Die Emissionen aus dem Verkehrsbereich sind in Österreich kontinuierlich gestiegen. / Bild: Die Presse/Clemens Fabry
Fest steht: Der Verkehrsbereich ist eines der Sorgenkinder in Bezug auf die Emissionsreduktion. Seit der internationalen Vereinbarung im Rahmen der Klimakonferenz in Paris 2015, Emissionen stark zu reduzieren, sind Emissionen aus dem Verkehrsbereich in Österreich kontinuierlich gestiegen (ausgenommen Jahre der Covid-Pandemie). Von 1990-2019 stiegen die Emissionen in Österreich gar um knapp 75 Prozent.
Auf lange Sicht sind wir alle tot
Diese Entwicklung liegt auch daran, dass der Verkehrsbereich sehr persistent ist. Das bedeutet, dass viele Maßnahmen nicht sofort wirken, da Fahrzeuge meist nicht von heute auf morgen ersetzt werden. So ist der Beschluss der EU, ab 2035 nur noch emissionsfreie PKW zuzulassen, zwar ein wesentlicher Schritt zur Dekarbonisierung des Verkehrsbereichs. Die Maßnahmen werden aber erst mit starker Verzögerung volle Wirkung zeigen. Zudem sind mit e-Fuels betriebene PKW von dieser Regelung ausgenommen. Diese verursachen im Betrieb Emissionen, bei der Herstellung von e-Fuels soll jedoch die gleiche Menge an Emissionen der Atmosphäre entzogen werden. Diese Treibstoffe sind aktuell aber nicht weit verfügbar, teuer und energieineffizient. Daher können auch diese alternativen Kraftstoffe bestenfalls als langfristige Maßnahme betrachtet werden.
In der ökonomischen Theorie werden finanzielle Anreizsysteme als besonders effektiv propagiert. Ein Preis auf CO2 wurde in Österreich mit 01. Oktober 2022 eingeführt. Eine Tonne CO2 wird seitdem mit 30 Euro besteuert, der Preis soll in Zukunft steigen. Dadurch erhöhen sich beispielsweise Diesel- und Benzinpreise, was wiederum einen Anreiz darstellt, um die Fahrleistung zu reduzieren. Ein Nachteil dieses Anreizsystems ist, dass sich dieser Effekt regressiv auf Haushalte auswirkt. Niedrige Einkommen werden dadurch stärker belastet. Der Klimabonus wirkt diesem Effekt durch eine pro-Kopf Zahlung entgegen und entlastet niedrige Einkommen sogar stärker als diese durch die CO2-Bepreisung belastet werden. Somit ist diese Maßnahmen-Kombination (CO2-Preis plus Klimabonus) auch in Krisenzeiten ein sinnvolles Instrument, um Emissionen zu senken und gleichzeitig niedrige Einkommen zu entlasten.
In Österreich gibt es noch weitere bestehende Maßnahmen, denen sinnvolle Anreizstrukturen zugrunde liegen. Die Normverbrauchsabgabe (NoVA) besteuert Neuwägen mit hohen Emissionen stärker. Dies führt zu einem Anreiz, emissionsarme PKW (z.B. E-Autos oder kleinere PKW) anzuschaffen. Einen ähnlichen Effekt zeigt die motorbezogene Versicherungssteuer, die mit der Motorleistung des Fahrzeugs zunimmt. Diese beiden Maßnahmen haben in der Vergangenheit bereits zur Emissionsreduktion beigetragen. Um einen ausreichenden Beitrag zur Emissionssenkung im Verkehrsbereich zu leisten, sind diese allerdings nach wie vor viel zu schwach ausgestaltet.
Keine Ausreden
Literatur:
Eibinger und Manner (2022). The Effectiveness of Policy Measures to Reduce CO2 Emissions from Passenger Cars in Austria. Graz Economics Papers 2022-04. https://ideas.repec.org/p/grz/wpaper/2022-04.html
FSV Monitoring-Gruppe Klimaübereinkommen und Verkehr (09/2022). CO2-Preis mit Klimabonus: Sozial entlastend – auch in Zeiten hoher Energiepreise. http://www.fsv.at/shop/artikeldetail.aspx?IDArtikel=c3ef322a-4918-4141-8cd9-8e991c93ed32
UBA (2019). Sachstandsbericht Mobilität. Mögliche Zielpfade zur Erreichung der Klimaziele 2050 mit dem Zwischenziel 2030. https://www.umweltbundesamt.at/studien-reports/publikationsdetail?pub_id=2268&cHash=3cc666e5b22063bb3a507fb26ba7afc6
UNEP (2022). Emissions Gap Report 2022: The Closing Window. https://www.unep.org/resources/emissions-gap-report-2022