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BMW 520d Touring (2024) im Test: Basis bringt's!

Spoiler-Alarm: Wenn Sie das (fast) perfekte Reiseauto suchen, können Sie die Suche jetzt einstellen

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Während die deutsche Autoindustrie von einem Tiefpunkt zum nächsten taumelt, einige Hersteller (übrigens nicht nur deutsche) wildes Führungsriegen-Tabula Rasa betreiben, scheint man sich bei BMW das Schauspiel – so zumindest der Eindruck – relativ entspannt aus der Ferne anzusehen. 

Ein Großteil der Autobauer hadert mit seiner verfehlten Angebotsstrategie, kann schwer fassen, dass der Kunde nicht so will, wie er wollen soll. Bei den Münchnern hingegen, stellen Sie sich das mal vor, darf er das tatsächlich noch. Paradebeispiel ist der neue 5er Touring.

Bildergalerie: BMW 520d Touring (2024) im Test

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Ob Sie einen 600 PS starken Elektro-Kombi wollen, einen 728 PS starken Performance-Plug-in-Hybrid oder ganz klassisch einen hecktrieblernden, dieselnden Reichweiten-König mit vernünftigen 197 PS – Sie haben die Wahl (natürlich gibt es noch viel mehr Möglichkeiten, aber der Kontrast war hier gerade so schön). 

Letzteren haben wir uns jetzt in Form des 520d genauer angesehen. Den Einstieg in die Welt des 5er Touring. Und es ist ein ziemlich fulminanter Einstieg, daran besteht nach zwei Testwochen und etwas mehr als 2.000 zurückgelegten Kilometern absolut kein Zweifel.

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Was ist das?

Die Verunsicherung unter Autokäufern ist greifbar. Die Zurückhaltung gerade bei Elektroautos groß. Die im Raum stehende Förderung für elektrische Dienstwagen, auch kostspieligere, dürfte den deutschen Premium-Herstellern in die Karten spielen. Und doch sehen viele Kunden nach wie vor keine Alternative zum klassischen Vierzylinder-Diesel. 

Bei der Testwagen-Übergabe genügt ein Blick auf den Tacho, um zu verstehen, warum. Eine Restreichweite von zwölfhundertirgendwas Kilometer prangt da auf dem Instrumentendisplay des vollgetankten 520er. München-Kroatien und wieder zurück ohne Tankstopp, da wird der urlaubsreife Papi schnell hellhörig. Aber nicht nur der und nicht nur deshalb.

BMW verspricht bei seinem 5,06-Meter-1,9-Tonnen-Schiff einen Verbrauch von 5,9 Liter auf 100 Kilometer. Ich kann Ihnen jetzt schon verraten, dass unser Testverbrauch über die komplette Distanz mit 5,6 Liter im Schnitt niedriger ausfiel. Vergleicht man aktuelle Diesel- und Schnellladesäulen-Preise, wird’s da schnell zappenduster für die Elektro-Alternative, zumindest, was die Verbrauchskosten bei längeren Reisen betrifft. 

Wie machen sie das am Münchner Petuelring? In erster Linie wohl durch einen inzwischen sehr sehr ausgereiften Antriebsstrang. Der Zweiliter-Mildhybrid-Selbstzünder entwickelt hier 197 PS und 400 Nm Drehmoment. Ein in den Riementrieb integrierter E-Motor liefert je nach Fahrsituation zusätzliche 11 PS und 25 Nm. Gekoppelt ist das Ganze an die bekannte ZF-8-Gang-Automatik, welche die Kraft im Falle unseres Testwagens an die Hinterräder weitergibt. CW-Wert übrigens: 0,26. Genau wie beim Mercedes E-Klasse T-Modell.

Das Auto steht auf der Cluster-Architektur CLAR WE, setzt auf eine Doppelquerlenker-Vorderachse, eine Fünflenker-Hinterachse sowie den längsten Radstand im Segment. Unser 520d Touring ist zusätzlich mit adaptiven Dämpfern ausgestattet, die im Paket mit einer Hinterradlenkung kommen (Adaptives Fahrwerk Professional für 2.440 Euro). Die sogenannte Sportlenkung ist Serie. 

In der Basis kostet der Basis-5er 61.750 Euro. Unser ziemlich voll ausgestatteter DGF-T 520 bringt es letztlich auf satte 85.145 Euro. 

