Bis der Mercedes CLA kommt, ist ja noch etwas Zeit. Um die Wartezeit auf den Vollblut-Stromer etwas zu verkürzen, verpassen die Schwaben dem CLE Coupé ein Plug-in-Hybrid-Modul. Auch wenn die Zusammensetzung des Plug-Hybrid-Antriebsstrangs nicht ganz neu ist, liest sich die Kombination aus alter und neuer Antriebswelt vielversprechend: Mercedes packt einen Zweiliter-Vierzylinder mit 150 kW / 204 PS gemeinsam mit einem Elektromotor mit 95 kW / 129 PS in das CLE Coupé. Aus diesem Zusammenspiel ergibt sich eine Systemleistung von 230 kW / 313 PS und ein maximales Drehmoment von 440 Newtonmetern.
Damit ist man nominell doch mehr als ausreichend motorisiert. Rein elektrisch kommt der CLE 300e dank der Batterie mit einer Kapazität von 19,5 Kilowattstunden maximal 111 Kilometer weit. Ist der 50-Liter-Benzintank gefüllt, werden sogar 753 km daraus. Das sind dann schon Diesel-Werte. Auch die Fahrleistungen klingen ansprechend: Nach 6,3 Sekunden erreicht das teilelektrische Coupé Landstraßentempo und ist bis zu 236 km/h schnell.
Ansonsten liest sich das alles ganz ordentlich. Allerdings sind die Fabel-Verbrauchswerte von 0,7 l/100 km, wie bei Plug-in-Hybriden üblich, nur innerhalb urbaner Gebiete annähernd erreichbar, in denen man fast die ganze Zeit rein elektrisch unterwegs ist. Zudem spricht die Straßen-Realität in manchen Bereichen eine andere Sprache, als es das geduldige Papier vermuten lässt. Schlägt sich der Teilzeitstromer beim Antritt und der mittleren Geschwindigkeiten noch gut, geht dem Antriebsstrang bei höherem Tempo die Puste aus. Der echte Beschleunigungs-Punch, den man aufgrund der Fahrdaten vermuten würde, bleibt dann aus.
Auch beim CLE 300e zeigt sich, dass die Kombination aus Vierzylinder-Benziner und Elektromotor zwar zum entspannten Reisen passt, aber nicht zur Sportlichkeit. Das Gewicht des Coupés von stattlichen 2175 Kilogramm spielt dabei eine nicht ganz unwichtige Rolle, und mit der nachlassenden Unterstützung des Elektromotors ist der Verbrenner halt kein Kraftprotz. Die Kilos wirken sich auch auf das Fahrwerk aus. Die Dämpfer sind komfortabel abgestimmt und bügeln Unebenheiten zuverlässig weg. Allerdings wippt die Karosserie nach. Im Sport-Programm ist das Eigenleben des Aufbaus reduziert und das Fahrwerk straffer. Die Lenkung überzeugt nicht gerade durch eine große Mitteilungsfreude und fühlt sich eher indifferent an. Dagegen erledigt die Neungangautomatik ihre Aufgabe souverän.
Der Innenraum verströmt das Mercedes-typische, angenehme Flair, das durch die günstig wirkende Hartplastik-Klappe des Handschuhfachs etwas getrübt wird. Das MBUX-Infotainmentsystem ist auf dem neuesten Stand. Also misst der senkrecht frei stehende Touchscreen 12,3 Zoll, das Cockpit mit den virtuellen Instrumenten 11,9 Zoll plus ein großes Head-up-Display. Die Funktionsvielfalt der Mercedes-Unterhaltungsindustrie ist umfangreich, fast überbordend: Apps, Sprachassistent und künstliche Intelligenz sollen das Auto und seine Komfortfunktionen auf den Fahrer und seine Vorlieben abstimmen. Dementsprechend umfangreich sind die Funktionsvielfalt, die Individualisierungsmöglichkeiten und die Bedienung. Also muss man sich ein schon ein bisschen mit dem System beschäftigen, um es optimal nutzen zu können.
Die Mercedes-Verantwortlichen verweisen gerne auf die Tatsache, dass das 4,85 Meter lange CLE Coupé deutlich länger ist als das CLE Coupé (16,4 Zentimeter) und sogar das E-Klasse Coupé um 1,5 Zentimeter übertrifft. Dadurch entstehen hinten zehn Millimeter mehr Kopfraum, 19 Millimeter mehr Schulter- und Ellbogenfreiheit sowie 72 Millimeter mehr Kniefreiheit als beim C-Klasse Coupé. Die Easy-Entry-Funktion erleichtert den Zugang zum Fond, ganz ohne Verrenkung geht es allerdings nicht. Für großgewachsene Passagiere herrscht hinten aufgrund der sportlich abfallenden Dachlinie nicht ein Übermaß an Kopffreiheit. Das Kofferraumvolumen legt um 60 Liter zu auf 420 Liter. Allzu sperrig sollten die Gepäckstücke aufgrund der Bauweise des Laderaums jedoch nicht sein.