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Samurai des Krautrocks: Zum Tod des Can-Sängers Damo Suzuki

samurai des krautrocks: zum tod des can-sängers damo suzuki

Damo Suzuki schrieb unverhofft Rockgeschichte.

Die herausgehobene Stellung der Krautrockband Can hatte neben der Qualität ihrer vier deutschen Instrumentalisten mit ihren beiden internationalen Sängern zu tun. Der Afroamerikaner Malcolm Mooney war vor dem Vietnamkrieg davongelaufen und verfiel in Europa in Depressionen. Als Ersatz fanden die anderen Damo Suzuki vor einem Auftritt in München auf der Straße.

Bassist Holger Czukay und Schlagzeuger Jaki Liebezeit entdeckten den herumziehenden Hippie während einer schrägen Performance: „Guck mal, der macht so komische Anbietungsbewegungen, das wird bestimmt unser neuer Sänger“, sagte Czukay und lud Suzuki ein, am Abend im „Blow up“ aufzutreten. Der japanische Sänger legte eine Performance hin, die den Club schnell leerte und seine Mitspieler begeisterte. Daraus wurden vier Jahre und ihre vier besten Alben: „Soundtracks“, „Tago Mago“, „Ege Bamyasi“ und „Future Days“.

Suzuki war durch verschiedene Länder Europas gereist, hatte in Kommunen gelebt und in Schweden auch ein kurzlebiges Folk-Duo gegründet. In München hatte er Anschluss an das Ensemble des erfolgreichen Musicals „Hair“ gefunden und sich zwischen den Auftritten Geld mit Performances verdient. Hatte Mooney mit seinem raunenden Gesang verhindert, dass Cans Vokalstil nach Europa klang, verlieh auch Suzuki der Band mit seinen vokalen Improvisationen und seinem englisch-japanischen Kauderwelsch ein Flair von weiter Welt. In dem Rock-„Kammerorchester“ war er die verruchte fünfte Stimme.

Für zehn Jahre zog er sich als Vater zurück und wurde Zeuge Jehovas, bevor er von den Achtzigerjahren an wieder mit alten und neuen Weggefährten wie Cul De Sac oder Omar Rordriguez-Lopez von Mars Volta herausfordernde Musik aufnahm. Auftritte dieser Phase mit Damo Suzuki’s Network hatten nicht mehr den Anarchismus der siebziger Jahre, aber versprühten immer noch einen Geist des Experiments und der Suche nach neuen Grenzen im Rock. Am Freitag ist Damo Suzuki mit 74 Jahren gestorben, seine erste Dickdarmkrebsdiagnose lag vier Jahrzehnte zurück.

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