Schnelle Daten BMW 520d Touring
Motor Reihenvierzylinder-Diesel; 1.995 ccm
Getriebe 8-Gang-Automatik
Antrieb Hinterradantrieb
Leistung 145 kW (197 PS) bei 4.000 U/min (+8 kW Boost)
max. Drehmoment 400 Nm bei 1.500 U/min (+25 Nm Boost)
Basispreis 61.750 Euro
Testwagenpreis 85.145 Euro

Exterieur

Wie Sie sehen, sehen Sie kein M-Paket. Das hat inzwischen ja fast schon Seltenheitswert bei einem Auto der Bayerischen Motoren Werke. Dass es dem Fahrzeug zu angenehmer Zurückhaltung verhilft, kann trotzdem nicht behauptet werden. Mit diesen Ausmaßen fällt man zwangsläufig auf.

BMW 520d Touring (2024) im Test

Dabei ist es weniger die Breite (die ist im Vergleich zum Vorgänger um 32 Millimeter gewachsen) als vielmehr die monumentale Streckung, die dem Neuen widerfahren ist. Und ja, es ist so: Beim Rangieren, beim Wenden, beim Einparken fühlt man sich einfach riesig. Da muss man sich erstmal dran gewöhnen. 

Abmessungen BMW 520d Touring 
Länge x Breite x Höhe 5.060 mm x 1.900 mm x 1.515 mm
Radstand 2.995 mm
Kofferraumvolumen 570 – 1.700 Liter
Gewicht 1.900 kg
Zuladung 660 kg
Stützlast 100 kg
Anhängelast 2.000 kg

Ansonsten zählt – zumindest für mich – der neue Kombi-5er sicher zu den ansehnlicheren BMWs der letzten Zeit. Sollten Sie sich in die Lackfarbe verguckt haben – sie heißt “Oxidgrau Metallic” und schlägt mit 1.070 Euro zu Buche. Die Bicolor-20-Zöller sind für etwas deftige 3.110 Euro zu haben. Serie sind 18 Zoll-Räder.

Interieur

Ein elementares Kriterium im Premium-Segment der oberen Mittelklasse ist die Material- und Verarbeitungsqualität im Innenraum. Auch wenn der 5er nicht so durchgestylt daherkommt wie sein Hauptkonkurrent aus Stuttgart-Untertürkheim, ist er ihm in diesem Bereich doch deutlich überlegen. Da dürfen sich die Damen und Herren vom Arbeitskreis Interieur ruhig mal auf die Schulter klopfen. 

Grundsätzlich wirkt das 5er Wohn- und Arbeitszimmer einfach solider als das der Mercedes E-Klasse. Hier stimmen auch die Details an den Stellen, die man nicht ständig anglotzt oder befummelt. Alleine den Erfinder unserer Edelholz-Dekorleiste mit künstlerisch wertvollen Gold-Adern sollte man mal zu einem ernsthaften Gespräch bitten.

Warum man Lenkräder jetzt oben und unten abflacht, wissen nur die Volant-Götter persönlich. Stören tut es in diesem Fall allerdings nicht, wir bewegen hier ja keinen Sportwagen im Grenzbereich. Und eigentlich (ich gebe es nur ungern zu) fühlt es sich gar nicht so verkehrt an beim Fahren. 

Das Gestühl ist samt und sonders so, wie man sich das wünscht. Groß genug, mit unzähligen Verstellmöglichkeiten, einer wunderbaren Sitzposition und kompletter Langstreckentauglichkeit bei gleichzeitig gutem Halt. Falls Sie Angst vor dem veganen Sitzbezug Veganza mit den PR-technisch amüsanten “lederähnlichen Eigenschaften” haben, können Sie diese getrost ablegen. Hätte ich nicht gerade in die Ausstattungsliste geschaut, hätte ich nicht erkannt, dass hier kein echtes Leder haust – sowohl haptisch als auch in puncto Komfort. 

Einer der ganz ganz wenigen Kritikpunkte an diesem Kfz – ich meine, es könnte sogar so ziemlich der einzige sein – betrifft tatsächlich das Platzangebot im Fond. Also keine Panik, Sie können schon halbwegs vernünftig hausen auf so einer 5er Touring-Rückbank, aber mehr eben auch nicht. Will sagen: Für ein Auto mit 5,06 Meter Länge und drei Meter Radstand schaut man sich die Beinfreiheit an und fragt sich verblüfft, wo der Rest davon geblieben ist. 

Auch der Kofferraum hat mit 570 bis 1.700 Liter kein E-Klasse-T-Modell-Format. Selbiges ist gut zehn Zentimeter kürzer, verfügt aber über 615 bis 1.830 Liter. Die Zuladung von 650 Kilo und zwei Tonnen Anhängelast sind in dieser Klasse Standard. 

Fahrbericht

Warum fangen wir den Fahr-Teil nicht eigentlich mal mit der Bedienung an? Ich meine, das gehört zum Fahren ja wohl definitiv dazu, was man da vorne so zusammenklickt und -spricht und wie das Auto darauf reagiert. 

