- China-Markt: warum es die Deutschen schwer haben, am Beispiel BMW i3 (3er-Serie)
- Der Markt diktiert die Preise
- Der Wettbewerb wächst ständig
- Für deutsche OEMs ein einschneidender Schritt
- 400 vs 800-Volt-Technologie
- Telescope望远镜 | BMW verkauft die vollelektrische 3-Series in China für €24.000
China-Markt: warum es die Deutschen schwer haben, am Beispiel BMW i3 (3er-Serie)
Der BMW aktuelle i3 in China. Wie war das? Ja, Sie haben richtig gehört. Die Münchner produzieren ausschliesslich für den chinesischen Markt eine Elektrolimousine auf 3er-Basis – den BMW eDrive35L, kurz i3, der nichts mit dem „deutschen“ i3 zu tun hat, den es ohnehin schon lange nicht mehr gibt. Der „elektrische 3er“ startete 2022 im Reich der Mitte mit einem Verkaufspreis von umgerechnet 45.000 Euro. Ein Preis, der für deutsche Verhältnisse und den Münchner Premiumanbieter nicht wirklich überraschend hoch erscheint. Im Gegenteil. Aber China ist anders.
Der Markt diktiert die Preise
Zwar haben deutsche Autohersteller bei den Verbrennern nach wie vor ein hohes Renomée, aber das sinkt momentan mit Überschallgeschwindigkeit. Auch BMW musste das lernen. 45.000 Euro für einen Stromer mit 70 kWh-Batterie und 286 PS? Das ist im heutigen China schlicht unverkäuflich.
Der Wettbewerb wächst ständig
Deutsche Journalisten machen sich gerne über chinesische Stromer lustig. Zuletzt ein von uns hoch geachteter Kolumnist bei der Welt, der durch seine kantigen Kommentare zum status quo gerne triggert. Das macht er auch, wenn er Elektrofahrzeuge testet. Zuletzt einen Hyundai IONIQ 5, den er auf eine mehrtägige Alpenausfahrt mitgenommen hat. Die Voreingenommenheit des geschätzten Kollegen hingegen führte zu einem kapitalen Verriss des Koreaners. Gerade kürzlich erklärte er, dass nur diejenigen chinesische Stromer zu schätzen wüßten, die noch nie einen gefahren hätten. Auch hier kommt ihm das Vorurteil in die Quere. Schwamm drüber.
Fakt ist, dass in den letzten 6 Monaten eine Reihe chinesischer Modelle auf den dortigen Markt gekommen sind, die es den deutschen Herstellern noch schwerer gemacht haben. Selbst Tesla, weiterhin Platzhirsch auf allen Märkten der Welt, musste seine Preise nach unten korrigieren um weiter auf dem „umkämpftesten Markt“ der Welt bestehen zu können. Mit Neuerscheinungen wie dem Zeekr 007 hat es nun auch BMW hart erwischt. Man korrigierte den Preis des i3 auf fast die Hälfte nach unten, nämlich auf umgerechnet 24.000 Euro.
Für deutsche OEMs ein einschneidender Schritt
Es ist kaum zu erwarten, dass der i3, der mit dieser Preiskorrektur nun zumindest auf dem Preisschild konkurrenzfähiger geworden ist, hier noch Gewinne einfährt, denn die Premium-Ausstattung wurde natürlich beibehalten. Im Gegenteil. Vermutlich machen die Münchner mit jedem verkauften Exemplar einen Bombenverlust. Wobei auch für den neuen „Kampfpreis“ kaum gesichert ist, dass sich der i3 gegen den Wettbewerb behaupten kann. Der chinesische Youtube-Kanal Telescope zeigt die Unterschiede der neuesten Zeekr-Generation zum eigentlich steinalten BMW i3 schonungslos auf.
400 vs 800-Volt-Technologie
Das Interieur des Zeekr 007 wirkt gegen den BMW zudem wie aus einer anderen Welt – der BMW ist eben „Pre-Pandemie“-Design, wie der Präsentator süffisant bemerkt. Der Bericht ist allerdings in vielerlei Hinsicht eine Offenbarung. Er zeigt, dass deutsche Auto-Vorlieben und Technologien in China recht wenig zählen.
e-engine meint: Wenn deutsche Autozeitschriften Vergleichstests abhalten, dann gewinnt in der Regel der deutsche Teilnehmer, meistens der Golf. Das dürfte auch in China nicht anders sein. Hier ist das „patriotische“ Bias ebenfalls vorhanden. Trotzdem muss man einräumen, dass der Vergleich zwischen dem BMW i3 und dem Zeekr 007 kaum „Interpretationsspielraum“ lässt. Und was hier noch mehr zu denken gibt, ist die Tatsache, dass der Zeekr keinesfalls ein Beispiel für die höchsten Weihen beim automatisierten Fahren darstellt. Den Pokal holen sich Unternehmen wie XPeng und andere.
Die deutsche Autoindustrie scheint, was die Elektromobilität betrifft, durchgereicht zu werden, auch wenn man etwas aufgeholt hatte. Nach der Solarindustrie, und anderen Schlüsselindustrien, man denke an die Fotoindustrie, Unterhaltungselektronik, Kommunikationselektronik (Handys/Smartphones) etc. ist auch hier ein rasanter, sich beschleunigender Niedergang ersichtlich. Das Wort „Deindustrialisierung“ wollen wir in dem Zusammenhang noch gar nicht benutzen. Die Warnlampen blinken allerdings auch hier wie bei anderen Branchen in Dunkelrot.
Was aber noch schwerer wiegt, sind die Defizite, die sich bei neuen Technologien abzeichnen. Während Künstliche Intelligenz und andere neue Technologien überall auf der Welt fieberhaft weiterentwickelt werden, scheint sich die EU darauf zu konzentrieren, weitere Hemmnisse gegen technologischen Fortschritt aufzubauen … Zumindest bei der „Ethik“ ist Europa, speziell Deutschland führend. Ob das in Zukunft ausreicht, Wohlstand zu sichern, darf bezweifelt werden.
Fotos: Telescope (Youtube Stills), BMW, Zeekr