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Hyundai Kona Elektro: Von wegen „Goldener Oktober“

Die zweite Generation des Kona wurde für den Elektroantrieb optimiert. An einer Stelle bleibt der Stromer aber hinter den Erwartungen zurück.

Der Hyundai Kona Electro zählt bereits heute zu den beliebtesten Elektroautos in Deutschland. Jährlich etwa 17.500 Exemplare des kompakten City-SUVs wurden seit der Modelleinfführung 2018 hierzulande abgesetzt. Eine hochwertige Ausstattung gepaart mit einem günstigen Basispreis von anfangs 36.400, später nur noch von 34.400 Euro, ließen das Modell in seinem Segment zu einem Verkaufsschlager werden. Zumal die Koreaner seit dem Start der Produktion im tschechischen Hyundai-Werk (HMMC) in Nosovice Kaufinteressenten deutlich schneller bedienen konnten als andere Hersteller.

Die Voraussetzungen sind also bestens für die zweite Generation des Kona Electro, die seit Anfang Oktober zu Preisen ab 41.990 Euro im Handel ist. Zumal das neue Elektroauto in vielen Punkten – so viel können schon an dieser Stelle verraten – nochmals besser geraten ist, es nicht nur schicker aussieht, sondern aufgrund eines Zuwachses an Länge (plus 17 Zentimeter) und Radstand (plus sechs Zentimeter) auch deutlich „erwachsener“ daher kommt als das Vorgängermodell. Das verspricht eigentlich weitere und deutliche Zuwächse beim Geschäft mit dem heute schon bestverkauften Modell im Hyundai-Portfolio. Mehr als nur einen „goldenen Oktober“.

hyundai kona elektro: von wegen „goldener oktober“

Prägnante Erscheinung Die Hyundai-Designer haben gute Arbeit geleistet: Der Kona hat in der zweiten Generation an Statur gewonnen. Foto: Hyundai

Trotzdem hütet sich Jürgen Keller, der Geschäftsführer von Hyundai Deutschland, vor euphorischen Absatzprognosen. Denn die Rahmenbedingungen haben sich in den zurückliegenden Monaten deutlich verschlechtert. Für den Automobilmarkt im Allgemeinen und für Elektroautos in Deutschland im Besonderen.

„Das Timing ist wirklich unglücklich.“ Die Beendigung des Umweltbonus für Gewerbetreibende zeuge ebenso wie die Reduzierung der staatlichen Förderung für Elektroautos im kommenden Jahr von einer „falschen Einschätzung des Marktes durch die Politik.“ Keller: „Das sind die falschen Signale.“ Der Hyundai-Geschäftsführer wäre deshalb schon zufrieden, wenn er im kommenden Jahr ebenso viele Kona verkaufen könnte wie in diesem Jahr.

Spürbar stärkerer Elektroantrieb

Das als kleiner Exkurs vorweg. Aber nun zurück zum Auto, das den Testfahrer zugegebenermaßen schwer beeindruckt hat. Nicht in allen Teilen, aber überwiegend. Aber der Reihe nach. Die Designer haben einen guten Job gemacht: Der neue Kona hat nicht nur an Statur, sondern auch an Prägnanz gewonnen. Mit den durchgehenden Leuchtenbändern vorne wie hinten macht das Auto deutlich: Hier kommt etwas Neues, Zukunftsweisendes. Die Logik der Linienverläufe an den Flanken erschließt sich zwar erst auf den zweiten Blick, sie lässt die Blechhaut aber sehr dynamisch wirken. Und dynamisch ist der neue vollelektrische Kona wirklich.

hyundai kona elektro: von wegen „goldener oktober“

Auf festem Grund Der Hyundai Kona kommt als SUV daher. Die Geländetauglichkeit der frontgetriebenen Elektroversion ist allerdings eingeschränkt. Allradantrieb gibt es bislang nur in Kombination mit einem Benzinmotor. Fotos: Rother

Auch weil die PSM-Elektromaschinen an der Vorderachse deutlich erstarkt sind: Von 100 auf 115 kW in der Basisversion mit dem von 39,2 auf netto 48,4 kWh angewachsenen Akku. Und von 150 auf 160 kW bei der Version mit der nun 65,4 kWh großen Batterie – zuvor passten maximal 64 kWh in den Stromspeicher. In Kombination mit der optimierten Aerodynamik (cW-Wert: 0,27) sorgt das für Norm-Reichweiten von 377 bzw. 514 Kilometer. Das es nicht noch mehr wurden, dürfte im wesentlichen am deutlich gestiegenen Leergewicht liegen. Dieses kletterte im Zuge des Generationswechsels im Schnitt auf 160 Kilogramm.

