Die theoretische Prüfung können die Schüler der neuen Potsdamer Fahrschule 44 in ihrer Muttersprache ablegen. Das Konzept verspricht Erfolg.
In Arabisch, Türkisch, Englisch und in Deutsch kann man sich seit Anfang März in Potsdam auf die Führerscheinprüfung vorbereiten. Die Berliner Fadi El-Kabouli und Yunus Yilmaz haben in der Zeppelinstraße 40 eine Niederlassung ihrer Kreuzberger Fahrschule 44 eröffnet.
Die Idee, zu solch einer Fahrschule hatten die beiden jungen Männer im Jahr 2015, als viele Geflüchtete nach Deutschland kamen. „Wir waren damals im gleichen Fahrschulunternehmen angestellt und haben festgestellt, dass so etwas sehr gefragt ist“, erzählt El-Kabouli. „Lass es uns versuchen“, hätten sie sich gesagt. Da sie schon hauptberuflich als Fahrlehrer gearbeitet hatten, war die Grundvoraussetzung gegeben.
Inzwischen sei der Berliner Markt gesättigt. Am dort üblichen Preisdumping wollen die beiden sich nicht beteiligen. Da sie immer wieder Schüler aus Brandenburg und Potsdam hatten, entstand die Idee, in Potsdam eine Schule zu eröffnen.
Mehrzahl der Fahrschüler kommt aus Syrien
Der Start sei relativ einfach gewesen, sagt El-Kabouli. Die zuständige Mitarbeiterin in der Stadtverwaltung habe die Unternehmer gut unterstützt. Auch die Räumlichkeiten waren schnell gefunden. Die Nachbarn seien freundlich, hätten vor dem Start auch Flyer bei sich ausgelegt.
Der Unterricht, sowohl theoretisch als auch praktisch, erfolgt in den anfangs genannten Sprachen. „Unsere Schüler betonen immer wieder, dass das für sie von Vorteil ist. Sie können sich während der Fahrstunden ganz und gar auf das Fahrenlernen konzentrieren und müssen sich keine Gedanken über die Sprache machen. Die theoretische Prüfung darf in der jeweiligen Muttersprache abgelegt werden. In der praktischen Prüfung wird allerdings Deutsch gesprochen. Den Schülern hier in Potsdam dürfte das nicht so schwerfallen wie den Berlinern, ist sich El-Kabouli sicher. In Berlin blieben ausländische Bürger meist unter sich, weil es üblicherweise eine große Community gebe. In Brandenburg seien sie eher gezwungen, Deutsch zu sprechen, vermutet der Fahrschulbetreiber.
Deutsche Fahrschüler hat das Duo selbstverständlich auch. Schließlich läuft hier alles nach den gleichen Regeln, wie in jeder anderen Fahrschule auch. Nur eine kleine Abweichung gibt es zurzeit: Seit dem 11. März ist Ramadan. Da startet der letzte Unterricht um 16 Uhr. Um 18 Uhr, zum Fastenbrechen, wollen schließlich alle zuhause sein – Schüler und Lehrer.
Aktuell können Schüler in der Fahrschule 44 nur den Führerschein für Pkw erwerben. „In der Stadtverwaltung hat man uns gesagt, dass dringend Fahrschulen gebraucht werden, die Busfahrer ausbilden“, sagt El-Kabouli. Doch ein Fahrschulbus ist teuer. Erst wollen die beiden in Potsdam ankommen und mit der Fahrschule richtig Fuß fassen.