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Lamborghini Urus Plug-in-Hybrid im Fahrbericht

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Lamborghini Urus Plug-in-Hybrid im Fahrbericht

Es ist ein Geräusch, an das man sich einfach nur schwer gewöhnen kann. Denn wer bei einem Lamborghini auf den Startknopf drückt, der will mehr hören als nur das Summen einiger Lüfter. Warum sonst decken sie diesen Knopf traditionell mit einer Schutzklappe ab, als würde er die Lenkraketen eines Kampfjets freigeben.Doch genau, wie wir es schon aus dem Spitzensportler Revuelto kennen, herrscht nun auch in der neuesten Version des Urus erst einmal Stille beim Start. Und wenn man nur durch die Stadt fährt oder sich jenseits des Ortschildes halbwegs am Riemen reißt, ändert sich daran so schnell auch nichts.  lamborghini urus plug-in-hybrid im fahrbericht

Lamborghini Urus SE

Denn dieser Urus ist der erste Plug-in-Hybrid und soll Lamborghini den Weg auf die Electric Avenue ebnen. Nicht umsonst haben sie das S im Typenkürzel noch um ein E ergänzt und unter den Kofferraumboden einen Akku von stolzen 25,9 kWh geschraubt, der im Ernstfall für mehr als 60 elektrische Kilometer reicht.

Lamborghini Urus SE: 192 Elektro-PS

Die Batterie speist eine E-Maschine, die wie eine weiteres Fleischpatty in einem Burger zwischen den Scheiben der Achtgang-Automatik integriert ist und schon alleine 192 PS und 483 Nm ins Rennen wirft. Kein Wunder, dass der Magnetläufer die Fuhre auch ohne fremde Hilfe flott auf gute 130 km/h schleppt.In Deutschland reicht das selbst auf der Autobahn für die Richtgeschwindigkeit, wer auch immer sich in einem Lamborghini danach richten will. Und im Rest der Welt kommt man damit schon ans Limit oder gar in die Punkte.Und trotzdem hat die E-Maschine einen potenten Partner. Einen sehr potenten sogar. Denn Lamborghini hält nichts von Abrüstung. Sie sehen den kupfernen Kraftprotz deshalb auch nicht als Appetitzügler in Sant’Agata, sondern als Power-Booster und spannen ihn deshalb ganz ungeniert mit einem 4,0 Liter großen V8 Turbo zusammen.  Dabei hätte der mit 620 PS und 800 Nm schon alleine das Zeug für einen Spitzenplatz in der Segment-Statistik – und in der Familienhierarchie. Schließlich leistet der Achtzylinder in Urus S und Urus Performante nicht einmal zehn Prozent mehr – und muss ohne Vitamin E auskommen.Während Ferrari beim Purosangue – nomen es omen – der reinen Lehre folgt und nichts kommen lässt auf den Zwölfzylinder und Aston Martin schlicht die Mittel und Möglichkeiten fehlen, den DBX fit zu machen für die neue Zeit, langt Lamborghini tief in den gemeinsamen Baukasten der nobleren VW-Ableger und greift sich einen Plug-in-Hybrid-Antrieb heraus, wie wir ihn schon von Porsche Cayenne und Audi Q8 kennen und wie er uns auch im neuen Bentley Continental GT begegnet.

