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Luxusfirmen geht es gut

luxusfirmen geht es gut

Das Leben ist schön – besonders wenn man Geld für teure Autos und schöne Dubai-Reisen hat.

Luxusfirmen geht es gut

Krise? Welche Krise? Mercedes verkauft vor allem sehr teure Autos. Und Frankreichs Nobelmarken boomen.

Der Vergleich ist etwas waghalsig: Mercedes-Chef Ola Källenius hat mehrfach die klobigen Geländewagen der G-Klasse als die „Birkin-Bag von Mercedes“ bezeichnet. Birkin-Bags sind die berühmten Handtaschen der Luxusmarke Hermès. Auch Källenius hat beim schwäbischen Autobauer alles auf Luxus fokussiert. Damit ahmt er die französischen Nobel-Konzerne nach, die das dortige Börsenbarometer CAC-40 gerade nahe ans Rekordniveau gehievt haben.

Der Stuttgarter Autobauer hat im vorigen Jahr den Gewinn aus seiner betrieblichen Tätigkeit um gut 28 Prozent auf 20,5 Milliarden Euro gesteigert. Weil vor allem im sogenannten Top-End-Segment die weltweiten Verkäufe deutlich zugelegt haben. Das sind die Fahrzeuge, die hierzulande mehr als 100 000 Euro pro Stück kosten – mit der S-Klasse als Flaggschiff, aber auch die G-Klasse gehört in diese Kategorie. Das 2,5-Tonnen schwere Trumm war im vorigen Jahr so begehrt, dass die Vertriebsabteilung zeitweise ein Bestellstopp verhängen musste.

Der Zufall wollte es, dass am Freitag zeitgleich mit den Geschäftszahlen von Mercedes selbige auch vom französischen Edel-Lederwarenkonzern Hermès vorgelegt wurden. Hermès stellt seit vielen Jahren die Birkin-Bag her. Die Handtasche, die nach der Schauspielern Jane Birkin benannt ist, wird nur auf Bestellung gefertigt. Die Nachfrage ist so groß, dass Kundinnen lange warten müssen, bis sie ein Exemplar, das mindestens um die 8000 Euro kostet, ihr Eigen nennen dürfen.

Die Hermès-Umsätze sind im vorigen Jahr um fast ein Viertel auf den Rekordwert von 11,6 Milliarden Euro gestiegen, der Gewinn kletterte um eine Milliarde auf 3,4 Milliarden Euro. Getragen wurde das Plus von massiven Absatzsteigerungen vor allem in den USA, in Japan und in China. Der Analyst Luca Solca vom Investmenthaus Bernstein schreibt in einer Notiz, das Unternehmen habe sich erfolgreich durch die Covid-Krise gepflügt. Die Kauflust bei Wohlhabenden wurde offenbar – trotz Krieg und Krisen – in westlichen Ländern durch den Wegfall der Pandemie-Restriktionen angeschoben.

Erstaunlich ist überdies, dass auch die Verwerfungen in China – erst neue Lockdowns, dann eine überraschende Öffnung mit Millionen neuer Erkrankungen – den Lederwarenhändler überhaupt nicht beeindruckten. Konzernchef Alex Dumas bezeichnete 2022 denn auch als sehr starkes Jahr, und er zeigte sich zuversichtlich für 2023. Börsianer haben weitere Erlös- und Umsatzsteigerungen vorweggenommen: Allein im Januar legte die Hermès-Aktie um 20 Prozent zu.

Das hat damit zu tun, dass die Produktion der Taschen hochgefahren werden soll und dass Preiserhöhungen von acht Prozent auf dem französischen Heimatmarkt durchgesetzt wurden – was Analysten als Indiz dafür werten, dass unter den Reichen der Hunger nach Luxus in diesem Jahr noch wachsen dürfte. Wenn es um Expansion geht, wird indes vor allem auf China gesetzt – der Optimismus vieler Volkswirte für eine Belebung der dortigen Konjunktur steigt.

Das gilt in ähnlicher Form für die beiden anderen Luxus-Schwergewichte im CAC-40-Index. Gemeint sind LVMH mit Louis Vuitton als wichtigster Marke und die Gucci-Mutter Kering. Die drei Unternehmen haben als Zugpferde den CAC diese Woche auf fast 7390 Punkte hochgeschraubt. Das ist ganz nah am bisherigen Rekord, der im Januar 2022 erreicht wurde.

Der Index ist 2023 bereits um 14 Prozent gestiegen, kein anderes der wichtigen Börsenbarometer in Europa kommt da mit. Das Trio LVMH, Kering, Hermès habe widerstandsfähige Geschäftsmodelle entwickelt. Die drei seien in der Lage, höhere Preise durchzusetzen. Sie hätten außerdem guten Zugriff auf China, so Kevin Thozet vom Vermögensverwalter Carmignac Gestion.

Da gibt es durchaus Parallelen zu Mercedes. Källenius betonte: „Auch wenn wir makroökonomische und geopolitische Ereignisse nicht kontrollieren können, ist das Geschäftsjahr 2022 ein Beleg dafür, dass die strategische Ausrichtung stimmt.“ Der Fokus auf Luxus bedeutet nicht nur, dass weniger kleine Autos verkauft werden. Mercedes hat es ebenfalls geschafft, kräftige Preiserhöhungen durchzusetzen. Und auch für die Stuttgarter ist der chinesische Markt enorm wichtig.

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