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Facelift Škoda Octavia Combi: Keine Revolution. Aber warum auch?

facelift škoda octavia combi: keine revolution. aber warum auch?

Motorjournalist Lars Hönkhaus war für den ADAC im neuen Octavia unterwegs

Nach vier Jahren hat Škoda den Octavia der vierten Generation leicht überarbeitet: Vor allem optisch hat sich etwas getan, tiefgreifende Veränderungen bleiben aber aus. Ist der Neue trotzdem einen Blick wert? Testfahrt, Bilder und Test des Vorgängers.

  • Neue Front: Octavia erhält das neue Marken-Gesicht
  • Neue Motoren: Nur noch Vierzylinder im Angebot
  • Zaghafte Elektrisierung: Mild-, aber kein Plug-in-Hybrid

Was der Golf für VW ist, ist der Octavia für Škoda: Der Bestseller der Marke. Und wenn es ihm gutgeht, geht es auch der Marke gut. Allein der Octavia fährt fast die Hälfte des Gewinns des tschechischen Autoherstellers ein. Dabei spielt die Kombi-Version (“Combi”) eine tragende Rolle: Knapp zwei Drittel der verkauften Octavia entfallen auf diese Karosserieform, womit der Combi zum meistverkauften Kombi Europas avanciert.

Das hat der Octavia vor allem seiner guten Balance aus relativ günstigem Preis und Qualität verdanken. Von den drei TDI/TSI-Modellen der vierten Generation, die 2020 an den Start ging, erreichte keines eine schlechtere Note als eine 1,9 im ADAC Test. Da überrascht es kaum, dass Škoda bei den überabeiteten Modellen, die noch im Mai 2024 beim Händler ankommen sollen, nicht allzu viel verändert hat. Sinnvolle Ergänzungen gibt es aber allemal.

Neuer Škoda Octavia: Vorn tut sich was

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Feinschliff an der Front: Vor allem der Gitter-Spoiler wurde überarbeitet

Škoda nimmt die Formuierung “Facelift” wörtlich. Denn während sich bei der Technik eher wenig getan hat, wurde an der Front von Limousine und Kombi merklich nachgeschliffen. Da wäre zum einen der Grill, der im Vergleich zum Vorgänger merklich schmaler geworden ist und nun wieder eher an das erste Modell der dritten Generation erinnert. So wirkt der Mittelklassewagen schlanker und eleganter. Der Frontspoiler ist nun wie ein durchgängiges Gitter gestaltet, die Tagfahrlichter wandern nach oben.

Neu sind auch die Frontscheinwerfer: Schon die Serienversion ist nun mit LED-Leuchten ausgestattet, insgesamt laufen sie nun spitzer in die Fahrzeugseite über. Es gibt allerdings optische Unterschiede zwischen den Ausstattungsvarianten: Bei “Selection” oder “Sportline” sind Matrix-LED-Scheinwerfer der zweiten Generation an Bord, die bei Nacht die Straße noch besser ausleuchten und den Gegenverkehr dynamischer vor Blendung schützen soll. Hinten sind – gegen Aufpreis – dank des neuen LED-Systems aufwendigere Lichtanimationen möglich.

Die vierte Generation war 2020 die längste in der Modellhistorie: Sie wuchs um zwei Zentimeter auf 4,69 Meter. Die leichten Überarbeitungen strecken Limousine und Kombi nun zwar um noch mal 9 Millimeter, was an den Abmessungen aber kaum etwas ändert. Das heißt, dass auch das Kofferraumvolumen mit 640 Litern (bzw. 600 bei der Limousine) unverändert bleibt. Für ein Fahrzeug dieser Klasse weiterhin ein sehr guter Wert. 1700 Liter sind mit umgeklappter Sitzbank möglich.

Schickes, unaufregendes Interieur

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Behutsame Anpassungen im Innenraum

Die digitale Revolution bricht im neuen Octavia nicht aus. Zwar steht nun erstmals ein 13-Zoll-Infotainmentdisplay als Option für Kundinnen und Kunden zur Auswahl, das mit überarbeiteten Grafiken und einer schlichten, aber verständlichen Menüführung überzeugt. Die Serienversion behält aber den 10-Zoll-Bildschirm bei, und auch sonst sind die Knöpfe und Tasten angeordnet wie jeher. Das ist natürlich nicht schlimm, bei der Bedienung etwa des Tempomats hat sich seit Jahren nichts getan, dadurch ist jeder Griff aber gleich einsichtig und geht leicht von der Hand.

Sehr hilfreich ist etwa, dass verschiedene Menüpunkte wie Musik und Assistenzsysteme übersichtlich am unteren und oberen Rand des Bildschirm fixiert werden können. Etwas sonderbar aber, dass es offenbar kein Navigations-Icon gibt. Um zur Karte zu gelangen, braucht es also immer zwei Klicks.

In besser ausgestatteten Varianten ist zusätzlich noch eine Wireless-Charging-Schale verbaut. Zwischen den Fußräumen der beiden Rücksitze hat Škoda, ganz nach der “Simply Clever”-Attitüde, noch Ablageplatz geschaffen. Nicht ganz so clever ist, dass die Becherhalter der vorderen Mittelkonsole sehr schmal ausfallen, eine allzu große Trinkflasche lässt sich also nicht mitnehmen.

Das verbaute Material wirkt robust, aber dennoch angenehm. Neuerdings wird auch bei der VW-Tochter auf Nachhaltigkeit geachtet. Dem Umweltgewissen zuträglich soll zum Beispiel nachhaltiges Sitzleder sein. Das wurde nämlich mit Kaffeebohnenschalen – natürlich von “sorgfältig ausgewählten Familienfarmen in Indien und Tansania” – gegerbt. Dieses gute Gewissen muss einem allerdings der 3000-Euro-Aufpreis für die Ausstattungsvariante “Design Selection Suite” wert sein. Und es bleibt nun mal Leder, andere Hersteller verzichten mittlerweile darauf.

