- Das Jahr 1994: Triumphe und Tragödien
- Ford Scorpio, BMW 7er E38, Lancia Kappa
- Als James Bond BMW fuhr
- Der erste Audi A8
- Mit Porsche-Außenspiegeln und 315 Allrad-PS: Audi RS2 Avant
- Der letzte Opel Omega und zwei neue Alfa Romeo
- Der letzte luftgekühlte Porsche 911 und Saab 900 Cabrio
- Ferrari 355 bekommt jetzt auch das H-Kennzeichen
- Toyota Celica IV und Kias erstes Euro-SUV
Porsche 911 (993) Cabrio (1994) press-inform / Porsche
Das H-Kennzeichen sichert 30 Jahre alten Autos den Klassiker-Status, sofern sie gut erhalten und originalgetreu sind. FOCUS online zeigt, welche Modelle 2024 offiziell Oldtimer werden – von schicken Alfas über dicke BMW 7er bis hin zu drögen Allerweltsautos.
Beim Lesen dieser Zeilen wird mancher denken: „Junge, wie die Zeit vergeht.“ Damit der zweite Gedanke „mir kommt es vor, als sei das gestern gewesen“ noch mehr Substanz erhält, lassen wir einmal das Jahr 1994 Revue passieren. Schließlich passierte während der zwölf Monate vor 30 Jahren noch einiges mehr, als das neue Autos auf den Markt kamen, deren Besitzer jetzt das begehrte H-Kennzeichen beantragen können und zum Beispiel geringere Versicherungsbeiträge zahlen müssen.
Das Jahr 1994: Triumphe und Tragödien
Nachdem es hier um Mobilität geht, ist es interessant zu erfahren, dass 1994 in Deutschland die Eisenbahn privatisiert wird. Der Hollywood-Klassiker „Schindlers Liste“ feiert Premiere, Arno Funke, der als Kaufhauserpresser Dagobert mit der Polizei Katz und Maus gespielt hatte, wird festgenommen, Nelson Mandela wird südafrikanischer Präsident und bei der Bundestagswahl bleibt Helmut Kohl Kanzler einer Koalition, bestehend aus CDU/CSU und FDP. Der Kanzlerkandidat der SPD heißt übrigens Rudolf Scharping. Im Jahr 1994 verunglückt leider in Imola der große Ayrton Senna tödlich und ein gewisser Michael Schumacher gewinnt die Fahrerwertung der Formel-1-Weltmeisterschaft in einem Benetton-Ford. 
Ford Scorpio, BMW 7er E38, Lancia Kappa
Da sind wir schon beim Thema: Auch ein Ford erreicht 2024 den Oldtimer-Status. Allerdings ist der Ford Scorpio II eher ein Nischenfahrzeug für Menschen, mit Mut zum Außergewöhnlichen (um das Wort Hässlichkeit mal zu vermeiden). Obwohl in Köln gebaut, folgte das Design der zweiten Generation des Wagens der Oberen Mittelklasse dem US-amerikanischen Geschmack. Der Coup geht nicht auf und 1998 sticht dieser Ford-Trumpf zum letzten Mal. Ansehnlicher sind der Lancia Kappa und der Maserati Quattroporte IV , mit dem die Dreizack-Marke ihr Comeback auf dem Markt der Luxus-Limousinen feiert. 
