren kombiniert der Vitara seine Allradexpertise mit erfreulich bodenständigen Zugängen. Heute punktet er als erschwingliches, robustes und fahraktives Freizeitfahrzeug. Der Kompakt-SUV-Boom geht auch auf die Anfänge des kleinen Klassikers zurück. Zum Jubiläum erzählt Motorprofis.at die Vitara-Geschichte und testet das aktuelle Modell.

Die Anfänge einer Idee…
Rückblende in eine Zeit ohne SUVs: In den frühen 1970er-Jahren interessieren Offroad-Fahrzeuge nur eine überschaubare Zielgruppe von Abenteurern, Jägern und Hilfsorganisationen – bis Suzuki eine etwas andere 4×4-Variante entwickelt: Mit dem anfangs nur 3,20 Meter langen Jimny LJ 10 verfängt die Idee des kompakten Geländefahrzeugs erstmals. Daran knüpft ab 1988 der Vitara an, ein kompakter Offroader mit Anspruch auf Alltagstauglichkeit. Gelände- und Komfort-Eigenschaften wurden zuvor schon bei größeren Modellen wie dem Range Rover verknüpft, aber den Sinn eines kleinen 4×4-Fahrzeugs für die Straße verstanden viele damals noch nicht. Die Idee war freilich nicht schlecht, wie man heute weiß…
Der Kompakt-SUV-Boom von heute geht auch auf die Anfänge des Vitara zurück. Der Pionier selbst ist sich seither stets treu geblieben, weiterhin kombiniert er Allradexpertise mit erfreulich bodenständigen Zugängen. Über 35 Jahre und vier Modellgenerationen ist er zum kleinen Klassiker geworden.
 
Vier Generationen, 35 Jahre – wie hat sich der Vitara entwickelt?
In der ersten Vitara-Generation von 1988 ist die technische Nähe zu den Offroadern noch deutlich spürbar, aber urbaner Chic und Straßenkomfort sind ebenfalls schon Thema: Die runden Designkonturen unterscheiden sich deutlich von den klassischen Geländewagen, gleichzeitig verbessern Spiralfedern, Servolenkung und hochwertigeres Innendesign den Komfort. Schon 1994 wird erstmals die Drive-Select-Funktion verbaut, der Fahrer kann unterwegs zwischen 2WD und 4WD wechseln. Neben Dreitürer und Fünftürer gibt es das Cabrio als damals wohl urbanste – weil coolste – Variante.
Die zweite Generation ab 1998 heißt Grand Vitara, womit das enorme Größenwachstum ausdrückt wird: Mit rund 4,15 Metern Länge nähert sich Suzuki bereits den heutigen Kompakt-SUV-Maßen an, zwischendurch gibt es den Viatara sogar mit sieben Sitzen. Die Onroad-Performance wird besser, zwischen Zweirad- und Vierrad-Antrieb wechselte man nun per Knopfdruck.
Die dritte Vitrara-Generation hält am Leiterrahmen-Konzept fest, verbessert durch höherer Karosseriesteifigkeit und Einzelradaufhängungen aber auch den Straßenkomfort. Der Allradantrieb ist permanent, zum Ausstattungsumfang gehören Leder und Xenonlicht. Fünf Benzinmotoren und ein Diesel stehen zur Wahl. Die Länge wächst auf 4,57 Meter.
Mit der vierten Generation wechselt auch der Vitara ab 2015 auf die bei PKW obligate selbsttragende Karosserie. Suzuki baut sein Kompakt-SUV inzwischen unweit der österreichischen Grenze in Esztergom/Ungarn. Der Name verkürzt sich wieder auf Vitara, das „Grand“ passt nicht mehr, denn der Kompakt-SUV-Pionier ist mit 4,17 Metern nun wieder richtig kompakt.

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Erschwingliches, robustes und fahraktives Freizeitfahrzeug: Über 35 Jahre und vier Modellgenerationen ist der Vitara zum kleinen Klassiker geworden.

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Die serienmäßigen LED-Augen mit typischem blauem Lidstrich.

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Hybrid ist inzwischen Serie, man wählt zwischen „Mild” und „Strong”.