Dank Hybrid: Systemleistung von 800 PS

Nur, dass die Italiener uns diese Mischung all’ arrabiata servieren und entsprechend scharf nachgewürzt haben. Denn der Urus brüllt nicht nur lauter und ungenierter auf, wenn der Verbrenner dann doch irgendwann mal zündet und sich – Hosianna und Hallo! – endlich der Schalldruck seinen Weg durch die vier Trompeten von Endrohren sucht. Sondern er ist auch gieriger und giftiger als alles, was die Konzernkollegen da bislang so zusammen gepuzzelt haben.Eine Systemleistung von 800 PS, ein kumuliertes Drehmoment von 950 Nm und ein Normverbrauch von 2,0 Litern – schon auf dem Papier schindert der Urus damit mächtig Eindruck. Doch während der Normverbrauch nicht viel mehr ist als Prüfstandspoesie, ist der ungestüme Vorwärtsdrang schweißtreibende Realität.  lamborghini urus plug-in-hybrid im fahrberichtEgal ob ihn der Gasstoß im gemütlichen Trab ganz tief unten im Drehzahlkeller ereilt oder in vollem Lauf jenseits der 5 000 Touren – als hätte ihn ein Torero in die Weichteile getroffen, senkt der kolossale Kampfstier die Hörner und stürmt davon: 0 auf 100 in 3,4 Sekunden und nach 11,2 Sekunden auf 200 km/h – da braucht es schon einen schnellen Grafik-Chip, damit die digitalen Instrumente und das Head-Up-Display überhaupt hinterherkommen.Und wenn er bei Vollgas mit 312 km/h über die linke Spur stürmt, dann bleiben nicht nur der Urus S und der Urus Performante zurück, sondern auch die allermeisten Konkurrenten. Denn schneller als der Urus ist aktuell anderes SUV, das nicht durch die Hand eines Tuners ging.Aber es ist gar nicht so sehr der fast explosive Vorwärtsdrang, der sich dem Fahrer einprägt wie das Vorhirn, das bei jedem unbedachten Gasstoß schmerzlich an den Hinterkopf klatscht. Sondern der Urus ist ein fahrdynamisches Gesamtkunstwerk, bei den einen die selbst im Komfortmodus noch ganz schön stramme Luftfederung, der 48-Volt-Wankausgleich und die Hinterachslenkung im Nu vergessen lassen, dass man im Urus einem Lamborghini-Traktor zumindest physikalisch näher ist als einem Sportwagen.

Unser Autor ist begeistert

Die hüftfreundliche Sitzhöhe, die automobile Adipositas von 2,5 Tonnen und ein Format wie ein Oberklassekombi? Who cares! Solange nur die Straße frei ist und beide Motoren zusammen arbeiten, ist dem Koloss keine Kurve zu eng und kein Asphalt zu glitschig, um nicht um die Bestzeit zu ringen. Der Fahrer hat sein Auto deshalb schnell vergessen und es braucht schon das Wimmern der waidwunden Hinterbänkler oder das Kullern der Koffer im Gepäckabteil um ihn daran zu erinnern, dass der Urus eben auch eine Familienkutsche ist und nicht nur ein Supersportwagen auf Stelzen.  Und damit ist sein Talent noch nicht mal erschöpft. Selbst ins Unterholz kann man sich mit dem SUV wagen. Nicht dass jemand freiwillig Schmutz an den imposanten 23-Zöllern riskieren würde, sich den Unterboden verkratzen oder die fragilen Schweller und Schürzen in den Sträuchern am Straßenrand mattieren möchte.Selbst wer 261.500 Euro für den Plug-in-Hybriden zahlt, hat das Geld dann doch nicht so locker sitzen. Wobei die zehn Prozent Aufpreis zum Standard-Modell gut angelegt sind und der Performante erstens fast gleich teuer ist und zweitens deutlich weniger Mehrwert bietet.  Aber der Urus braucht keinen Ausflug ins Abseits. Denn Staub wird er auch aufwirbeln, wenn er auf Asphalt bleibt. Zumindest im übertragenen Sinne. Und dabei ist es mit dem Plug-in ja gar nicht einmal getan. Sondern im Hintergrund entwickeln die Italiener ganz im Stil der Studie Lanzador bereits ihren ersten voll elektrischen Lamborghini, der womöglich genau dann fertig wird, wenn auch die Zeit für einen neuen Urus gekommen ist.An Leistung wird es auch dem nicht mangeln und die Fahrdynamik werden sie sicher ebenfalls in den Griff bekommen. Nur welche Soundkulisse der Stromer bekommen soll, da müssen sie noch ein bisschen tüfteln. Es sei denn, die Lamborghini-Kunden haben dem Urus SE sei Dank bis dahin begriffen, dass die ganze Brüllerei nicht viel mehr ist als eine Ablenkung und dass in Wahrheit die Kraft in der Ruhe liegt.

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