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Oldie Limousine Audi Bischofberger: Bullis kleiner Bruder

Selbst Kenner staunen angesichts eines “Bischofberger Family”. Vorne Audi, hinten Camper, ein Kuriosum auf Rädern. Aber drei auf einem Fleck? Das gibt es nur bei den Classic Days in Düsseldorf!

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Stelldichein der Raritäten: Maren Imhoff und ihr Partner Matthias „Matze“ Moke sind im grünen Audi-Camper aus Oldenburg angereist, Jutta und Jürgen Fölsing haben ihren von Grund auf restauriert. Vorne im Bild: Ingrid und Josef Lürken mit ihrem 200er-Audi.

Camper aus dem Hause Bischofberger hatten schon immer Charme, die Anfänge der Marke liegen tief in den 1970er Jahren. Ein Borgward B2000 und ein Bulli wurden umgebaut, bald wurde die Fertigung von Reisemobilenkommerziell.

Als VW-Händler hatte Helmut Bischofberger öfter mit Fernweh-Bullis zu tun, das inspirierte. Doch in Sachen Extravaganz war der Herr aus Backnang seiner Zeit weit voraus. So entstanden bald Mobile mit Stahl-Rahmenaufbau, als Kranich bezeichnet, auf Fahrgestellen von Toyota, Mitsubishi, Opel Bedford, Bulli oder VW LT; für den gab es zudem ein opulentes Hochdach, als Ohio oder Colorado rollten diese Fahrzeuge in die weite Welt. Und dann gab es noch die Pkw-Reisemobile auf VW Caddy oder Audi, “Family” genannt.

Selbst der Schöpfer gab einst zu, dies sei seine “schwierigste, aber auch befriedigendste Aufgabe” gewesen. In der Szene kennt man die Hintergründe der Entstehung gut, wobei der schwäbische Tüftler zunächst an einem VW Golf übte. “Den hat Bischofberger auch vollendet”, weiß Josef Lürken zu berichten, “aber nie wirklich auf die Straße gebracht.” Das wäre wegen der beiden zusammengeschraubten Hinterachsen wohl auch kaum denkbar gewesen.

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Individueller Oldtimer

“Doch die Idee war in der Welt”, meint Josef und klappt flugs das GFK-Dach seines Audi-Campers hoch, im Innern entsteht eine beachtliche Stehhöhe – und zudem ein Bett im luftigen Obergeschoss. Wir nehmen zunächst im Parterre Platz, und Josef schwelgt weiter in der Entstehungsgeschichte des seltenen Fahrzeugs. “30, vielleicht auch 40 Autos wurden gebaut”, so genau wusste das nicht mal der Schöpfer. “Der wusste aber, was er am Audi hat”, freut sich Josef. “Die breitere Spur erlaubte einen Camperaufbau ohne Änderungen am Fahrwerk”, erklärt der Audi-Fan.

Der erste Audi-“Family” basierte auf einem gebraucht erworbenen Typ 43, wie der 1976 vorgestellte Audi 100 im internen Sprachgebrauch genannt wird, und wurde auch in Ingolstadt vorgeführt. Heute nur schwer vorstellbar: Herr Bischofberger bekam direkt einen Typ 44 – der “neue” Audi 100 reüssierte 1982 – zugesagt, der nach dem Umbau zur Wüstenerprobung mitgenommen werden durfte. “Das war wichtig für die Zulassung”, erklärt Josef, “denn der Aufbau durfte nicht instabil wirken, obwohl doch wesentliche Teile der Tragestruktur beim Umbau herausgeflext und durch eine hauseigene Konstruktion ersetzt wurden.”

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Josef kennt den Aufbau der Fahrzeuge gut: “Meinen ersten Bischofberger habe ich Ende 2004 gekauft. Der musste nicht mal restauriert werden, heute steht er im Siku-Museum in Stadtlohn. Der zweite war ein ziemlich fertiger Audi 200 Turbo, den wollten wir eigentlich aufbauen, doch wurde mir schon während der Planung der dritte angeboten.

Nach mehreren Verhandlungen kauften wir den dann Ende 2007; der Wagen war aber auch in einem Topzustand, den Turbo habe ich dann so, wie wir ihn gekauft hatten, wieder abgegeben.” Stolz lehnt er an seinem Fernweh-Audi, der auf dem Audi 200 basiert, den man als deutlich aufgewertete Version des Audi 100 bezeichnen darf. “Der Audi 200 war das Topmodell der Marke – zumindest bis der Audi V8 mit seinem Achtzylinder kam. Das war aber erst 1988, also viiiiiel später”, schmunzelt Josef, während er sanft über die Flanke seines Wagens streicht.

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Seiner Zeit voraus

Die gehobene Ausstattung ist deutlich spürbar, auch wegen des 136 PS starken Fünfzylinders unter der langen Haube, der lässige Reisetempi von 120 Stundenkilometern eher beiläufig aus dem Ärmel schüttelt. “Zudem hat das Auto – es wurde in der CS-Ausstattung ausgeliefert – eine verstärkte Hinterachse, mit seinem zulässigen Gesamtgewicht von 1.765 Kilo ist das keine schlechte Idee.”

Keine schlechte Idee ist auch das Gesamtkonzept, wie Jutta und Jürgen Fölsing – er hat seinen Camper von Grund auf restauriert – wie auch Maren Imhoff und ihr Partner Matze bestätigen, die um das Aufsehen wissen, das sie mit ihren “Family” erregen. In dem Fall finden sich alle auf dem historischen Campingplatz unter dem Motto “Nostalgic Journeys” bei den “Classic Days” auf dem Düsseldorfer Messegelände ein.

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Jenseits solcher Veranstaltungen werden alle drei dieser raren Fahrzeuge immer noch regelmäßig und auch auf langen Strecken bewegt, als ganz normale Camper. Immerhin hat man ja alles an Bord, “Kühlschrank, der zweiflammige Gasherd, eine Spüle oder die Truma-Heizung waren obligatorisch”, betont Maren. Dabei schauen Besitzer eines solchen Wagens gerne bei anderen Bischofbergern rein, so sie einen sehen. “Denn keine zwei sind wirklich gleich”, betont Jürgen. “Es wurden immer wieder Kleinigkeiten geändert, auch mal die Heizung neu positioniert.” Als ob eine Audi-Limousine mit Campingrucksack nicht schon speziell genug wäre!

Nur wirklich günstig war er nie, eine Liste von 1984 nennt 22.450 Mark als Startpreis. Und da war das Basisfahrzeug noch gar nicht mit dabei. Das konnte dann eben auch mal ein Audi 200 mit dem 182 PS starken Turbo sein. “Damals war das das schnellste Wohnmobil der Welt”, meint Josef ein wenig sehnsüchtig. “Das hat doch Charme, oder?” Klar, hat es. Wir reden hier ja von einem Camper aus dem Hause Bischofberger!

Daten & Fakten Bischofberger Family

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  • Reisemobil für 3–4 Personen
  • Basis: VW Caddy, Audi 100, Audi 200
  • Bauzeit: ab 1982
  • Varianten: Aufstelldach, Hochdach, Absetzkabine
  • Außenmaße der Kabine: 370 x 180 cm
  • Liegefläche: 1,95 x 1,70/1,28 m (Bett unten/oben)
  • Stückzahl: 30–40
  • Neupreis (1984): 22.450/23.950 Mark (Aufstelldach/Hochdach)
  • Basisfahrzeug: ab 15.014/23.355 Mark (VW Caddy/Audi 100, jeweils mit 75-PS-Benziner)

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