- Dachzeile EU genehmigt milliardenschweres Beihilfe-Programm für Mikroelektronik
- Bitkom mahnt zügige Durchführung an
- 31 Projekte in 11 Bundesländern
- Autoindustrie wird drittwichtigster Chip-Abnehmer
- Einwilligung in die Verwendung von Daten zu Werbezwecken
Dachzeile EU genehmigt milliardenschweres Beihilfe-Programm für Mikroelektronik
Europa will bei der Produktion von Mikroelektronik und Chips unabhängiger von China und den USA werden. Jetzt hat die EU ein enormes Beihilfe-Programm genehmigt. Viele Projekte sind in Deutschland.
Halbleiter aus Siliziumkarbid in der Bosch Waferfab in Reutlingen. (Bild: Bosch)
Im Rahmen des sogenannten „Important Projects of Common European Interest“ (IPCEI) werden nach EU-Angaben Beihilfen in Höhe von 8,1 Milliarden Euro genehmigt. Zusätzlich investierten private Unternehmen noch einmal bis zu 13,7 Milliarden Euro, so dass es sich um eine Gesamtinvestition von rund 21,8 Milliarden Euro handele. An dem Projekt beteiligen sich neben Deutschland 13 weitere EU-Staaten, darunter Frankreich, Österreich, die Niederlande und Spanien.
Bitkom mahnt zügige Durchführung an
„Die neue Förderung für Halbleiter stellt wichtige Weichen für die digitale Souveränität Deutschlands und Europas“, betonte der Hauptgeschäftsführer des Branchenverbandes Bitkom, Bernhard Rohleder. Ohne Halbleiter gebe es keine Digitalisierung. Wichtig sei jetzt, dass die Förderbescheide aber auch zügig ausgestellt würden, mahnte er. „Die Genehmigung der EU-Kommission hat viel Zeit in Anspruch genommen, viele Projekte sind seit mehr als einem Jahr in den Startlöchern.“
Zahlreiche der Projekte und Partner, die von dem Programm profitieren, sitzen in Deutschland. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck dankte der EU-Kommission für die Entscheidung. Die Projekte stärkten den Mikroelektronik-Standort Deutschland und seien ein wichtiger industriepolitischer Meilenstein, erklärte er in Berlin. „Wir können so die Widerstandsfähigkeit in ganz Europa in diesem wichtigen Feld erhöhen und Wertschöpfung und Arbeitsplätze sichern.“
31 Projekte in 11 Bundesländern
Neben großen Unternehmen seien in Deutschland auch kleine und mittelständische Unternehmen, sowie Start-ups beteiligt. Viele Projekte gibt es nach einer Übersicht des Wirtschaftsministeriums in Bayern und Sachsen. Geförderte Unternehmen werden demnach unter anderem Infineon mit Standorten in Bayern, Sachsen und Nordrhein-Westfalen sein sowie Bosch mit Standorten in Baden-Württemberg und Dresden. Die Projekte reichen von der Materialherstellung über das Chipdesign bis zur Erstellung von neuen Produkten und Anwendungen.
Laut BMWK hat das Investitionsprogramm das Ziel, bei Mikroelektronik und Kommunikationstechnologien vor allem dort aufzuholen, wo Europa zum Teil technologisch abhängig von Drittstaaten geworden ist. Die Förderung der Mikroelektronik solle dazu beitragen, dass in Deutschland moderne Chip-Fabriken entstehen und leistungsfähigere Komponenten entwickelt werden, heißt es aus dem Wirtschaftsministerium. Man gehe davon aus, dass die geförderten deutschen Unternehmen zusätzlich private Investitionen in Forschung und Entwicklung, Produktionsanlagen und Gebäude im zweistelligen Milliardenbereich umsetzen werden. Gleichzeitig würden durch die nationalen Projekte mehr als 4.000 direkte neue Arbeitsplätze geschaffen.
Autoindustrie wird drittwichtigster Chip-Abnehmer
Ein großer Abnehmer der neuen Techniken könnte die Automobilbranche in Deutschland werden. Bis 2030 werde sich die Nachfrage nach Halbleitern in der Automobilindustrie verdreifachen, teilte der Verband der Automobilindustrie (VDA) mit. „Die Autoindustrie wird damit zum drittwichtigsten Chip-Abnehmer weltweit.“ Vor allem bei der Elektromobilität seien neue Kapazitäten zwingend notwendig.
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Es ist bereits die zweite große Mikroelektronik-Offensive der EU, die bereits 2018 ein ähnliches Programm genehmigt hatte. Damals hatten nach Angaben von EU-Kommissarin Vestager unter anderem eine Chip-Fabrik von Bosch in Dresden und Carl Zeiss in Baden-Württemberg profitiert. Die EU-Kommission muss wichtige nationale Förderprojekte genehmigen, damit es nicht zu Wettbewerbsverzerrungen zwischen den EU-Staaten kommt.