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Optische Täuschung: Der Vitara baut etwas höher und wirkt dadurch größer, als er mit seinen wirklich kompakten 4,17 Metern Länge eigentlich ist.

Thema Design – wie schaut das aktuelle Modell aus?
Der Vitara baut etwas höher als die meisten Konkurrenten und wirkt dadurch größer, als er mit seinen wirklich kompakten 4,17 Metern Länge eigentlich ist. Beim letzten Facelift wurden gute Modernisierungsschritte im Bereich von Grill und Lichtern gesetzt, zu dick aufgetragen wird bei Suzuki aber generell nicht. Die Marke steht für flottes, aber niemals eitles Design, einen aggressiven Grill, ein übergroßes Logo oder eine teure Lichtshow wird man hier nicht sehen. Stattdessen treffen einfache Lifestyle-Attribute wie die lässigen Lackfarben oder das optional schwarz abgesetzte Dach auf eine gewisse Ernsthaftigkeit im Design, wie sie zu einem Allradspezialisten gut passt.

Was bietet der Innenraum?
Das optisch konservative Vitara-Cockpit punktet mit robusten, sauber verarbeiteten Materialien und guter Übersicht. Touchscreen-Multimedia-System und Armaturen-Display erfreuen mit klarer Struktur. Überhaupt ist alles im Cockpit an seinem Platz und einfach bedienbar. Das Handy lässt sich verbinden, die Navigation ist in der flash-Variante serienmäßig. Seit dem Facelift werden die silbernen Dekorelemente großzügiger eingesetzt und haben ein neues Muster, die hochwertigen Alcantara-Sitzbezüge der getesteten flash-Ausstattung sind mit schöner Musterung abgesteppt, das Armaturenbrett ist mit weicherem Material verkleidet. Vorne ist das Platzangebot guter Klassenschnitt. Im Fond fällt die beachtliche Beinfreiheit auf, die Kopffreiheit bleibt mittelmäßig. Das Kofferraumvolumen beträgt in der getesteten Mild-Hybrid-Variante 375 bis 1.130 Liter.

Wie funktioniert der Mild-Hybridantrieb des Testwagens?
Basis ist ein 1,4-Liter-Turbomotor mit Direkteinspritzung. Dazu kommen ein Startgenerator, der als Elektromotor dient, und eine Lithium-Ionen-Batterie. Die Spannung steigt von zwölf auf 48 Volt, dadurch kann der E-Motor den Benziner stärker unterstützen und beim Bremsen Energie zurückholen. Über diesen Kreislauf wird der Verbrenner entlastet. Während der Benziner früher schon bei 1.500 Touren das Maximaldrehmoment abrufen musste, kann sich das Mild-Hybridsystem bis 2.000 Touren zeitlassen, weil der Elektroantrieb den unteren Bereich mitversorgt. Auch bei der Maximalleistung genügen 129 PS für Beschleunigungswerte, die früher 140 PS erforderten, der Elektro-Boost macht es möglich. Zwischendurch kann der Vitara „segeln“, in den Gleitphasen zieht sich der Verbrennungsmotor zurück und kommt zur Ruhe, während der Generator das Bord-Netz versorgt.

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Optisch konservativ, aber robust, sauber verarbeitet und mit klarer Struktur: Alles im Cockpit ist an seinem Platz und einfach bedienbar.

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Touchscreen-Multimedia-System mit Navigation.

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Das knackige Schaltgetriebe ist wichtig für den Fahrspaß.

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Das Kofferraumvolumen beträgt 375 bis 1.130 Liter, die Rücksitzlehne lässt sich im Verhältnis 60:40 umklappen.