Viele praktische Details

Aber der Kona ist schließlich auch kein Sportwagen, sondern ein Familienauto. Und den Käufern kommt es weniger auf die Höchstgeschwindigleit (172 km/h) oder die Beschleunigung von 0 auf 100 (in 8,8 bzw. 7,8 Sekunden, je nach Motor und Rädergröße), sondern auf die praktischen Dinge des Lebens. Wie eine Anhängerkupplung, die nun eine Stützlast von 100 Kilogramm für den Transport von bis zu vier E-Bikes erlaubt oder die Mitnahme eines Kastenanhängers zum Abtransport von Gartenabfällen: Die maximale Anhängelast beträgt 300 Kilogramm beim Basismodell, 750 Kilogramm bei der Topversion.

hyundai kona elektro: von wegen „goldener oktober“

Stil des Hauses Der neue Hyundai Kona gibt keine Rätsel auf. Die wichtigsten Funktionen erklären sich von selbst, die übrigen nach kurzem Studium der Tasten und der logisch aufgebauten Untermenüs auf dem Zentralbildschirm. Foto: Hyundai

Der neue Konal bietet zudem die Möglichkeit, mit dem Strom aus dem Fahrzeugakku einen Elektrogrill oder eine Kaffeemaschine zu betreiben. Und das Laden an der öffentlichen Ladesäule kann – sofern die Station dafür schon ausgelegt ist – vom Fahrzeug aus gestartet werden, wenn das Kabel einsgesteckt ist. Plug & Charge heißt die Technik, die viel Komfort verspricht. Ebenso wie die intelligente Routenplanung, die Ladestopps automatisch einfügt und den Akku so temperiert, dass dieser den Strom möglichst zügig aufnimmt. Oder die Möglichkeit, die Sitzheizung per Zuruf zu aktivieren.

Ladeleistung könnte höher sein

Die Hyundai-Ingenieure haben sich wirklich viel Mühe gegeben, die Alltagstauglichkeit ihres Bestsellers weiter zu verbessern. So spricht die Lenkung nun auch wesentlich direkter an als beim Vorgänger. Die Fahrgeräusche wurden durch schalldämmende Maßnahmen verringert und, wie sich bei der Testfahrt zeigte, das Fahrwerk komfortabler abgestimmt. Gewünscht hätte man sich allerdings auch noch eine höhere Ladeleistung für Fernfahrten.

hyundai kona elektro: von wegen „goldener oktober“

Fehl am Platz Mit einer maximalen Ladeleistung von 105 kW blockiert der Kona Elektro die Schnellladesäule länger, als anderen lieb sein dürfte. Tesla-Fahrer können über eine solche Ladeperformance wohl nur müde lächeln. Foto: Rother

An der Wallbox nimmt der Kona Elektro Wechselstrom mit 11 kW auf – das ist guter Branchenschnitt. Aber an der mit Gleichstrom betriebenen Schnellladesäule sieht der Kona Elektro leider alt aus: Mehr als 105 kW sind nicht drin. Das ist zwar ein Tick mehr als beim Vorgänger (77 kW), aber im Vergleich etwa zum Hyundai Ioniq 5 (233 kW) fast schon erschreckend wenig. An einem High Power-Charger ist der Kona deshalb eigentlich fehl am Platz.

Kona soll Abstand halten

Wie Hyundai-Geschäftsführer Keller andeutet, hätte auch er sich eine höhere Ladeleistung gewünscht. Aber mit Hinweis auf die höheren Kosten des Onboard-Chargers sei ihm dieser Wunsch nicht erfüllt worden. Eine Rolle spielte bei der Unterscheidung wohl auch Modellpolitik: Mit einer Ladeleistung von 150 kW – die mit einer 400-Volt-Architektur und zumindest dem 65,4 kWh-Akku locker zu realisieren gewesen wäre – würde der Kona Elektro dem höher positionierten Ioniq 5 zu nahe auf die Pelle rücken.

Obwohl: In Vollausstattung, mit großem Akku, Prime-Paket und allen Extras kommt der Kona Elektro auch schon auf einen Verkaufspreis von 55.490 Euro – dafür gibt es auch schon einen Ioniq 5 mit 77 kWh-Akku und Dynamic-Paket (54.800 Euro). Da kommt der eine oder andere Interessent sicherlich ins Grübeln: Nach der jüngsten Marktforschung von Hyundai, die Marketingchefin Christina Herzog bei der Kona-Präsentation zeigte, sind Fahrer von Elektroautos ja besonders clevere Kerle.

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