- Karosserie und Innenraum
- Bedienung und Infotainment
- Fahrwerk, Fahrverhalten und Antrieb
- Preis und Ausstattung
- Fazit
Viehmann Mit dem Cadillac Lyriq startet die US-Kultmarke auch in Deutschland
Vergessen Sie Cadillac, wie Sie es mal kannten, als Kultmarke für Sprit-vernichtende Blechmonster mit viel Plüsch, Pomp und Chrom. Das neue Cadillac ist – naja, groß ist es immer noch. Sogar sehr groß, wenn man sich den neuen Stromer Cadillac Lyriq anschaut. Aber eben auch ganz anders als bisher. Der Luxusgleiter ist einer der fünf Finalisten, die um den Titel „German Car of the Year 2025“ kämpfen . FOCUS online stellt die Kandidaten in Kurz-Tests vor.
Cadillac Lyriq / Bild: Cadillac
Karosserie und Innenraum
Der Lyriq ist der erste elektrische Cadillac. Um genau zu sein der erste rein elektrische. Denn auch wenn es kaum einer weiß: Mit dem Cadillac ELR gab es vor rund 10 Jahren schon einmal einen elektrischen Cadillac, der als Coupé den Plug-In-Hybridantrieb des Chevrolet Volt zweitverwertete. Erfolgreich war der ELR aber nicht.
Mit dem fünf Meter langen Lyriq und vielen weiteren geplanten Caddy-Stromern soll das nun anders werden. Die Form des Wagens ist durchaus mutig, denn es ist weniger ein typisches SUV denn ein hochgebocktes Crossover-Gefährt mit einem fast schon Kombi-artigen Heck. Dahinter verbirgt sich ein imposanter Kofferraum mit fast 800 Litern Fassungsvermögen (1687 Liter bei umgelegten Rücksitzen). Reichlich Platz finden auch die Passagiere auf den typisch amerikanisch-weichen Lederpolstern.
Cadillac Lyriq / Bild: Cadillac
Bedienung und Infotainment
Schon der erste Eindruck zeigt, worauf Cadillac offenbar abzielt: Auf ältere Mercedes-Kunden, die mal was Neues (und Elektrisches) ausprobieren wollen. Die halbrunde Schalter-Leiste an der Mittelkonsole wirkt 1:1 einer alten S-Klasse entlehnt und sorgt dafür, dass die Bedienung des Wagens nicht zum digitalen Overkill wird.
Ebenso altbacken ist der Fahrstufenhebel am Lenkrad, bei dem man den Rückwärtsgang wie bei einer klassischen Cadillac-Automatik mit einer „L“-Bewegung einlegt. Der Bordcomputer links am Lenkrad ist zwar digital, aber ebenfalls anachronistisch. Insgesamt funktioniert das aber alles durchaus gut und ist eine gelungene Symbiose zwischen Altem und Neuem. Denn die Bedienung gibt keine Rätsel auf, man kennt das alles „von früher“.
Fahrwerk, Fahrverhalten und Antrieb
Der E-Caddy ist schwer – richtig schwer. Schon leer sind es fast 2,8 Tonnen. Entsprechend behäbig bewegt sich der Wagen, auch wenn er dank elektrischen Allradantriebs und 388 kW / 528 PS Leistung mit 610 Newtonmetern Drehmoment bei Bedarf ordentlich Vortrieb generiert. In 5,3 Sekunden schießt das Ami-Trumm von 0 auf 100 km/h und erreicht auf der Autobahn satte 210 km/h.
General Motors/General Motors/dpa Der Cadillac Lyriq kommt zwei Jahre nach dem US-Start in Deutschland auf den Markt.
Dynamisch ist der schwere Wagen freilich trotzdem nicht und der Verbrauch schnellt bei hohem Tempo so in die Höhe, dass die theoretisch möglichen 530 Kilometer (mit 102 kWh großem Lithium-Ionen-Akku) ganz schnell zusammen schrumpeln. Unter 20-25 kWh pro 100 km geht nichts beim Cadillac; als realistische Reichweite jenseits reinen Stadtverkehrs peilt man da besser die 400 km an. Immerhin: Der elektrische Luxus-Amerikaner lädt fix wieder nach (mit maximal 190 kW am Gleichstrom-Schnelllader und maximal 22 kW an der Wechselstrom-Wallbox zuhause).
Preis und Ausstattung
80.500 Euro verlangt Cadillac für seinen Stromer – eine Menge Holz. Dafür ist aber auch alles an Bord, vom Panorama-Glasdach über rundum beheizte Sitze bis zu Luftfederung und Navigationssystem. Ein entscheidendes Extra vermisst man aber: Das Head-Up-Display. Das muss einfach Standard sein in dieser Fahrzeugklasse, Cadillac hat es aber nicht.
Fazit
Dafür, dass der Lyriq nicht mehr ganz frisch ist, sondern einfach nur mit Verspätung nach Deutschland kommt, schlägt er sich wacker. Viel Platz, hoher Fahrkomfort, reichhaltige Ausstattung und viel Elektro-Power paaren sich mit einem edlen und angenehmen Luxus-Ambiente, das nicht überladen wirkt. Die Reichweite ist okay, mehr aber auch nicht. Für die Zukunft würde man sich von einer Marke, die einst als „Standard of the World“ bezeichnet wurde, da einfach ein paar Superlative wünschen. Doch Elektro und amerikanische Luxussänfte – das sind in jedem Fall zwei Dinge, die durchaus gut zusammenpassen. Einen zweiten E-Caddy gibt es übrigens auch schon, bislang aber nur in den USA, nämlich den kleineren „Optiq“ .