A view shows an assembly line for SWM branded cars of the Chinese manufacturer Sineray Group at Avtotor automobile plant, in Kaliningrad, Russia. The plant launches the assembly of three crossovers, including the SWM G01 midsize one, Imago / MikhailxGolenkov / FOL
Die Elektromobilität wirbelt die Hierarchie in der Automobilindustrie kräftig durcheinander. Vorbei sind die Zeiten deutscher Ingenieurskunst mit überlegenen Motoren und toller Technik. E-Autos sind viel einfacher gestrickt, die Markteintrittsbarrieren sinken, und weil Deutschland sich selbst im Weg steht, nimmt vor allem China die Einladung dankend an.
Vor einigen Jahren war das Selbstverständnis noch typisch deutsch: Die fatalen Crashtests chinesischer Autoversuche wurden mit einem zufriedenen Lächeln quittiert, weil man den Eindruck hatte, Peking baue Trabbis aus Pappe. Oder der amerikanische Emporkömmling Tesla##chartIcon – keine Konkurrenz für filigrane Spaltmaße aus der deutschen Premiumliga.
Disruption des Geschäftsmodells
Deutschlands Autobauer lächeln nicht mehr im Reich der Mitte, es ist ihnen vergangen. Und es gibt immer mehr Beispiele dafür, wie sich China auf dem Weltmarkt ausbreitet. Ein aktuelles Beispiel ist Kaluga in Russland. Toyota aus Japan, Nokian Tyres aus Finnland, Continental aus Deutschland haben sich im März 2023 ganz oder teilweise aus Russland zurückgezogen oder den baldigen Verkauf ihrer Aktivitäten auf dem russischen Markt verkündet.
Diese Liste ist um VW zu ergänzen. Europas größter Autohersteller stand Mitte März kurz vor dem Verkauf seines Werks in Kaluga, doch die Vermögenswerte wurden von einem russischen Gericht eingefroren. Nun soll das VW-Werk laut „Welt“ an den russischen Autohändler „Avilon“ verkauft werden, der zusammen mit dem chinesischen Autokonzern Chery in Kaluga chinesische Modelle produzieren will. Oder anders ausgedrückt: Wo die westlichen Autokonzerne Platz machen, nistet sich China ein.
Mercedes und VW machen China Platz
Für China macht die Strategie Sinn: Sie diktieren mangels anderer Interessenten die Bedingungen, zudem haben sie ein Testfeld, um außerhalb ihres Landes agieren zu können.
Für Russland hingegen gilt dasselbe wie für Deutschland: Der heimische Automarkt hat Probleme, in Putins Reich ist er sogar implodiert. Keine guten Aussichten auch für Deutschland mit seinen fast 700.000 Beschäftigten in der Autoindustrie.