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Elektroauto: Ein vielseitiger Kompakter für alle – der Renault 4 E-Tech Electric

Renault kündigt ein Kompaktklassemodell an, das überraschenderweise größer ausfällt als der elektrische Renault 5.

elektroauto: ein vielseitiger kompakter für alle – der renault 4 e-tech electric

(Bild: Renault)

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Renault setzt gerade voll auf Retro, auch das kompakte Elektroautomodell Renault 4 E-Tech Electric orientiert sich – wie der bereits bestellbare Renault 5 E-Tech Electric und der für 2026 angekündigte elektrische Twingo an erfolgreichen, ja, ikonischen Modellen aus der langen Geschichte der Traditionsmarke. Beim heute aus guten Gründen legendären R4 liegt die Einführung am weitesten zurück, gleichzeitig war er die technische Basis für die erste Generation des R5. Bei den von ihnen inspirierten Elektroautos ist es ganz ähnlich, sie basieren beide auf der gleichen technischen Architektur AmpR Small und bieten damit den von den Vorbildern gewohnten Frontantrieb. Den Renault 4 E-Tech Electric sieht der Hersteller aber nicht nur als Stadtauto, sondern als Kompakten für alle Tage.

Daher halten sich die Modelle weder an die Reihenfolge noch an die Größenverhältnisse von damals: Den R4 positioniert Renault im B-Segment über dem R5 und bringt ihn später auf den Markt. Der R5 soll ein urbanes, der R 4 ein universelleres Auto sein. Dadurch ist es folgerichtig, den R4 größer zu bauen und in einigen Details auch besser auszustatten. Der R4 ist 4,14 Meter lang, 1,80 m breit und 1,57 Meter hoch. Bei einem Radstand von 2,62 Metern bietet er 420 Liter Kofferraumvolumen. Der Renault R5 E-Tech ist mit 3,92 m Länge, 1,77 m Breite, 1,50 m Höhe und einem Radstand von 2,54 m deutlich kompakter.

Renault 4 E-Tech Electric Exterieur (11 Bilder)

elektroauto: ein vielseitiger kompakter für alle – der renault 4 e-tech electric

Renault nennt den 4 E-Tech Electric “retro-futuristisch und abenteuerlustig”. (Bild: Renault)

Ein Vorteil der technischen Basis ist eine Mehrlenker-Einzelradaufhängung für die Hinterräder, wie sie normalerweise erst in höheren Fahrzeugklassen eingesetzt wird. Sie entkoppelt die beiden Räder in einer als höherem Komfort spürbaren Weise und lässt eine dynamische Fahrweise zu. Wenn das auch keine Reminiszenz ist, so ist es doch eine weitere, wenn auch unsichtbare Parallele zum R4 von 1961. Dessen hintere Einzelradaufhängung (an gezogenen Schwingen mit Drehstabfedern) war damals auch nicht alltäglich.

Mehrlenker-Einzelradaufhängung

Untypisch hoch für ein modernes Auto ist die Bodenfreiheit, die sich mit 18,1 Zentimetern auf dem von SUV-Modellen gewohnten Niveau befindet. Renault weist ausdrücklich, dass man damit in Verbindung mit einer entsprechend ausgerichteten Schlupfregelung auch eine gewisse Schlechtwegetauglichkeit erreichen möchte. 18 Zoll ist die Felgengröße an allen Modellen, allerdings hat Renault bereits Show-Stücke mit 20-Zoll-Rädern ausgestattet.

Renault hat die Ladekantenhöhe auf nur 607 Millimeter wie beim Original begrenzen können, während man bei anderen Autos vergleichbaren Formats im Schnitt mit einer um zehn Zentimeter höheren Unterkante leben muss. Gleichzeitig entsteht so mit der sehr steil stehenden Heckklappe eine überdurchschnittlich große Ladeöffnung. Fast ebenso beeindruckend sind die 420 Liter Kofferraumvolumen. Auch darin folgt das Elektroauto seinem Vorbild: Renault-Chef Pierre Dreyfus soll anlässlich der Entwicklung des R4 1959 gesagt haben: “Ich will etwas mit Volumen!” Was es erst heute geben wird: Den Transport langer Ladung erleichtert ein flach faltbarer Beifahrersitz.

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Vorbild-lich: Ein Stoffdach

Bei so viel Treue zum Vorbild verwundert auch kaum, dass sich die Entwickler auch zum Ziel gesetzt haben, ein Stoffdach anzubieten, und zwar möglichst ähnlich dem, wie es in der ersten Generation angeboten wurde, nur mit moderner Technik. Ihre Bemühungen resultierten in einer mit 80 Zentimeter breiten und 92 Zentimeter Länge wirklich großen Öffnung für das elektrisch betätigte Textilschiebedach.

