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Elektrische Einsatzfahrzeuge eignen sich noch nicht für jeden Zweck

Die Kantonspolizei Basel-Stadt hat 2019 elektromobile Geschichte geschrieben. «Wir sind weltweit die erste Polizeidienststelle, die Fahrzeuge von Tesla als Polizeiautos einsetzt», sagt Adrian Plachesi, Leiter der Abteilung Kommunikation. Sieben Tesla Model X 100D schafften die Polizeipioniere der Elektromobilität damals an. Als Teil der Kantonsverwaltung habe die Polizei eine Vorbildfunktion. «Wir wollen beim Umweltschutz eine Vorreiterrolle spielen», sagt Plachesi. Das ist der Behörde gelungen.

Die Tesla werden als Alarmpikettautos eingesetzt. Das sind die Feuerwehrfahrzeuge der Polizei. Sie sind permanent im Stadtgebiet unterwegs, und deren Zwei-Mann-Besatzung sind die Ersten bei Verbrechen oder Unfällen. Alle Tesla haben zwischen 70 000 und 90 000 Kilometer auf dem Tacho. «Technische Probleme gab es keine, die Autos haben sich für den Polizeieinsatz bewährt», sagt Plachesi. In der Anschaffung seien sie zwar teurer als vergleichbare Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor, im Unterhalt aber deutlich günstiger. Weil die Autos immer auf der Strasse sind, rechnen sie sich umso mehr.

Die Autos haben eine Reichweite von rund 500 Kilometern. Das reicht locker für die etwa 200 Kilometer Tagesstrecke. Geladen werden sie auf den Polizeiwachen, auf denen sie stationiert sind. Dort sind Schnellladestationen des städtischen Energieversorgers installiert, der verwendete Strom ist 100-prozentig grün. «Wenn ein konventionelles Fahrzeug heute an sein Lebensende kommt, prüfen wir, ob sich eine E-Version als Ersatz anbietet», sagt Plachesi. Er geht davon aus, dass immer mehr konventionelle Polizeifahrzeuge durch Autos mit umweltfreundlichen Antrieben ersetzt werden.

Das Justiz- und Sicherheitsdepartement Basel-Stadt rüstet auch seine Berufsfeuerwehr mit Elektrofahrzeugen von Rosenbauer aus. Voraussichtlich im ersten Halbjahr nächsten Jahres werden die ersten elektrischen Feuerwehrautos in Dienst gestellt. Es sind vier baugleiche elektrische Hilfeleistungslöschfahrzeuge. Das sind kleine und leichte Löschfahrzeuge, die bei Bränden und Unfällen eingesetzt werden. Sie sind die Allzweckwaffen der Feuerwehren und sind im vergangenen Jahr rund 85 000-mal zu Einsätzen ausgerückt. Etwa 80 000 Einsatzkräfte haben die Feuerwehren. Rund 1200 von ihnen sind Berufsfeuerwehrleute in Städten, die grosse Masse ist Miliz.

Zentren machen E-Feuerwehrfahrzeuge möglich. «In der Stadt mit kurzen Wegen und leichteren Fahrzeugen sind Elektroantriebe zurzeit eher einsetzbar als auf dem Land, wo viel Feuerwehrmaterial und mehr Löschwasser in den Fahrzeugen transportiert wird», sagt Adrian Gutmann, Fachbereichsleiter Technik beim Schweizerischen Feuerwehrverband. Insgesamt stecke die Elektromobilität bei den Feuerwehrfahrzeugen noch in den Kinderschuhen. Die ohnehin schweren Fahrzeuge werden durch Akkus noch viel schwerer und verbrauchen deshalb viel Strom. Das schränkt ihre Reichweite auf dem Land mit steilem Gelände und weitläufigen Gebieten stark ein.

Die Politik wird sich dennoch – wo sinnvoll – mit den Feuerwehren auf elektrisch angetriebene Löschfahrzeuge einigen, meint Gutmann. «Es ist zu klären, wie ein Fahrzeug nach einem weit entfernten und langen Einsatz zurückkommt, wenn der Akku fast leer ist, und es ist dafür zu sorgen, dass stets Strom zum Laden vorhanden ist», sagt Gutmann. Zurzeit heisse es immer wieder, dass Strom knapp werde. Die Feuerwehr müsse aber immer einsatzbereit sein.

Feuerwehrfahrzeuge werden von darauf spezialisierten Firmen auf Chassis und mit Antrieben von Fahrzeugherstellern aufgebaut. Dieses Prinzip ist bei Rettungswagen für den Rettungsdienst dasselbe. Die Rettung St. Gallen setzt als Rettungswagen durchweg Mercedes Sprinter mit Kofferaufbauten von Miesen ein. Miesen ist ein deutsches Unternehmen mit mehreren Kunden in der Schweiz. «Immer mehr Rettungsdienste fragen nach Rettungswagen mit elektrischem Antrieb», sagt der Vertriebsleiter Josef May. Zurzeit hat Miesen noch kein solches Fahrzeug im Angebot, arbeitet aber daran, im nächsten Jahr eines anbieten zu können.

In den letzten Wochen hatte das Unternehmen einen elektrischen Ford Transit zum Testen. Für einen Krankenwagen und im städtischen Bereich würde dessen Akku reichen. «Nicht aber für Rettungswagen auf dem Land mit langen Strecken. Denn das sind Nutzfahrzeuge, und weil die schwerer sind als Pkw, sind deren Reichweiten deutlich geringer», sagt May. Grössere Batterien zu verbauen, ist nicht möglich, weil die Rettungswagen durch den Aufbau schwerer sind als die Serienfahrzeuge. Mit Akkus kommen sie oft an die Grenze ihres zulässigen Gesamtgewichts.

Schutz und Rettung Zürich hat im Januar einen elektrischen Rettungswagen des deutschen Herstellers Wietmarscher Ambulanz- und Sonderfahrzeug für zwei Wochen im echten Betrieb getestet und dabei rund 1000 Einsatzkilometer zurückgelegt. Der schwere Transporter hat ein zulässiges Gesamtgewicht von 5,5 Tonnen und kommt unter realen Rettungsdienstbedingungen bis zu 190 Kilometer weit, sagt Claudio Corte, Abteilungsleiter Fahrzeuge. Das reiche für die Strecken, die Rettungswagen im Durchschnitt täglich zurücklegten.

Die Rettungsorganisation hat inzwischen zwei elektrisch angetriebene Rettungswagen bei dem Anbieter bestellt und einen mit konventionellem Antrieb. «Wir haben die Option auf weitere 24 Fahrzeuge», so Corte. Wie die Aufteilung beim Antrieb bei diesen Rettungswagen sein wird, zeigt eine nun folgende zweijährige Testphase mit den elektrischen Fahrzeugen. Die soll zeigen, ob sich elektrische Antriebe für Rettungswagen eignen.

Aus heutiger Sicht mit allenfalls drohenden Stromengpässen erscheint die Lösung der Berufsfeuerwehr Basel-Stadt besonders geeignet. Ist die Antriebsbatterie im Fahrzeug leer, sorgt ein Reichweitenverlängerer (Range Extender) für das Nachladen der Batterie. Dieser allerdings benötigt Diesel.

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