Finanzen

Tesla

Wirtschaft

Wirtschafts-nachrichten

Tesla: Elektroautohersteller bietet Vergleichszahlung einen Tag vor Prozessbeginn an

Ein Mann starb in seinem Tesla – weil er wohl Elon Musks Autopilot-Versprechungen glaubte. Einen Tag vor Prozessbeginn hat der Elektroautohersteller nun einen Vergleich angeboten. Der Betrag soll geheim bleiben.

tesla: elektroautohersteller bietet vergleichszahlung einen tag vor prozessbeginn an

Tesla: Elektroautohersteller bietet Vergleichszahlung einen Tag vor Prozessbeginn an

Walter Huang, ein 38 Jahre alter Apple-Ingenieur, war im März 2018 mit seinem Tesla tödlich verunglückt – während sein Elektroauto den Autopiloten aktiviert hatte. Seine Familie argumentiert seit Jahren, Firmenchef Elon Musk trage eine Mitverantwortung für das Unglück, weil Huang seinen Aussagen zur Verlässlichkeit des Autopiloten Glauben geschenkt hatte.

Musk hatte 2016 auf Twitter ein Video von Tesla gepostet als Beweis dafür, dass »Tesla von selbst über Stadtstraßen und Autobahnen fährt«. Zu Beginn des Videos, das zu Rolling-Stones-Musik eine Fahrt zwischen einem Haus in Menlo Park zu Teslas damaligem Firmensitz im kalifornischen Palo Alto zeigt, werden die Worte eingeblendet: »Die Person auf dem Fahrersitz ist nur aus rechtlichen Gründen dort. Sie tut nichts. Das Auto fährt selbst.«

DER SPIEGEL fasst die wichtigsten News des Tages für Sie zusammen: Was heute wirklich wichtig war – und was es bedeutet. Ihr tägliches Newsletter-Update um 18 Uhr. Jetzt kostenfrei abonnieren.

Vor einem kalifornischen Gericht gab ein leitender Ingenieur schließlich zu: Das Video war inszeniert. Tatsächlich mussten Tesla-Beschäftigte mehrfach in die Testfahrten mit dem Model X eingreifen, um die Kontrolle zu übernehmen.

Nun hat Tesla Firma der Familie des verunglückten Fahrers einen Tag vor Prozessbeginn eine Vergleichszahlung angeboten. Wie viel das Unternehmen zahlen will, geht aus den am Montag veröffentlichten Gerichtsunterlagen nicht hervor. Der Konzern beantragte, den Betrag geheim zu halten.

Walter Huang war auf einem Highway im Silicon Valley bei einer Geschwindigkeit von mehr als 100 Kilometern pro Stunde gegen einen Betonpoller zwischen den Fahrspuren gefahren. Der Aufprall wurde zusätzlich dadurch verschlimmert, dass eine schützende Metallkonstruktion an dem Poller fehlte. Sie war einige Wochen zuvor bei einem anderen Unfall beschädigt und noch nicht erneuert worden.

Die US-Verkehrssicherheitsbehörde National Transportation Safety Board kam im Jahr 2020 zu dem Schluss, der Unfall sei wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass Huang abgelenkt war, aber auch durch die Defizite des Autopilot-Systems. Teslas »ineffektive Überwachung des Fahrereingriffs« habe zu dem Unfall beigetragen.

Spiel auf dem Smartphone geöffnet

Tesla hatte die Verantwortung bisher stets von sich gewiesen mit der Begründung, Huang sei abgelenkt gewesen. Teslas Datenaufzeichnungen sollen belegen, dass er im Moment des Unfalls die Hände nicht am Steuer hatte. Nach dem Unglück wurde festgestellt, dass auf seinem Smartphone ein Spiel geöffnet war.

Tesla vermarktet das Assistenzsystem zwar seit 2015 unter dem Namen Autopilot und eine neuere Version sogar als FSD (für »Full Self Driving«). Offiziell betont das Unternehmen jedoch, dass Fahrer die Hände am Lenkrad halten und jederzeit die Kontrolle über das Fahrzeug behalten müssen. Inzwischen schaltet sich das Assistenzsystem ab, wenn es keine regelmäßige Rückmeldung vom Fahrer registriert.

In dem konkreten Fall sagten einige Experten aus, sie könnten anhand vorliegender Daten nicht mit absoluter Sicherheit sagen, was genau vor dem Unfall auf dem Telefon geschah.

In zwei früheren Verfahren zum Autopilot-System in den USA hatte sich Tesla mit seiner Argumentation durchgesetzt. Der aktuelle Fall wurde jedoch besonders tiefgreifend untersucht.

TOP STORIES

Top List in the World