BMW 7er E38 BMW
Als James Bond BMW fuhr
Wo die Wörter Luxus und Limousine zusammentreffen, sind die deutschen Autobauer nicht weit. Der BMW 7er der Baureihe E38 ist wohl eines der ansehnlichsten Fahrzeuge in der Geschichte der Bayerischen Motorenwerke. Dann noch einen klassischen Reihensechszylinder oder noch besser acht Töpfe und die weißblaue Welt ist in Ordnung. Für die ganz Standesbewussten bieten die Münchner auch noch einen stattlichen Zwölfender mit mächtig Temperament. Der 7er dieser Generation kam sogar zu Filmruhm: Pierce Brosnan alias James Bond 007 fuhr ihn drei Jahre später im Film „Der Morgen stirbt nie“. Genauer gesagt er wurde gefahren, denn Technik-Genie Q hatte Jahrzehnte vor Tesla und Co. dem BMW die Möglichkeit eingebaut, fahrerlos zu fahren und per Handy ferngesteuert zu werden. Wie das im Film umgesetzt wurde, nämlich ganz ohne digitale CGI-Tricks, zeigen wir im Video. „Der Morgen stirbt nie“ – James Bonds Agenten-BMW mit Handy-Steuerung
Der erste Audi A8
Rund 70 Kilometer nördlich von München bemüht sich 1994 derweil Audi, endlich das Altherren-Image abzulegen. Ein Konter im Luxussegment gegen Stuttgart-Untertürkheim und München ist der neue Audi A8 . Das Ingolstädter Flaggschiff mit dem internen Code D2 setzt im großen Umfang Aluminium ein, um leichter als die Mercedes S-Klasse und eben dem BMW 7er zu sein. Wie vom damaligen Partiarch Ferdinand Piëch gewünscht, punktet der Audi A8 mit einer Technikarmada, begrüßt mit dem Bundeskanzler Gerhard Schröder einen prominenten Fahrgast und triumphiert damit erstmals über die sonst bei einem deutschen Regierungschef gesetzte Mercedes S-Klasse. 
Der erste A8 (ab 1994) Viehmann
Mit Porsche-Außenspiegeln und 315 Allrad-PS: Audi RS2 Avant
Audi RS2 und Audi RS4 Audi
„Moment mal“, werden Connaisseure jetzt gleich aufmerken, „die Basis für den RS2 Avant war doch der Audi 80 der Modellreihe B4/8C?“ Richtig. 1994 wechselt Audi die Nomenklatur und präsentiert den neuen A4 als Nachfolger des Audi 80 in der Mittelklasse, um dem BMW 3er und der Mercedes C-Klasse Paroli bieten zu können. Mercedes hat schon ein Jahr davor die neue Baureihe W202 auf die Bühne gerollt, die Auslieferungen beginnen aber erst 1994. Die Schwaben wollen gleich zeigen, wer Herr im Hause ist und schickt den Mercedes C 36 AMG mit 206 kW / 280 PS in den Ring. BMW backt da deutlich kleinere Brötchen und geht das Segment mit dem 3er Compact von unten an. 40 Jahre BMW 3er (E21) – So schön hat dem 3er BMW noch keiner zum Geburtstag gratuliert
Der letzte Opel Omega und zwei neue Alfa Romeo
Man mag es kaum glauben, aber vor 30 Jahren war Alfa Romeo noch richtig aktiv. Allerdings macht sich damals bei den neuen Golf-Gegner Alfa Romeo 145 der zunehmende Einfluss Fiats bemerkbar, da sich der Dreitürer mit dem markanten abfallenden Schwung in der unteren Linie des Türfensters die Teile der Technik mit dem Fiat Tipo teilt. So auch das Brüderpaar Alfa Romeo Spider und GTV der Baureihe 916, die ebenfalls 2024 dreißigjähriges Jubiläum feiern. 
Rüsselsheimer mit Wums: Der Opel Lotus Omega war das 377-PS-starke Ergebnis einer Kooperation mit dem britschen Sportwagenhersteller. dpa/Opel Automobile GmbH/dpa-tmn
Zurück nach Deutschland: Opel ist 1994 noch Hansdampf in allen Gassen statt „Ferne liefen“-Marke im Stellantis-Konzern und versucht mit dem Opel Omega B in der Oberklasse an die traditionsreiche Geschichte anzuknüpfen. Mit fast fünf Metern Länge ist der Rüsselsheimer optisch ein Statement, mit dem nicht alle Motorenvarianten mithalten können. Vor allem der Vierzylinder mit lediglich 85 kW / 116 PS wird dem Auftritt des Blitz-Wagens nicht gerecht. Die stärkeren Sechszylinder und der Dampfhammer-V8 – letzterer leider nur als Prototyp – passen viel besser zu Opels letzten Modell mit Heckantrieb. Aber Opel kann auch kleiner: Ein typisches Kind seiner Zeit ist 1994 der erste Opel Tigra. 
