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News des Tages: Hohe Spritpreise, Streit in der Ampel, Tesla Absatzzahlen

Christian Lindner und seine Parteikollegen setzen die Ampelkoalition unter Druck. Die Benzinpreise steigen. Und die Elektroautos von Tesla verkaufen sich in Deutschland besonders schlecht. Das ist die Lage am Freitagabend.

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News des Tages: Hohe Spritpreise, Streit in der Ampel, Tesla Absatzzahlen

1. Für die FDP wäre es selbstzerstörerisch, das Ende der Ampel zu provozieren

Die Schriftsteller Benjamin von Stuckrad-Barre und Martin Suter haben heute angekündigt, im Herbst ein Buch mit Gesprächen zu veröffentlichen. Der Titel gefällt mir und passt sehr gut in unsere Zeit, er soll lauten: »Kein Grund, gleich so rumzuschreien«.

Ich kenne sowohl Stuckrad-Barre als auch Suter ein bisschen, und mir scheint ihre klug ausgetüftelte Parole ganz gut zuzutreffen auf viele Konflikte der Gegenwart. Zum Beispiel auf den Streit der Ampelparteien, der momentan vor allem von Politikerinnen und Politikern der FDP befeuert wird.

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Heute hat deren Generalsekretär Bijan Djir-Sarai Forderungen genannt, die seine Partei für eine »Wirtschaftswende« nötig findet. »Mindestens sinkende Steuern, der massive Abbau von Bürokratie für Betriebe sowie die Bekämpfung des Fachkräftemangels« gehörten dazu, so Djir-Sarai, auch unser Sozialstaat müsse »zielsicherer« werden.

Fast täglich melden sich derzeit Spitzenpolitiker der FDP, um in der Ampelkoalition den Druck für Reformen zu erhöhen. Bundesfinanzminister Christian Lindner erhebt etwa Forderungen für ein »Update« beim Bürgergeld und zweifelt am Kohleausstieg im Jahr 2030. Vor ihrem Bundesparteitag Ende des Monats wollen sich die Liberalen wohl als Reformkraft positionieren.

Mein Kollege Severin Weiland schreibt im SPIEGEL-Leitartikel über die möglichen Motive dafür, dass Lindner und Kollegen mit den Äußerungen der vergangenen Tage die Konfrontation in der Ampel zuspitzen. »In Berlin kursieren Gerüchte, Lindner wolle seine Ampelpartner mit immer neuen Zumutungen so weit in die Ecke treiben, bis es selbst für SPD und Grüne keinen anderen Ausweg mehr gibt als das Ende der Koalition. Es gibt dafür ein historisches Vorbild: das Ende der sozialliberalen Koalition im Jahr 1982.«

Tatsächlich erinnere manches an die damalige Lage: die Wirtschaftsflaute, der Streit über weniger oder mehr Staat. Für die FDP sei die Lage heute allerdings eine fundamental andere als vor 42 Jahren, so mein Kollege. Es gibt für sie machtpolitisch keine andere Koalitionsoption. Neuwahlen würden den Umfragen zufolge vor allem der AfD nutzen. »Die FDP liefe Gefahr, zum zweiten Mal in ihrer Geschichte aus dem Bundestag zu fliegen«, schreibt Severin. »Es wäre dann auch das politische Ende Lindners. Sein Kurs könnte am Ende selbstzerstörerisch sein. Auf ein Ende der Ampel hinzuarbeiten wäre eine politische Torheit, mit der sich die FDP als staatstragende und stabilisierende Kraft dieser Republik verabschieden würde.«

    2. Die hohen Spritpreise haben mit der unsicheren Lage im Nahen Osten zu tun

    In Deutschland wird seit Wochen das Benzin immer teurer. 1,83 Euro kostete der Liter E10-Benzin zuletzt im Durchschnitt – rund elf Cent mehr als zu Jahresbeginn. Es spricht einiges dafür, dass Sprit demnächst noch teurer wird, unter anderem die stark gestiegenen Ölpreise. Mein Kollege Stefan Schultz berichtet heute über die Gründe des Preisschubs.

    Der wichtigste Preistreiber für Öl sei nach Ansicht von Rohstoffexperten die unsichere Lage im Nahen Osten. »Dort liegen mit Saudi-Arabien, dem Irak und Iran einige der global wichtigsten Fördernationen für Erdöl. Dazu verläuft zwischen Iran und der arabischen Halbinsel die Straße von Hormus, eine 55 Kilometer schmale Meerenge, durch die rund ein Fünftel der weltweiten Ölexporte verschifft wird.« Entsprechend groß sei die Sorge, dass sich der Konflikt in der Region ausweite – vor allem nach Iran, das den Terror der Hamas gegen Israel offen unterstützt. Dadurch könnte die Ölversorgung knapper werden. Viele Konzerne umschiffen aus Sorge vor Angriffen der Huthi-Milizen gerade das Rote Meer.