Wenn Sie mit dem 520d Touring in fester Beziehung sind, wird er Ihnen das Leben dahingehend nicht besonders schwer machen. Über BMWs Operating System 8.5 mit allem, was an Instrumenten, Infotainment und Co. dazugehört, haben wir uns gefühlt schon 100-mal ausgelassen. Wie zuletzt eigentlich immer macht die große Display-Kombo samt tollem Head-up-Display auch hier einen insgesamt positiven Eindruck. 

Auch wenn es circa 348 Menü-Kacheln auf dem Haupt-Screen gibt, ist die Bedienung doch logisch und intuitiv. Die Sprachsteuerung funktioniert absolut hervorragend und weil BMW auch alle Menschen über 35 noch gern hat, gibt es weiterhin einen Dreh-Drück-Steller, mit dem sich herrlich unabgelenkt durch die Menüs surfen lässt.  

Fahrleistungen BMW 520d Touring
0-100 km/h 7,5 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 220 km/h
Verbrauch WLTP: 5,4 Liter; Test: 
Emissionen WLTP: 142 g/km CO2

Der größte Clou gegen Herzattacken und plötzliche Schreianfälle ist aber die mögliche Belegung der SET-Taste am Lenkrad. Hier lässt sich der “Die EU hasst euch alle”-Geschwindigkeitswarn-Piepser mit nur einem Schritt ausschalten. Alle anderen Hersteller: Bitte ein Beispiel daran nehmen!

Einziger größerer Wermutstropfen beim Kapitel Bedienung sind die neuen Luftausströmer. Wer immer sich diesen hochkomplizierten, fummeligen Murks ausgedacht hat – die meisten Menschen wollen nicht mehrere Ebenen und drei Schritte, um sich Luft ins Gesicht oder davon weg pusten zu lassen. 

Und damit auf die Fahrbahn und zu all den vornehmlich sehr guten Dingen, die der 520d Touring da so anstellt. Das Herzstück zeigt sich gut gekapselt. Lediglich beim Kaltstart oder wenn man ihn per Kickdown arg malträtiert, sind Reste von Diesel-Vibes vorhanden. Ansonsten merkt man davon wenig, auch was Vibrationen im Chassis oder im Gaspedal angeht.

Für die Aufgaben des täglichen Bedarfs ist der kleinste 5er-Selbstzünder allemal kräftig genug. Wer schon mal einen Sechszylinder-Diesel aus gleichem Hause bewegt hat, sollte sich halt daran gewöhnen, dass man hier auf der linken Spur keine allzu großen Bäume ausreißt. Sprich: Ab etwa 150 oder 160 ist der Vortrieb eher solide als spielerisch. Dass der 8-Gang-Automat seine Sache mit Bravour erledigt, sollte inzwischen hinlänglich bekannt sein. 

Erwarten Sie bitte auch kein Handling, dass Sie mit Sportwagen-Attitüde vor Begeisterung aus dem Sitz reißt. Wir haben es hier mit einem Auto zu tun, das vor nicht allzu langer Zeit auch ein 7er hätte sein können. Die Lenkung ist bei niedrigen bis mittleren Geschwindigkeiten sehr leichtgängig, direkt und relativ synthetisch. Dazu passt auch das sehr früh und scharf ansprechende Bremspedal. Hier geht es um maximale Bequemlichkeit im Standard-Betrieb und die wird bestens geliefert. 

Dass BMW hier trotzdem mehr kann als die meisten anderen, zeigt sich bei der Abstimmung des Fahrwerks. Die Adaptiv-Lösung dürfte unter den Gesichtspunkten Dämpfungsqualität und Geräuschentwicklung derzeit die Benchmark darstellen. Diese Sattheit und dieses Gefühl von Unerschütterlichkeit kriegt man derzeit wohl nirgendwo anders. Das Paket aus Verstelldämpfern und Hinterachslenkung ist auch deshalb empfehlenswert, weil unser 520d damit bei höheren Autobahngeschwindigkeiten eine Ruhe und Souveränität in der Straßenlage ausstrahlt, die beeindruckt.  

Fazit: 9,5/10

Der Kollege Hildebrandt hatte bei seinem Test der 520d Limousine ja bereits nicht mit Lob gegeizt. (Nicht nur) für die Langstrecke mit seinem Mix aus Fahrverhalten, Qualität, Bedienlogik, Ergonomie und Sparsamkeit ein schwer zu schlagendes Gesamtpaket. Der Touring legt mit seinem gesteigerten Nutzwert für mich noch eine kleine Schippe obendrauf. In diesem Segment derzeit das Auto der Wahl.

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