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Projekthaus Laden: Wie Audi am Ladeerlebnis von morgen arbeitet

Wer sein Elektroauto lädt, will das ohne Mühe und entspannt erledigen – und nicht bei jedem Ladevorgang Preise vergleichen oder auf Ladepunkte eines bestimmten Anbieters angewiesen sein. Jens van Eikels, Leiter Projekthaus Laden bei Audi, kennt die Wünsche und Erwartungen der E-Auto-Fahrer. In einem Interview gibt der Experte Einblicke, wie Audi den Ladevorgang selbst und die verschiedenen Lade- und Serviceangebote noch einfacher und attraktiver gestalten will.

In möglichst kurzer Zeit möglichst einfach volltanken und zügig wieder losfahren – das möchte jeder Autofahrer, egal ob er mit dem Treibstoff Benzin, Diesel, Gas oder Strom unterwegs ist. Gerade für die E-Mobilität gehört das Laden zu den wichtigsten Themen, um die gesellschaftliche Akzeptanz zu steigern – mit allem was dazu gehört.

Darum kümmert sich bei Audi die Abteilung “Projekthaus Laden”, in der sämtliche Ladeszenarien bearbeitet und neue Lösungen entwickelt werden. Grundsätzlich sei der Erfolg der E-Mobilität von drei Faktoren abhängig, weiß der Projekthaus-Leiter Jens van Eikels: “Erstens müssen natürlich die Autos überzeugen. Das gilt vor allem für die Qualität der Fahrzeuge und deren Ladeperformance, auf die wir bei Audi sehr großen Wert legen. Uns ist wichtig, dass sich die Ladekurve der E-Modelle über einen längeren Zeitraum auf einem hohen Niveau befindet. Das heißt, dass über lange Zeit viel geladen werden kann.”

Ein weiterer wichtiger Faktor sei die Konnektivität. Damit gemeint ist in erster Linie die Verbindung des Smartphones mit dem Fahrzeug, um die Route mit Ladevorgängen zuverlässig planen zu können oder das Fahrzeug vorab zu klimatisieren. Die dritte wichtige Säule sind laut Eikels die Lade- und Serviceangebote. Hier werde zwischen dem Laden zu Hause und dem Laden unterwegs unterschieden. Im Fokus dabei stehe bei Audi die Langstreckenmobilität mit der Möglichkeit, komfortabel im In- und Ausland zu laden. Hinzu komme das schnelle Aufladen im Umfeld der Stadtzentren. “Dieses Angebot ist wichtig für diejenigen, die keine Möglichkeit haben, zu Hause oder beim Arbeitgeber zu laden”, so der Ladeexperte. Gerade im innerstädtischen Umfeld möchten die Ingolstädter mit den sogenannten Charging Hubs wichtige Akzente setzen.

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“Wichtig ist, dass für alle Bedürfnisse des Ladens von uns ein adäquates Angebot bereitsteht. Dies bildet die Basis für ein positives Ladeerlebnis. Premiumladen heißt deshalb für mich: einfach, schnell und in angenehmer Umgebung zu laden”, so Jens van Eikels, Leiter Projekthaus Laden bei Audi | Bild: Audi

Die PPE-Plattform wird mehr Ladeperformance bringen

Wichtig sei, dass für alle Bedürfnisse des Ladens ein adäquates Angebot bereitstehe. Dies bilde die Basis für ein positives Ladeerlebnis, heißt es weiter. Audi spricht dabei nicht nur vom Laden, sondern vom “Premiumladen”.

Für Jens van Eikels bedeutet das: einfach, schnell und in angenehmer Umgebung laden zu können: “All diese Eigenschaften haben wir bereits an den Audi Charging Hubs umgesetzt. Dazu zählt auch die Funktion Plug & Charge. An kompatiblen Ladesäulen autorisiert sich das Fahrzeug beim Einstecken des Ladekabels selbst und schaltet den Ladevorgang an der Säule frei. Die Abrechnung erfolgt dann vollautomatisch. Außerdem setzen wir an all unseren Ladesäulen in den charging hubs auf Kabelhaltersysteme, die hinsichtlich Ergonomie und Komfort das Laden für die Kunden erleichtern.”

Barrierearm angebrachte Ladestecker und große, informative Displays sollen das positive Ladeerlebnis ergänzen. So gibt es am Audi Charging Hub in Nürnberg etwa eine Lounge, die anderen Standorte befinden sich in belebten urbanen Gegenden mit Essens- oder Einkaufsmöglichkeiten. “Aber auch Kunden, die keinen Charging Hub in der Nähe haben, können ab 2024 mit einer neuen Lösung ihre Ladezeit sinnvoll und angepasst an ihre individuellen Bedürfnisse nutzen”, blickt van Eikels in die Zukunft.