Wie fährt sich der Vitara?
Er macht erstaunlich viel Spaß. Geringes Gewicht  – rund 1.245 Kilo in der getesteten Allradversion – trifft auf einen fröhlichen Antrieb mit knackigem Schaltgetriebe. Der 48-Volt-Mild-Hybrid basiert auf einem 1,4-Liter-Turbomotor, der schon in tiefen Drehzahlen loslegt und ein präzises Ansprechverhalten hat. Nervige Nachdenkpausen bleiben aus, der Motor reagiert auch, wenn man in tiefen Drehzahlen spontan Gas gibt. Die angenehm gleichmäßige Beschleunigung fühlt sich eigentlich immer deutlich flotter an, als es 129 PS vermuten lassen. Zur Fahrspaßüberraschung tragen auch das agile Einlenkverhalten und die in der Mittellage zwar etwas undefinierte, insgesamt aber direkte und präzise Lenkung bei. Der nicht ungebührlich straffe Vitara ist unterhaltsam auf kurvigen Landstraßen und wuselt agil durch die urbanen Gefilde.
Für die Autobahn ist der Vitara nicht unbedingt prädestiniert, der Radstand ist eher kurz und die Innengeräusche sind etwas höher. Zwischendurch auch mal Langstrecke zu fahren, geht aber absolut in Ordnung.  
Der Normverbrauchswert im WLTP-Zyklus beträgt nur 5,8 bis 6,1 Liter, das tatsächliche Ergebnis hängt stark von der Fahrweise ab. Der Testverbrauch lag bei 7,1 Litern, mit Sommerreifen kamen wir in einem vorrangegangenen Test schon mal auf 6,7 Liter.

Was bietet die Antriebs-Alternative, der Strong Hybrid?
Anders als beim Mild-Hybrid mit Handschaltgetriebe handelt es sich beim Vollhybridantrieb um Entspannungstechnik – ideal zum komfortablen, von Schaltarbeit befreiten Mitgleiten im Verkehr. Der Antrieb ist dann angenehm leise und das automatisierte Getriebe verursacht keine spürbaren Schaltrucke. So sportlich wie beim dribbelstarken Handschalter geht es aber nicht zu.

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Neue Show vor großem Publikum: Den 35er des Viatara zelebrierte Suzuki mit einem holographischen Video in Wien Mitte.

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Beim Betrachten hat man das Gefühl, mitten im Geschehen zu sein. Diese …

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… Videotechnik wurde erstmals von einer Automarke in Österreich eingesetzt.

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In den 80er-Jahren beginnt die Vitara-Geschichte: Suzuki skizziert seine Idee vom Geländewagen mit urbaner Orientierung.

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Die erste Vitara-Generation startet 1988. Es gibt ein cooles Cabrio, …

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… einen Dreitürer und einen familienfreundlichen Fünftürer.

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Runder und mit mehr Komfort: Die zweite Viatara-Generation startet 1998.

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Wieder eckiger und bis zu 4,57 Meter lang: Der Vitara 3 von 2005.

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Die vierte Vitara-Generation (ab 2015) steht für robuste Allrad-Qualitäten …

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… und setzt auf Hybridantrieb in zwei verschiedenen Varianten.

Wie funktioniert der Allgrip-Allradantrieb des Vitara?
Vier Fahrmodi sind über einen Drehregler anwählbar, sie stimmen das Allradsystem auf den jeweiligen Einsatzzweck ab, indem sie die Antriebskräfte zwischen Vorder- und Hinterachse unterschiedlich aufteilen. Das Verhältnis variiert dabei zwischen 100:0 und 50:50. Im Auto-Fahrmodus liegt der Fokus auf größtmöglicher Kraftstoffeffizienz. Die Kraft wird hauptsächlich an die Vorderachse geleitet, nur beim Anfahren und bei Schlupf wird ein Teil der Antriebskraft auf die Hinterachse übertragen. Der Sport-Modus ist für dynamische Fahrweise auf kurvenreichen Strecken gedacht, das System greift dann automatisch in die Drehmomentverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse ein. So wird das Ansprechverhalten des Motors direkter und die Kurvenstabilität höher. Im Snow-Modus wird die Kraftverteilung für bestmögliche Traktion und Stabilität auf rutschigen oder unbefestigten Straßen optimiert. Der Lock-Modus kann das Fahrzeug im Fall der Fälle aus Schnee, Schlamm oder Sand zu befreien.

