Luxuriöse SUVs sind in gewissen Kreisen schwer angesagt. Der Mercedes-Maybach fährt sogar vollelektrisch. Wir durften ihn mal Probe fahren.
- Hightech und Hochfloor-Teppiche
- Flüsterleise in allen Lebenslagen
- Schwerer als ein Rolls-Royce Spectre
- Laden mit 207 kW – und bis zu 425 Kilogramm
Dass der Mercedes Maybach EQS 680 SUV über einen leistungsstarken Elektroantrieb verfügt, ist an sich eine Randerscheinung, denn der Antrieb steht bei einem solchen Luxusmodel eher im Hintergrund. Der Fuhrpark der entsprechenden Kunden ist groß genug und dain gibt es zumeist verschiedenste Antriebsvarianten für alle Zwecke und Gelegenheiten. Es geht vielmehr um Luxus und Exklusivität – und beides bietet der Maybach EQS 680 SUV im Überfluss.
„Der Mercedes-Maybach EQS SUV verbindet unseren Führungsanspruch bei Digitalisierung und Elektromobilität mit unserem Fokus auf das Luxussegment“, unterstreicht Mercedes-CEO Ola Källenius. „Das erste vollelektrische Fahrzeug von Mercedes-Maybach ergänzt die besten Technologien von Mercedes-Benz mit dem Extra an Komfort und individuellen Details, die es nur bei Mercedes-Maybach gibt.“
Für den ganz großen Auftritt vor der Oper, dem Szene-Restaurant oder der entlang der Flaniermeile ist das EQS-Design dann trotz allerhand stilgebender Maybach-Details etwas zu dezent. Der mindestens 200.000 Euro und vollausgestattet eine Viertelmillion Euro teure SUV sieht eben aus wie ein Mercedes EQS SUV (ab 107.477 Euro). Und so braucht es vieler netter MM-Kleinigkeiten, um sich vom normalen Elektrokoloss nebenan abheben zu können.
Hightech und Hochfloor-Teppiche
Viel MM und Bling-Bling Das Logo von Mercedes-Maybach findet sich am EQS 680 SUV an unzähligen Stellen – um keine Verwechslungsgefahr mit dem „einfachen“ Mercedes EQS SUV aufkommen zu lassen, den es bereits zum halben Preis gibt. Foto: Mercedes-Benz
Dabei sind die Platzverhältnisse im Innern üppig, aber bei einer Fahrzeuglänge von 5,13 Metern alles andere als opulent. Eine Version mit langem XL-Radstand und Beinen, die man lässig übereinanderschlagen kann, würde man bei einem Maybach irgendwie erwarten. So gibt es eben ein stimmungsvolles Plus ein Reisekomfort und spektakuläre Materialien. Doch etwas mehr Platz im Fond würden dem EQS gut stehen und somit auch mehr als die aktuell 3,12 Meter Radstand.
Flüsterleise in allen Lebenslagen
Trotzdem ist der Aufenthaltswert der rollenden Luxussuite imposant, denn allein die Verstellung der Fondstühle nebst Klimatisierung und Massage lässt jeden Kilometer, jede Minute an Aufenthalt zu einer Wohltat werden. Je nach angewähltem Programm werden sogar die Waden entspannt. Und die Heizung für Schulter- oder Nackenregion sorgt für ein gefährliches Einschlafpotenzial. Ob man in der breiten Mittelkonsole im Fond noch immer ein Kühlfach mit versilberten Champagnergläsern benötigt, darf allerdings bezweifelt werden.
Füße hoch Der Aufenthaltswert in der rollenden Luxussuite ist enorm hoch. Allein die Verstellung der Fondstühle nebst Klimatisierung und Massage lässt jeden Kilometer, jede Minute des Aufenthalts zu einer Wohltat werden.
Wichtiger erscheinen hier die beiden Fondbildschirme nebst Tablet für beste Unterhaltung. Und das beeindruckend niedrige Geräuschniveau: Der EQS SUV mit dem zahllos inszenierten Maybach-Label fährt sich bei jeder Geschwindigkeit flüsterleise. Besonders angenehm ist die belederte Abdeckung des Ladeabteils. Zusammen mit zusätzlichen Dämmmaterialien macht das den Elektrokoloss zu einem echten Leisetreter – eine Wohltat.
Schwerer als ein Rolls-Royce Spectre
Auch der Fahrkomfort ist trotz der mächtigen Räder im Format 275/45 R21 beeindruckend. Und durch die Hinterachslenkung ist der edelste EQS, den Mercedes im Lieferprogramm hat, mindestens eine Klasse wendiger als seine Größe vermuten lässt. Das interessiert in den USA oder den Vereinigten Arabischen Emiraten wohl eher am Rande. Es hat aber allemal eine Bedeutung in Europa oder Asien, wo es in den Innenstädten schon einmal etwas enger zugeht. Die um bis zu 4,5 Grad mitlenkende Hinterachse bringt da schon einen echten Vorteil.
Das Gewicht des Luxusmodells hingegen ist mit rund 3,1 Tonnen schlicht astronomisch. Es übertrifft sogar noch den 2,9 Tonnen schweren Rolls-Royce Spectre. Denn so angenehm es sich im Fond sitzt – der Mercedes Maybach EQS 680 SUV muss auch bewegt werden. Die Aufenthaltsqualität hinterm Steuer ist kaum weniger beeindruckend. Nicht überzeugen aber kann nach wie vor das Lenkrad mit seinen zu zahlreichen und nur schwer zu bedienenden Touchflächen. Vor allem, wenn sich bei Dunkelheit der mächtige Hyperscreen mit seinen drei Einzelmodulen alles im Innenraum überstrahlt.
Laden mit 207 kW – und bis zu 425 Kilogramm
An die Konfiguration der einzelnen Bildschirme muss man sich zwar etwas gewöhnen, aber gerade bei abendlichen Fahrten ist das Informations- und Entertainmenttriumvirat eine echte Schau, die das Luxusniveau des Maybach EQS nochmals unterstreicht. Das Ladevolumen leidet hingegen unter den weit nach hinten gerückten Komfortsesseln und der aufwändigen Lederaum-Abtrennung. 440 Liter Volumen hinter der elektrisch aufschwingenden Heckklappe sind wirklich nicht viel. Und zugeladen werden dürfen gerade einmal 425 Kilogramm.
Kontrastprogramm Die Zweifarbenlackierung steht dem Mercedes-Maybach EQS 680 SUV gut, kostet allerdings satte 20.825 Euro Aufpreis.
Konzentriert sich der Fahrer wieder auf die Strecke, genießt er den entspannten Vortrieb und Kraft im Überfluss. Die beiden Elektromotoren (permanenterregte Synchronmaschinen) an Vorder- und Hinterachse leisten zusammen 484 kW oder 658 PS und mobilisieren ein imposantes Drehmoment von 950 Newtonmeter. Das reicht völlig aus, um den Dreitonner flott zu bewegen. Auf der Autobahn allerdings nur mit einer Höchstgeschwindigkeit von 210 km/h.
Die Reichweite soll dank des 118 kWh großen Akkupaketes im Boden 611 Kilometer betragen – im Alltagsverkehr und unter herbstlichen Wetterbedingungen sind es wohl eher 500 Kilometer. An der Ladesäule bleibt dann ausreichend Zeit zum Fläzen in der Komfortsessel: Bei einer maximalen Ladeleistung von 207 kW braucht es eine gute halbe Stunde, um den Akku wieder auf 80 Prozent zu füllen. .