    Auch die Aussichten für das weltweite Wirtschaftswachstum, die sich wegen guter Konjunkturdaten aus den USA und China verbessert haben, dürfte die Nachfrage nach dem Rohstoff Öl steigern. Hinzu kommen strukturelle Veränderungen am Automobilmarkt. »Auch laut ADAC kaufen Kundinnen und Kunden wieder verstärkt Autos mit Benzinmotor, darunter viele Hybridfahrzeuge«, so mein Kollege Stefan. »All das treibt grundsätzlich die Nachfrage nach Benzin.«

      3. Der Absatz von Teslas brach in Deutschland zuletzt ein

      Hat Elon Musk, ein für bizarre Auftritte bekannter Milliardär, derzeit Grund herumzuschreien? Für Musks Firma Tesla war es jedenfalls eine katastrophale Woche. Der wertvollste Autohersteller der Welt schockierte Aktienanleger, als er am Dienstag Absatzzahlen für die ersten drei Monate des Jahres 2024 veröffentlichte. Die lagen deutlich unter den Erwartungen von Beobachtern und sind auch im Vergleich mit dem Quartal ein Jahr zuvor gefallen.

      »Teslas Wachstumsstory, die den Wert des Unternehmens an die Weltspitze getrieben hat, ist in akuter GefahrВ«, berichtet mein Kollege Alexander Demling in der aktuellen SPIEGEL-Ausgabe.

      Das gelte auch für den Reichtum des Konzernchefs Musk, dessen Status als derzeit drittreichster Mensch der Welt stark am Aktienkurs des Elektroautokonzerns hängt. »In Deutschland zeichnen sich Teslas Probleme schon länger ab als auf dem Weltmarkt.«

      Das zeigten Absatzzahlen, wonach der Konzern 2023 weniger Autos als im Jahr zuvor verkauft habe – gegen den Trend anderer großer E-Auto-Märkte in Europa. Weltweit steigerte Tesla die Verkäufe 2023 noch um ein Drittel, erst im Auftaktquartal 2024 brachen sie ein.

      »Das AusmaГџ der SchwГ¤che hierzulande ГјberraschtВ«, so mein Kollege. Im Januar und Februar verkaufte der E-Auto-Bauer, der sein einziges europГ¤isches Werk in GrГјnheide nahe Berlin betreibt, nur noch 9200 Fahrzeuge. In der Vorjahresperiode waren es noch 11.900.

      Die Entscheidung der Bundesregierung, die Kaufprämie für E-Fahrzeuge Mitte Dezember komplett zu streichen, könne Teslas Absatzminus zum Jahresbeginn nicht allein erklären. »Zur allgemein schwächelnden Konjunktur für Elektroautos kommen für Tesla mehrere Probleme, die das Unternehmen und sein Chef selbst verschuldet haben«, berichtet Alexander, darunter »Teslas erratische Preissenkungspolitik, die ihr Ziel, den Absatz zu steigern, verfehlte, aber den Restwert gebrauchter Fahrzeuge abstürzen ließ«.

        Was heute sonst noch wichtig ist

        • Trump scheitert mit Antrag auf Verfahrenseinstellung in Georgia: Nach der verlorenen Wahl 2020 soll Donald Trump versucht haben, das Ergebnis zu ändern. Mehrere Beteiligte bekannten sich schuldig. Sein eigenes Verfahren hingegen wollte der Ex-Präsident mit fragwürdiger Begründung abwenden.

        • Union empört sich über arabischen Tweet des Auswärtigen Amts: Eine Auslandsvertretung des Auswärtigen Amts informiert auf X über das neue Einbürgerungsrecht der Ampel – blumige Worte auf Arabisch inklusive. Politikern von CDU und CSU geht die Formulierung entschieden zu weit.

        • Nicht einmal jede zehnte deutsche Großstadt tut genug beim Solarausbau: In Deutschland boomt der Verkauf von Fotovoltaikanlagen – gerade für den privaten Gebrauch. Dennoch kommt der Solarausbau nicht annähernd schnell genug voran. Lediglich sieben Großstädte erfüllen ihr Soll.

        • Israel entlässt zwei Offiziere nach Tötung internationaler Helfer: Ein Team der World Central Kitchen wurde im Gazastreifen bei israelischem Beschuss getötet, jetzt zieht die Armee Konsequenzen. Das Militär beschreibt außerdem eine ganze Reihe von Fehlern.

        Meine Lieblingsgeschichte heute:

        Freitags finden Sie hier immer die Kolumne »So gesehen« meines Kollegen Stefan Kuzmany als Teil der Lage am Abend. Heute schreibt Stefan darüber, wie Bayern 20.000 Elefanten aus Botswana aufnehmen will:

        Botswana will Deutschland 20.000 Elefanten schenken – sie könnten eine neue Heimat im Süden der Republik finden.