Die früher häufiger geäußerte Kritik wegen fehlender Lademöglichkeiten sei deutlich zurückgegangen. Gerade hierzulande passe aktuell das Verhältnis Ladeinfrastruktur zu den zugelassenen Elektroautos. “Wir wissen aber auch, dass eine alltagstaugliche Reichweite mit kurzen Ladestopps ein entscheidender Schritt zu mehr Akzeptanz der E-Mobilität ist. Deshalb liegen für Audi die Schwerpunkte in der Weiterentwicklung der E-Fahrzeuge auf diesen beiden Faktoren, wobei kurze Ladestopps in erster Linie durch eine überzeugende Ladeperformance ermöglicht werden”, heißt es. Bei den neuen Fahrzeugen auf der Premium Platform Electric (PPE) soll zukünftig ein zehnminütiger Ladestopp reichen, um an einer HPC-Säule für rund 250 Kilometer Strom zu zapfen. In gut 20 Minuten sei die Batterie dann von zehn bis auf 80 Prozent aufgeladen, erklärt Audi.

Doch wie möchte sich Audi beim Laden vom Wettbewerb abheben? Mit dem citynahen Konzept der Charging Hubs hat der Hersteller beim High-Power-Charging(HPC)-Laden bereits sehr früh ein Kundenangebot geschaffen, das voll auf eine angenehme Gestaltung der Ladezeit abzielen würde, erklärt van Eikels. “In China stehen unsere gebrandeten Ladesäulen, deren Anzahl sehr schnell wächst, als Eckpfeiler für ein Premium-Ökosystem. An attraktiven Standorten stehen die Ladepunkte mit Reservierungs- und Plug-&-Charge-Funktionalität für eine zukunftsorientierte Infrastruktur, die dem wachsenden Ladebedarf insbesondere in den Metropolen gerecht wird.”

Mit starken Partnern wie Electrify America für die USA, Ionity für Europa oder Cams in China habe der Volkswagen-Konzern Beteiligungen an “sehr potenten” Schnellladenetzen. In Deutschland arbeite man darüber hinaus mit Partnerunternehmen wie Elli zusammen – einer Marke der Volkswagen Group für Energie- und Ladelösungen. Mit dem Netzwerk der sogenannten Selected Partner könne man unter der Bezeichnung Audi Charging dem Kunden sowohl “hochwertiges HPC-Laden” als auch “attraktive Tarife” bieten. “Und wenn es um das Laden zu Hause geht, bieten wir mit dem modularen e-tron Ladesystem kompakt und dem optionalen Ladesystem connect maximale Flexibilität, die es sogar erlaubt, Kosten- und PV-optimiert zu laden”, fügt der Experte hinzu.

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Mit dem citynahen Konzept der Charging Hubs hat Audi beim Schnellladen bereits früh ein Kundenangebot geschaffen, das voll auf eine angenehme Gestaltung der Ladezeit abzielt – das sei die Zukunft | Bild: Audi

Charging Hubs treffen Nerv der Kunden

Bei Audi sei man dann zufrieden, “wenn das Angebot jederzeit vollumfänglich ist und die Zuverlässigkeit im Zusammenspiel zwischen Fahrzeug, Navigation und Ladeinfrastruktur in ein reibungsloses und fehlerfreies Erlebnis mündet”. Das trage entscheidend dazu bei, “dass jeder die Vorteile der Elektromobilität erkennen kann”. Der Hersteller ist nach eigenen Angaben sehr zufrieden mit den Vertragsabschlüssen und dem Grad, wie die Kunden Audi Charging mit seiner Abdeckung und seinen Tarifmodellen nutzen. Mit diesem Angebot bewege man sich europaweit in einem sehr wettbewerbsfähigen und einheitlichen Preisumfeld.

Van Eikels weiß: “Pro Monat kommen rund 5000 Neukunden hinzu. Seit Jahresbeginn wurden von Audi-Kunden mehr als 17 Millionen kWh (Stand 13.12.2023) geladen – davon stolze 85 Prozent in Schnellladenetzen. Eine Vielzahl unserer Kunden setzt auch nach dem ersten Jahr, in dem Audi die Grundgebühr für den Ladedienst übernimmt, weiter auf Audi charging”. Das sei ein Indiz dafür, dass Audi mit dem Angebot den Nerv der Kunden treffe. Mittlerweile seien 29 Länder in Europa mit rund 600.000 Ladepunkten verfügbar. Der Audi Charging Hub in Nürnberg soll übrigens Europas meistfrequentierter Ladepunkt von Audi-Kunden sein. Damit sieht sich van Eikels bestätigt in der Strategie, auf Premium-HPC-Ladenetze zu setzen.

Laden am Arbeitsplatz ist ein weiterer wichtiger Faktor

Das Laden am Arbeitsplatz wiederum sei ein wichtiger Faktor für diejenigen, die zu Hause oder im unmittelbaren täglichen Nutzungsprofil ihres Fahrzeuges keine Lademöglichkeit haben. Für sie seien verlässliche Alternativen besonders relevant. Audi sei es deshalb besonders wichtig gewesen, mehr als fünf Prozent der Parkplätze für die eigenen Mitarbeitenden zu elektrifizieren.