Škoda Octavia Kombi: Viele Assistenten

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Assistenzsysteme sind im Octavia je nach Version zahlreich vorhanden

Schon das Vorgängermodell konnte mit allerhand Assistenzsystemen wie Spurhalte-, Notbrems- und Ausweichassistent sowie Fußgängerkennung aufwarten. Letztere will man mit der Überarbeitung noch einmal verbessert haben, Passanten hinter dem Fahrzeug sollen nun besser vom System wahrgenommen und durch eine Notbremsung geschützt werden. Dieses Update soll aber erst im Laufe des Jahres nachgereicht werden.

Jetzt schon integriert ist der Aufmerksamkeits- und Müdigkeitsassistent, auf den Škoda größeres Augenmerk gelegt hat. Bei der Frage, ob der Fahrer oder die Fahrerin auf den Straßenverkehr achtet, verlässt das System sich nun nicht mehr nur auf eine Auswertung des Lenkverhaltens. Es kann nun auf mehr Daten zurückgreifen, etwa vom Spurhalteassistenten und wie viel Zeit in den Menüs verbracht wird.

Klickt man sich etwa zu lange durchs Radiomenü, friert der Octavia den Touchscreen ein und gibt ihn erst wieder frei, wenn sich der Blick wieder auf die Straße gerichtet hat. Das ist im ersten Empfinden zwar lästig, da Ablenkung allerdings einer der Hauptverursacher auch schwerer Unfälle ist, ist dieser Eingriff in die Autonomie sicher zu begrüßen. Zumal Škoda auf nerviges Bimmeln und Blinken verzichtet.

Erneut ist gegen Aufpreis ein Head-up-Display zu erhalten, das vor vier Jahren im Octavia konzernweite Premiere feierte. Eine sinnvolle Ergänzung, der Blick muss nie von der Straße weichen, und auch nützliche Infos wie das Tempolimit scheinen auf der Windschutzscheibe auf. Bemerkenswert: Die Tempolimit-Erkennung gelingt dem Octavia deutlich besser als den allermeisten Modellen anderer Hersteller, auf der Testfahrt fällt nur ein kurzer Fehler auf.

Motoren: Adé Dreizylinder

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Hinten hat sich beim Design fast nichts getan

Zwei Diesel- und zwei Benzinaggregate stehen zum Start des neuen Octavia zur Verfügung: Die Einstiegsversion ist ein Vierzylinder 1,5 TSI mit 85 kW oder 110 kW. Der alte Dreizylinder-Motor des Vorgängers fällt also aus dem Sortiment. Dafür sind beide auch als Variante mit Mild-Hybridisierung erhältlich, das heißt, dass ein kleiner E-Motor beim Antrieb hilft und sich durchs Bremsen auflädt.

Die Auswirkungen aufs Fahrverhalten sind gering, höchstens beim Anfahren merkt man einen kleinen zusätzlichen Push. Beim Spritsparen dürfte diese Technik aber helfen, 0,2 Liter Super mehr sollen so auf 100 Kilometer im Tank bleiben. Beide Motoren gibt es mit Sechsgang-Handschaltung oder Siebengang-DSG-Getriebe. Zu einem späteren Zeitpunkt im Jahr sollen auch die deutlich kräftigeren 2.0 TSI und 2.0 TSI als RS (150 bzw. 195 kW) angeboten werden. Die RS-Version kommt als einzige mit Allradantrieb.

Beide Benziner spulen souverän ihr Programm ab, auch mit der manuellen Schaltung hakt es kein einziges Mal. Der Geradeauslauf ist einwandfrei, Spurrinnen und Ähnliches interessieren den Škoda nur am Rande. Das macht den Octavia zum äußerst angenehmen Langstreckenauto, die gute und flüssige Lenkung überzeugen aber auch im engeren Stadtverkehr. Einzig die Federung ist reichlich straff geraten.

Den größten Fahrspaß bietet der Diesel 2.0 TDI (110 kW). Weiches, aber kraftvolles Anfahren verbindet sich hier perfekt mit dem hohen Schaltkomfort des Automatikgetriebes.

Nicht verblüffend: Eine Erdgasvariante, wie bei früheren Generationen üblich, taucht im Sortiment nicht mehr auf, diese Geschichte ist im VW-Konzern auserzählt. Etwas überraschender ist da schon, dass es die Variante als Plug-in-Hybrid, die noch in der letzten Generation angeboten wurde, zu keiner Neuauflage geschafft hat. Man munkelt aber, dass es den kommenden Octavia V wieder als Teilzeitstromer geben könnte.

Verbrauch? Der Ecotest steht noch aus

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Auch als Limousine macht der Octavia eine ordentliche Figur

Wie sich die Antriebe bei der Verbrauchsmessung im Alltag schlagen, wird der ADAC Ecotest in einigen Monaten zeigen. Škoda peilt für die Benziner Werte zwischen 4,5 und 4,8 Liter/100 Kilometer an, für die beiden Diesel sollen es 4,0 bzw. 4,1 werden. Fest steht, dass die Vorgängermodelle im Ecotest allesamt gut abschnitten, gerade die Dieselantriebe überzeugten mit einer exzellenten Abgasreinigung.

Škoda Octavia 2024: Preis

Die günstigste Variante ist mit 30.730 Euro die Einstiegsversion der Limousine. Deutlich häufiger greift die Kundschaft allerdings zu den leistungsstärkeren Kombis ab 34.100 Euro. Die Dieselvariante ist ab 35.130 Euro zu haben.

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