Damals noch ein echtes Highlight und ein echter Goldesel ist der VW Polo III . Wie sein größerer Bruder der Golf, ist auch der Wolfsburger Kleinwagen (Code 6N) ein garantierter Verkaufsschlager. Der VW-Kleinwagen ist etabliert und bekommt einen Verwandten an die Seite gestellt: Der Skoda Felicia ist das erste Modell des tschechischen Autobauers seit der Übernahme durch den Volkswagen-Konzern drei Jahre zuvor. Die Strategie ist eingängig und erfolgreich: solide VW-Technik, nicht die neueste Version – aber bewährt und das zu einem guten Preis.
Der letzte luftgekühlte Porsche 911 und Saab 900 Cabrio
Während Cabriolets heute sehr selten geworden sind, hatte in den 90er Jahren noch fast jeder Hersteller eins im Angebot. Wer sich damals einen neuen Porsche 911 (993) Cabrio in die Garage gestellt hat, ist heute an den Eisdielen der King of Kotelett. Der letzte luftgekühlte Neunelfer ist ab 2024 ganz sicher ein gefragter Oldtimer. Auch die Oben-ohne-Version der zweiten Generation des Saab 900 Cabrios hat bis heute Fans, auch wenn für manche der Schweden-Gleiter nur ein Opel Vectra in anderen Klamotten ist. Das schnörkellose Design des Peugeot 306 Cabriolets stammt derweil von Pininfarina und das Auto läuft in Italien vom Band. 
Saab 900 II (1993-1998): Klassiker der Zukunft? Motor1.com
Ferrari 355 bekommt jetzt auch das H-Kennzeichen
Wenn wir uns schon südlich der Alpen tummeln, sollte nicht unerwähnt bleiben, dass der Ferrari 355 sich ebenfalls 2024 ein H-Kennzeichen an die Karosserie schrauben lassen kann. Ein Konkurrent des feurigen Italieners ist der Aston Martin DB7 , den der dreimalige Formel-1-Weltmeister Jackie Stewart während der Entwicklungsphase testet. Im Grunde die gleiche Rolle, die Walter Röhrl bei Porsche ausfüllt. Zwei andere Briten, die fünfte Auflage des Jaguar XJ und der Range Rover 2, sind gesetzter unterwegs. Beim britischen Geländewagen ist die Neuauflage überfällig, denn die erste Generation ist bereits 24 Jahre unterwegs. 
Der 355er ist genau das richtige für ein paar schnelle Runden aus dem GP-Kurs press-inform
Toyota Celica IV und Kias erstes Euro-SUV
Vor dreißig Jahren machen sich natürlich auch die Asiaten in Deutschland bemerkbar. Der Toyota RAV4 Nummer eins kommt nach Deutschland. Bekannter ist hierzulande schon der Toyota Celica VI . Das sportliche Coupé mit der Kennung T20 schaut mit vier Scheinwerfen in die Welt. Die betont athletischen Formen sind nicht jedermanns Sache, aber die Formel Power statt Kilos folgt grundsätzlichen Rennsportprinzipien. Einen anderen Weg schlägt die erste Generation des Kia Sportage ein. Damals sind die Produkte aus Korea noch echte Exoten und punkten eher über den Preis. Der Renault Laguna wird Anfang 1994 ausgeliefert und will ab diesem Zeitpunkt französisches Flair in der Mittelklasse verströmen.
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Von Wolfgang Gomoll