Wie schaut es preislich aus?
Genau wie alles andere, hat auch der Vitara in den letzten zwei Jahren preislich angezogen. Seine Teuerung liegt aber unter dem Schnitt. In der getesteten Variante mit Allrad, Handschalter, Hybrid und Vollausstattung „flash“ kommt man auf 31.990 Euro. Weiterhin ein attraktives Angebot, wenn man bedenkt, wie komplett diese Variante ist: Das 4×4-System mit verschiedenen Fahrmodi, Leder-Alcantara-Sitze, Navigation, viele Assistenten wie zum Beispiel Rückraumüberwachung, Verkehrszeichenerkennung und Totwinkel-Kamera, und einiges mehr sind serienmäßig.
Allrad ist im Vitara nicht Pflicht und für Ausstattungs-Pragmatiker gibt es weiterhin eine günstige Einstiegsvariante um 24.990 Euro, auch da bleibt Suzuki erfreulich bodenständig. Zum 35-Jahre-Jubiläum laufen außerdem einige Rabatt-Aktionen.

Das Fazit?
Nach 35 Jahren in der vierten Generation unterwegs und unweit der österreichischen Grenze in Ungarn gebaut, steht der Vitara nicht nur für die Expertise der Allradmarke Suzuki, sondern auch für erfreulich bodenständige Zugänge. Heute punktet der kleine Klassiker als erschwingliches, robust gebautes und überraschend fahraktives Freizeitfahrzeug. Mit niedrigem Gewicht und fröhlichem Antrieb er eine Fahrspaßüberraschung, sein Hybridsystem verbraucht relativ wenig. Der Innenraum ist konservativ eingerichtet, funktioniert aber bestens. In Relation zur kompletten Ausstattung, und zur Konkurrenz, ist der Preis immer noch gut.

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Vitara-Fazit von Motorprofis-Tester Fabian Steiner: „Heute punktet der kleine Klassiker als erschwingliches, robust gebautes und überraschend fahraktives Freizeitfahrzeug. Mit niedrigem Gewicht und fröhlichem Antrieb er eine Fahrspaßüberraschung, sein Hybridsystem verbraucht relativ wenig. Der Innenraum ist konservativ eingerichtet, funktioniert aber bestens. In Relation zur kompletten Ausstattung, und zur Konkurrenz, ist der Preis immer noch gut.”

DATEN & FAKTEN

Suzuki Vitara 1,4 DITC Hybrid Allgrip

(März 2023)

Preis

Ab 29.990 Euro, Testwagen mit Topausstattung „flash” 31.990 Euro. Einstiegspreis Vitara: 24.990 Euro.

Antrieb

Vierzylinder-Benzinmotor mit Abgasturbolader, 1.373 ccm, 129 PS bei 5.500 U/min, 235 Nm bei 2.000 – 3.000 U/min. Abgasnorm EURO 6dTEMP. 6-Gang-Schaltgetriebe. Hybridsystem mit 48-Volt-Startergenerator, 48-Volt-Lithium-Ionen-Batterie und Gleichspannungswandler. McPherson-Federbeine mit Schraubenfedern vorne, Verbundlenkerachse mit Schraubenfedern hinten. Allgrip-Allradantrieb.

Abmessungen

Länge 4.170 mm, Breite 1.775 mm, Höhe 1.595 mm, Radstand 2.500 mm. Kofferraumvolumen: 375 Liter (Rückbank aufgestellt), 710 Liter (Rückbank umgeklappt), 1.120 Liter (maximal).

Gewicht

Eigengewicht 1.262 kg. Höchstzulässiges Gesamtgewicht 1.770 kg, Anhängelast gebremst 1.200 kg, Anhängelast ungebremst 400 kg.

Fahrwerte

Höchstgeschwindigkeit 190 km/h, 0-100 in 10,2 sec. WLTP-Normverbrauch 5,8 – 6,1 Liter (kombiniert), C02-Emission 131 – 136 g/km.

Testverbrauch

7,1 Liter.

MOTORPROFIS WERTUNG

Fahrspass

7 Punkte

Vernunft

7 Punkte

Preis-Leistung

7 Punkte

Gesamturteil

7 Punkte

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