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Renault Twingo Electric: Zurück in die Zukunft

Elektroautos im Retrodesign sollen den Renault-Absatz wieder in die Höhe treiben. Auf R5 und R4 folgt 2026 der neue Twingo Electric.

Renault-Chefdesigner Laurens van den Acker muss in den zurückliegenden Monaten viel Zeit in der historischen Sammlung und in den Werksarchiven verbracht haben. Und offenbar hat er beim Anblick der Erfolgsmodelle vergangener Zeit so viele Inspirationen bekommen, dass er Konzernchef Luca de Meo überzeugen konnte, eine Reihe von neuen Elektroautos im Retrodesign auf den Markt zu bringen.

Den neuen Renault 5 E-Tech Electric haben wir bereits auf der Straße erleben dürfen, der mit seinem hochemotionalen Design in Frankreich bereits für viel Furore sorgt und bald auch in anderen Ländern Europas dem elektrischen Mini Cooper und dem Fiat 500 Konkurrenz machen wird. Im nächsten Schritt wird am heutigen Montag (14. Oktober) auf dem Pariser Autosalon die Serienversion des R4 E-Tech Electric präsentiert – ein kompaktes SUV, dessen Design an vielen Punkten den beliebten Kastenwagen aus den 1960er Jahren zitiert. Und am Vorabend der Messe wurde bei einem Presseempfang von Renault der neue Twingo als seriennahe Studie vorgestellt.

renault twingo electric: zurück in die zukunft

Stromer im Monocab-Design Ordentlich Platz im Innenraum verspricht die Seitenansicht des Renault-Konzeptautos.

Monospace-Design und Proportionen des Kleinwagens erinnern mächtig an die erste, von Patrick Le Quément entworfenen Generation, die 1992 mit Kulleraugen, kleinem Wendekreis, großem Faltdach und einer verschiebbaren Rücksitzbank vor allem weibliche Stadtbewohner bezauberte: 70 Prozent der Autos wurden von Frauen erworben. Die Neuauflage in vierter Generation fährt selbstverständlich ebenfalls elektrisch. Innen gibt es Platz für vier Personen, die sich über verschiebbare Sitze und viel Licht im Innern freuen können.

Preis von „unter 20.000 Euro“ angepeilt

Gab es bei der ersten Generation ein großes Sonnendach, das sich zunächst manuell und später elektrisch weit öffnen ließ, so ist die Konzeptstudie mit einem großen Panoramadach ausgestattet, die zwar keine Luft, aber viel Sonne ins Innere des Twingo lässt. Einen Verkaufspreis nennt Renault zwar noch nicht. Der Kleine soll mit einem Preis von „unter 20.000 Euro“ aber ähnlich günstig sein wie seinerzeit der Urahn, der 1993 beim Verkaufsstart in Deutschland rund 16.000 Mark kostete. Das würde passen.

renault twingo electric: zurück in die zukunft

Womanizer Der Renault Twingo der ersten Generation machte die Welt verrückt. Fast 70 Prozent der rund 2,5 Millionen Twingo erster Generation wurden an Frauen verkauft. 172.000 Kaufverträge wurden direkt nach dem Marktstart unterschrieben.

Das elektrische Triumvirat aus R5, R4 und Twingo soll aber nicht nur den Europäern neue Lust auf die Elektromobilität machen. Es soll vor allem die Verkäufe von Renault kräftig ankurbeln. Und zwar bald und deutlich. In Europa sind die Neuwagenverkäufe der französischen Traditionsmarke seit Jahresbeginn um 2,5 Prozent zurückgegangen, im August um 15,6 Prozent.

Renault verliert Marktanteile

In Deutschland ist die Situation noch dramatischer. Ende August betrug das Minus gegenüber dem Vorjahr hier über 23 Prozent, sank der Marktanteil auf 1,8 Prozent. Selbst die preiswerte Schwestermarke Dacia (2,3 Prozent Marktanteil) verkauft in Deutschland inzwischen mehr Autos als Renault. Ebenso wie die Erzrivalen Peugeot und Citroen. „Wenn wir nichts verändern, steht das Schlimmste noch bevor – der Verlust von langjährigen Partnern und Verkäufern zum 1. November“, schrieb der neue Deutschland-Chef Florian Kraft in einer Präsentation für Führungskräfte des Unternehmens, aus der die Automobilwoche kürzlich zitierte. Im schlimmsten Fall drohe der Untergang der Marke in Deutschland.

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Glas- statt Faltdach Die erste Generation des Renault Twingo verfügte serienmäßig über ein Faltdach aus Stoff. Der Urenkel wird 2026 mit einem Panorama-Glasdach ausgeliefert werden. Fotos: Renault

Da kommen die neuen Sympathieträger auf Trägern also gerade recht. Renault 5 und 4 kommen noch Ende dieses und Anfang kommenden Jahres bei uns auf den Markt, der neue Twingo Anfang 2026. Mit ihnen sollen die Verkäufe von Renault in Deutschland wieder auf „mindestens 100.000 Einheiten“ und der Marktanteil auf 2,5 bis 3,0 Prozent steigen, wie Kraft EDISON am Rande der R5-Präsentation verriet. Heute sind das überaus hehre Ziele – 1992 wäre es ein Desaster gewesen: Damals war der Marktanteil von Renault hierzulande mehr als doppelt so hoch.

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