Renault bietet im R4 nur zwei Antriebskonfigurationen an. Der E-Motor mit 90 kW bekommt die 40-kWh-Batterie, die Version mit 110 kW den größeren Speicher mit 52 kWh. Beide Motoren kommen ohne Metalle der Seltenen Erden aus – ein ungewöhnlicher Schritt, den bislang nur wenige Hersteller gehen. Eine Wärmepumpe zum effizienteren Heizen im Winter und eine gezielte Vorkonditionierung der Batterie, mit der die Ladezeiten gerade im Winter sinken, sind stets serienmäßig.

Zwei Akkugrößen, bis zu 400 km Reichweite

Enttäuscht dürften einige Interessenten von den anvisierten Ladeleistungen sein. Der kleine Akku kann mit maximal 80 kW geladen werden, der große mit 100 kW. Auch bei AC-Laden war Renault in der Vergangenheit schon flinker. Anders als beispielsweise zuletzt im Twingo (Test) sind im Renault 4 E-Tech Electric an Wechselstrom maximal 11 kW möglich. In vielen Fahrprofilen macht ein 22-kW-AC-Lader den Alltag komfortabler. Die Reichweiten im WLTP beziffert Renault bislang nur grob. Mit der kleinen Batterie seien im Zyklus mehr als 300 km möglich, mit der großen bis zu 400 km.

Renault 4 E-Tech Electric Interieur (7 Bilder)

elektroauto: ein vielseitiger kompakter für alle – der renault 4 e-tech electric

Die Ausstattung des Fahrerplatzes entspricht mit zwei Bildschirmen in einer Fläche und dem doppelt abgeflachten Multifunktionslenkrad der des Renault 5 E-Tech Electric. (Bild: Renault)

Glänzen will Renault an anderer Stelle. Alle Versionen sind bidirektional ausgelegt. Der Strom in der Batterie kann also für die Versorgung von externen Verbrauchern genutzt werden. Wer sich auf die Mobilize PowerBox Verso von “The Mobility House” einlässt, kann mit dem R4 auch zum Teilnehmer am Strommarkt werden. Die grundsätzliche Idee: Die Batterie wird geladen, wenn der Preis an der Strombörse niedrig ist, und entladen, wenn er dort hoch ist. Dafür ist der Abschluss eines Mobilize Energievertrags erforderlich.

Renault hat die Entwicklung eigener Unterhaltungselektronik schon vor Jahren weitgehend aufgegeben und nutzt seitdem Google Android Automotive, ergänzt um eine teilweise eigene Oberfläche. Im R4 wird das durch drei Bausteine ergänzt, die den Alltag bequemer machen sollen. Dazu zählt unter anderem das aus anderen Renault-Modellen schon bekannte “My Safety Switch”, mit dem Fahrer auf Knopfdruck ihre bevorzugten Einstellungen für fünf Sicherheits- und Assistenzsysteme aktivieren können. Darunter dürfte auch der seit Juli vorgeschriebene Tempolimit-Warner gehören, der in vielen Autos mit Falschmeldungen nervt.

Mit Avatar und KI

Ebenfalls noch recht neu bei Renault ist der Avatar “Reno”, den der Hersteller als “virtuellen Reisebegleiter” preist. Er reagiert auf die Stimme der Fahrer, kann aber auch selbst Vorschläge machen. Im Beipackzettel für die Presse ist davon die Rede, dass er beispielsweise beim drohenden Beschlagen der Scheiben die Klimaanlage aktiviert. Wenn sich die Bedingungen ändern, kann Reno den Fahrmodus umschalten. Künftig soll er auch mit ChatGPT zusammenarbeiten, um Fragen der Fahrer zu beantworten, die nicht von Haus aus im System hinterlegt sind.

Renault bietet gegen Zuzahlung ein Soundsystem von Harman Kardon an, dessen Verstärkerleistung bei 410 Watt liegt. In den Türen sind jeweils ein Tief- und ein Hochtöner untergebracht, um Kofferraum zusätzlich ein Subwoofer. Zusammen mit dem Verstärker beansprucht der etwas Platz im Gepäckraum, der in Modellen ohne Soundsystem beispielsweise für ein Ladekabel genutzt werden kann. Ein Fach unter der Motorhaube hat der Renault 4 E-Tech Electric nicht.

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(fpi)

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