        Im Konflikt mit dem afrikanischen Staat Botswana wegen geplanter Einfuhrerschwernisse für Großwild-Jagdtrophäen bahnt sich eine Lösung an: Der Freistaat Bayern will einlenken. Vorangegangen war die Drohung des botswanischen Präsidenten Mokgweetsi Masisi, der Bundesrepublik Deutschland 20.000 wilde Elefanten zu schenken, um den Deutschen die Probleme des Zusammenlebens praktisch erlebbar zu machen.

        Weil sich die Bundesregierung bisher einer ernsthaften Auseinandersetzung mit der geplanten Schenkung verweigert, könnten hohe Kosten den ohnehin belasteten Bundeshaushalt weiter strapazieren. Gleichwohl führt nach Ansicht der Völkerverständigungs-Expertin Anja Weisgerber (CSU) kaum ein Weg an der Aufnahme der Tiere vorbei: »Es ist diplomatische Gepflogenheit, Geschenke anderer Länder anzunehmen«, sagte sie der »Bild«-Zeitung. Nach deren Berechnungen würden etwa 18 Elefanten in einer Boeing 747 Platz finden, was mehr als 2200 Hin- und (leere) Rückflüge erforderlich machen würde. Alternativ könnten alle Elefanten auf einmal in einem Containerschiff Platz finden, hier wäre allerdings noch für Futter und Pflege zu sorgen.

        Als größtes Problem galt bis vor Kurzem die Unterbringung der Tiere. Es wäre ein Areal von der Größe Brandenburgs nötig. Hier will nun überraschend Bayern einspringen: »Die Elefanten sind im Freistaat herzlich willkommen«, sagte Weisgerber auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder. 37 Elefanten will Söder in den Dienst der Gebirgsjägerbrigade 23 stellen, er plane bereits eine Alpenüberquerung unter seinem Kommando. »Wir übernehmen damit föderale Verantwortung«, so Söder: »Von der CSU haben wir über die Jahre so viele Rindviecher in den Rest der Republik geschickt – jetzt sind mal wir dran.«

          Was wir heute bei SPIEGEL+ empfehlen

          • »Was die Genossen Stegner und Mützenich angeht, fühlt man sich an Donald Trump erinnert«: Rückwärtsgewandt, populistisch, intellektuellenfeindlich: Jan C. Behrends urteilt hart über die SPD. Der Historiker ist Parteimitglied und fordert eine schonungslose Aufarbeitung der sozialdemokratischen Russlandpolitik.

          • Die Welt des Radsports steht unter Schock: Vingegaard, Evenepoel, Roglič, Kämna, van Aert: Innerhalb einer Woche haben sich fünf prominente Radprofis schwer verletzt. Das sind keine guten Vorzeichen für den schwierigsten aller Frühjahrsklassiker am Sonntag.

          • Stimmenkauf auf Amerikanisch: Wer ins Weiße Haus will, braucht Geld. Viel Geld. Noch liegt Joe Biden im Rennen um die Spenden vorn. Doch kann er den Vorsprung auf Donald Trump halten?

          Was heute weniger wichtig ist

          Zurück in der Kinozukunft: Michael J. Fox, 62, an Parkinson erkrankter Hollywoodschauspieler, wäre bereit für ein Filmcomeback. Fox, der unter anderem für seine Rolle im Kinoklassiker »Zurück in die Zukunft« bekannt ist, hatte 2020 seinen Rückzug aus Hollywood verkündet. Nun sagt er aber, er könne sich wieder vorstellen, für einen Film vor die Kamera zu treten: »Ich würde schauspielern, wenn sich etwas ergeben würde, in das ich meine Erfahrungen einbringen könnte.«

          Mini-Hohlspiegel

          Hier finden Sie den ganzen Hohlspiegel.

          Cartoon des Tages

          Und heute Abend?

          Könnten Sie den Roman des Ex-Sprechers von Andreas Scheuer lesen, einen, so der Verlag, »Ministeriums-Krimi« mit dem Titel »Geheimnisse, Lügen und andere Währungen«. Mein Kollege Stefan Kuzmany schreibt sehr vergnüglich über das offenbar mit Vorsicht zu genießende Buch von Wolfgang Ainetter, der einst Kommunikationschef in Scheuers Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur war. »Schlüsselromane sind stets eine zweischneidige Lektüre«, weiß er, sie sagten zuweilen mehr über den Autor als über seinen Gegenstand. Der ehemalige Journalist Ainetter habe offenbar in der Hölle gearbeitet. »Das von ihm beschriebene Ministerium beherbergt praktisch ausschließlich humorlose, graue Figuren.« Dort lache niemand, und wenn doch, dann werde er strafversetzt. »Der Minister, ein gewisser Dr. Felix Rohr, kommt eigentlich nur am Rande vor. Er ist eine mehr oder minder sympathische, weitgehend ahnungslose Witzfigur.«

          Einen schönen Abend. Herzlich

          Ihr Wolfgang Höbel, Autor im Kulturressort

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