Die Entwicklung der öffentlichen Ladeinfrastruktur habe sich in den vergangenen Jahren nahezu in allen Weltregionen deutlich beschleunigt, heißt es weiter. Mit aktuell über 740.000 Ladepunkten in Europa habe sich die Anzahl seit Ende 2021 nahezu verdoppelt. “Es bestehen aber immer noch große regionale Unterschiede. Auf Deutschland entfallen 2023 mehr als 120.000 Ladepunkte. Gemessen am aktuellen Volumen von rund 1,3 Millionen rein elektrischer Fahrzeuge in Deutschland ist das ein guter Wert”, sagt van Eikels.

Um dieses Verhältnis auch mit den zukünftig steigenden Volumen aufrechtzuerhalten, müsse weiter verstärkt am Ausbau der Ladeinfrastruktur gearbeitet werden. Und weiter: “Was wir auch sehen, ist die überproportionale Entwicklung der HPC-Schnellladeinfrastruktur. Diese hat sich in Deutschland um den Faktor 4,5 und in Europa sogar um den Faktor 6,8 seit Ende 2021 vervielfacht.”

projekthaus laden: wie audi am ladeerlebnis von morgen arbeitet

Unter der Bezeichnung “Audi Charging” bündelt der Hersteller sein Angebot für schnelles HPC-Laden zu “attraktiven Tarifen”. Aktuell soll es in Europa rund 600.000 Akzeptanzstellen für Audis Bezahldienst geben  | Bild: Audi

Mobile Cubes für netzdienliches Laden

Die großen Volumenmärkte China, USA und die Region Europa haben für Audi laut van Eikels höchste Priorität. “Aber wir kümmern uns auch um Länder wie Brasilien, Indien oder Südafrika. Dort waren wir die Ersten, die eine Schnellladeinfrastruktur über den Händlerverband angeboten haben.” Die Transformation zur E-Mobilität finde nicht nur in den großen Märkten statt. Wenn international Projekte umgesetzt werden, nutze Audi meist dortige Importeurs- und Händlerstrukturen. “Wir möchten, dass unsere Kunden in der ganzen Welt die Vorteile unserer sehr schnell ladenden Fahrzeuge nutzen können. Dafür bedarf es auch einer entsprechenden HPC-Infrastruktur und diese wollen wir in vielen Märkten forcieren.”

Auch gehe es um die Frage, was mit älteren Batterien passiert. Dabei verweist van Eikels auf Batteriespeicher mit Second-Life-Modulen zur Stützung des Energiebedarfs der Ladeinfrastruktur. Diese würden mittlerweile an vielen Stellen zur Anwendung kommen. Bekannt sei der Einsatz in den Charging Hubs. Aber auch die interne Ladeinfrastruktur werde beispielsweise in Neckarsulm von drei Batterie-Cubes mit 525 kWh unterstützt. “Darüber hinaus betreiben wir noch fünf mobile Ladecubes und zwei große Containerlösungen mit Batterien aus unseren Altfahrzeugen, die den Strom dorthin bringen, wo er gerade benötigt wird. Die nutzen wir mobil in der Regel für Veranstaltungen”, so van Eikels. Als Beispiele sind das Weltwirtschaftsforum in Davos oder der Einsatz an Wochenenden in Skigebieten Norwegens zu nennen.

Da die Cubes fast immer ausgebucht seien, denke Audi darüber nach, das Angebot zu erweitern. Damit sei man in der Lage, den Strom variabel und netzdienlich zu beziehen. Also dann, wenn Strom ausreichend vorhanden und günstig ist.

Für Audi sei es auch sehr wichtig, dass E-Autos mit Grünstrom geladen werden. Schon seit dem Start des Audi E-Tron im Jahr 2019 biete das Unternehmen deutschen Kunden Grünstromverträge über den Konzernpartner VW Naturstrom an. Ein Solarpark in Mecklenburg-Vorpommern mit 420.000 Solarmodulen sei außerdem das erste deutsche Projekt zur Ausweitung des Grünstromangebots, das Audi in Zusammenarbeit mit dem deutschen Energieunternehmen RWE realisiert habe.

Für die Zukunft immer wichtiger wird laut van Eikels auch das bidirektionale Laden. “Zu diesem Zweck proben wir bereits das bidirektionale Laden mit größeren Batteriespeichern. Der Multi-Use-Speicher auf dem EUREF-Campus in Berlin mit einer Kapazität von 1,9 MWh nutzt wie der Audi Charging Hub gebrauchte Lithium-Ionen-Batterien aus Entwicklungsfahrzeugen und erprobt als Reallabor verschiedene Interaktionsszenarien zwischen E-Autos und dem Energienetz”, wird erläutert.

Aber es gebe noch mehr Themen, die wichtig seien: etwa das Laden mit Photovoltaikstrom und das optionale Angebot von dynamischen Stromtarifen in Deutschland ab 2025. Beides wird perspektivisch das Laden von E-Autos günstiger machen.

Quellen: Audi – Pressemitteilung vom 20.12.2023 / Hersteller-Webseite – Erfolgreich aufgeladen

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