Die rumänische Günstig-Tochter wächst extrem schnell und einige Produkte konkurrieren mit denen der Konzernmutter ...
1999 hat Renault Dacia von der rumänischen Regierung gekauft und ahnte wohl damals nicht, dass die Marke 25 Jahre später zu einem wichtigen Säulen des französischen Konzerns werden würde. Ein kluger Schachzug, der es Renault ermöglichte, ein eigenes Zentrum für die Automobilentwicklung in Ost- und Mitteleuropa zu haben. Rumänien erwachte nach Jahren der kommunistischen Herrschaft langsam wieder, und es gab eine große Nachfrage nach Fahrzeugen.
Renault konnte aufatmen und seine Unabhängigkeit bewahren. Vor allem dank Dacia. Durch den Verkauf erschwinglicher und wettbewerbsfähiger Modelle fand das französische Unternehmen einen Weg, seine Präsenz außerhalb Europas zu erhöhen und mehr Geld zu verdienen. Die Macht von Dacia innerhalb des Konzerns ist jedoch so stark gewachsen, dass man sich fragt, ob die Marke nicht eine Bedrohung für Renault selbst werden könnte.
Bildergalerie: Dacia Duster (2024)
Wie eine Rakete
Im Jahr 2000, dem ersten vollen Jahr, in dem Dacia unter der Kontrolle von Renault stand, machte der Absatz von der rumänischen Markte nur 2 Prozent des Absatzes von Renault aus. Außerhalb Rumäniens und Osteuropas war Dacia nämlich eine unbekannte Marke mit einer sehr alten Produktlinie.
Als ein Unternehmen, das lange Zeit nach kommunistischen Wirtschaftsregeln geführt worden war, war es bürokratisch, ineffizient und völlig abgekoppelt von der Realität und den Bedürfnissen der europäischen Kunden.
Die Absatzentwicklung der Marke Dacia seit ihrer Übernahme durch Renault (*geschätzte Werte)
Dank Renault hat sich der weltweite Absatz von Dacia in nur fünf Jahren verdreifacht und erreichte 2005 nach der Einführung der ersten Generation des Logan, der von Renault nicht nur für Rumänien und Osteuropa, sondern auch für Schwellenländer wie Nordafrika und Lateinamerika konzipiert wurde, 150.000 Einheiten.
Der Anteil von Dacia am weltweiten Absatz der Renault-Gruppe (ohne Lada)
In Deutschland profitierte der seinerzeit rund 7.000 Euro teure Basis-Sandero anno 2009 massiv von der damaligen “Abwrackprämie”.
Im Jahr 2011, dem ersten vollen Jahr des Duster, stieg das Volumen auf 343.000 Einheiten. Der Gesamtabsatz von Dacia belief sich auf 814.000 Einheiten von den 2,72 Millionen Einheiten des Konzerns.
Marktanteil der Dacia-Produkte (einschließlich Renault Sandero, Renault Logan, Renault Duster, Renault Dokker, Renault Lodgy, Renault Oroch, Renault Kwid, Renault Taliant) und der Marke Renault am weltweiten Absatz der Renault-Gruppe
Auch interner Wettbewerb
Das rasche Wachstum von Dacia hat dazu beigetragen, die Finanzergebnisse des französischen Konzerns mit einer recht einfachen Formel zu verbessern: Dacia positioniert sich als günstige Marke und bietet wettbewerbsfähige Autos an, die die Technologie der vorherigen Renault-Generationen nutzen. Dies hat die Produktion erleichtert und die Kosten gesenkt, was dazu beigetragen hat, die neuen Fahrzeuge zu sehr attraktiven Preisen anzubieten.
Das Problem ist, dass Dacia jetzt die am schnellsten wachsende Marke ist und manchmal Produkte innerhalb derselben Gruppe miteinander konkurrieren, man denke an den Sandero gegen den Clio in Westeuropa oder sogar den Duster gegen den Captur.
Die Positionierung der einzelnen Marken ist sicherlich unterschiedlich, aber da die Autos der Marke Dacia besser werden, aber immer noch deutlich günstiger sind, sind viele Menschen geneigt, sie zu kaufen. In den Schwellenländern spiegelt das Image von Renault inzwischen sogar das von Dacia wider, das ein größeres Angebot hat. Werden wir in naher Zukunft also mehr Dacia als Renault sehen? Die Zukunft wird es zeigen …
Der Autor des Artikels, Juan Felipe Munoz, ist Automotive Industry Specialist bei JATODynamics.