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„Ferrari“ auf Amazon Prime Video: Adam Driver und Penélope Cruz als Hassliebespaar

„ferrari“ auf amazon prime video: adam driver und penélope cruz als hassliebespaar

Adam Driver als Enzo Ferrari in einer Szene aus dem Film „Ferrari“, der nun auf Amazon Prime Video läuft

Dieses Projekt hat den Regisseur Michael Mann viel Energie gekostet. Der Filmemacher, der Actionhits wie „Heat“ (1995) und „Miami Vice“ (2006) geschaffen hat, träumte über mehrere Jahrzehnte hinweg davon, das Leben des 1988 im hohen Alter verstorbenen Enzo Ferrari zu erzählen. Lange Zeit fand er allerdings nicht die richtige Ausfahrt aus der sogenannten Entwicklungshölle. Der im Abspann angegebene Drehbuchautor Troy Kennedy-Martin ist schon seit fast 15 Jahren tot. Doch nun ist es so weit. Hierzulande startet „Ferrari“ indes nicht auf der großen Leinwand, sondern fährt direkt im Heimkino vor.

Enzos aktive Phase als Rennfahrer wird in Manns Inszenierung auf ein paar Schwarz-Weiß-Bilder zu Beginn beschränkt. Der Film konzentriert sich auf eine spätere biografische Episode Mitte der 1950er-Jahre, die von einer beruflichen und privaten Krise geprägt ist. Seit mehr als einer Dekade führt Enzo (gespielt von Adam Driver) eine heimliche Beziehung mit Lina Lardi (Shailene Woodley), mit der er einen Sohn hat: Piero, den heutigen Vizepräsidenten von Ferrari.

Oscarpreisträgerin Penélope Cruz verkörpert Enzos Ehefrau Laura. Diese gestattet ihrem Gatten zwar, nach Belieben herumzuvögeln, solange er daheim ist, wenn die Hausangestellte morgens den Kaffee serviert – sie ahnt hingegen zunächst nichts von der Innigkeit der Beziehung zwischen Enzo und Lina und dem Kind. Das Ehepaar hat wiederum einst den gemeinsamen Sohn verloren. Die Trauer über den Verlust ist immer noch nicht verwunden.

Aus diesem Stoff hätte eine kitschige Seifenoper mit überqualifizierter Besetzung werden können. Der Regisseur und sein Schauspieltrio lassen daraus aber einen intensiven Film entstehen, in dem jeder Zwist und jeder Tränenausbruch so hochtourig daherkommt wie die gewagten Automobilrennen. Dennoch bleibt Raum für stille Momente. So spricht Enzo am Grab des früh verstorbenen Kindes, das er mit Laura hatte, über die Liebe, die er früher für seine Ehefrau empfand. Wenn diese in einer anderen Szene den Friedhof aufsucht, verharrt die Kamera lange auf ihrem Gesicht.

In solchen Augenblicken sind Driver und Cruz ebenso großartig wie in den wilden Streitsituationen, in denen ein Revolverschuss in die Zimmerwand und wütender Sex auf dem Esstisch nur zwei der zahlreichen Höhepunkte sind. Driver macht als weißhaariger Rennsportmanager im Maßanzug eine Bella figura. Und Cruz wirft virtuos mit Kraftausdrücken um sich. In der fraglos bemerkenswertesten Sequenz des Films bringt sie einem Füllfederhalter so viel Zorn und Aggression entgegen, dass nicht nur dem Bankangestellten, der Laura gegenübersitzt, ganz angst und bange wird.

Da „Ferrari“ den Schmerz dieser Menschen bei allem Hang zum Overacting ernst nimmt, wird daraus nie eine knallchargige Aneinanderreihung von Eskapaden, zu der das ähnlich aufbrausende Biopic „House of Gucci“ (2021) verkam. Mit klarer künstlerischer Handschrift kombiniert Mann eine Rekordfahrt auf der Rennstrecke mit einem Gottesdienst, wodurch Motorengeheul und das Ticken von Stoppuhren auf eine erbauliche Predigt und einen Choral treffen. Die irrwitzige Gefahr, der sich etwa der junge spanische Ferrari-Fahrer Alfonso de Portago bei einem Autorennen über öffentliche norditalienische Straßen aussetzt, wird auf drastische Weise spürbar. Mit diesem Film rast Regisseur Michael Mann nach all den Jahren sicher ins Ziel.

Ferrari Spielfilm, 2023, 130 Minuten, Amazon Prime Video

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